Dialyse aktuell 2009; 13(8): 412
DOI: 10.1055/s-0029-1243322
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Die etwas andere Urlaubsdialyse

Auf Kreuzfahrt mit Dialyse an Bord
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Publication Date:
19 November 2009 (online)

 
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Wenn Dialysepatienten an Urlaub denken, haben sie wohl meistens einen Urlaubsort und ein Feriendialysezentrum vor Augen. Aber es geht auch anders: Ein Feriendialysezentrum und viele Urlaubsorte. Man reist von Ort zu Ort und nimmt sein Dialysezentrum einfach mit. Wie? Auf einer Kreuzfahrt mit einer Dialysemöglichkeit an Bord. Dies ist auf einigen Kreuzfahrtschiffen möglich.

Ich hatte vor Kurzem die Gelegenheit, als Teil des Dialyseteams an solch einer Reise teilzunehmen. Die Fahrt ging von Kiel über die Ostsee nach Stockholm, Helsinki, St. Petersburg, Riga, Kleipedia, Tallin und Danzig zurück nach Bremerhaven. Die Unternehmung dauerte 12 Tage. Als ich in Kiel eintraf wusste ich nur, dass ich Teil des Dialyseteams sein würde. Wie ich dann auf dem Schiff, der MS Delphin Voyager, erfuhr, sollte viel Arbeit auf mich warten: 24 Patienten gingen mit auf die Reise. An Bord befanden sich 8 Dialyseplätze. Schon am Einschiffungstag wurden die ersten Dialysen durchgeführt. So sprang ich gleich mitten in die Arbeit hinein.

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Organisatorische und logistische Herausforderung

Nach und nach erschlossen sich mir in den folgenden Tagen die Besonderheiten einer Schiffsdialyse. Da gab es doch auch für einen erfahrenen Dialysepfleger wie mich noch einiges Neues zu lernen. So wurden die Patienten grundsätzlich jeden 2. Tag dialysiert. Der Sonntag war daher nicht wie an Land ein dialysefreier Tag. Wenn das Schiff im Hafen lag, unternahmen die Patienten meist Landausflüge. So konnte die Dialyse erst dann beginnen, wenn die Patienten zurück an Bord waren. Aber auch an Bord gab es Veranstaltungen, an welchen die Patienten teilnehmen wollten und die es zu berücksichtigen galt. Verständlich, denn wer liegt schon gerne während des Kapitäns- oder Galadinners an der Dialyse.

So war die Einteilung der 3 Patientenschichten doch recht schwierig, und es gab sowohl sehr späte Dialysen als auch sehr frühe Schichten. Letztendlich ist es aber doch gelungen, alle Wünsche der Patienten bezüglich der Dialysezeiten zu erfüllen. Aber auch logistisch ist so eine Schiffsreise eine besondere Herausforderung. Was vor der Reise nicht an Bord gebracht wird, das gibt es dann während der Reise eben nicht. Mal schnell etwas nachbestellen, das geht nicht. Eine Apotheke oder ein Zentrallager existieren an Bord nicht. Dialysatoren, Kochsalz, Konzentrat, Schlauchsysteme und alles weitere erforderliche Material und die Medikamente müssen in ausreichender Menge vorhanden sein. Fehlendes Material bedeut: keine Dialyse.

Bei der Menge an Wasser, die eine Dialyse erfordert, ist die Bereitstellung von ausreichenden Mengen an Permeat meiner Meinung nach die größte Herausforderung auf einem Schiff. Auch Ersatzdialysegeräte müssen in größerer Zahl vorhanden sein als in einem normalen Dialysezentrum: Der Techniker kann nicht eben mal schnell vorbeikommen, wenn eine Maschine defekt ist. Da all diese Dinge bedacht waren, wurde es eine schöne Reise für Personal und Patienten.

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Eine schöne Reise mit erfolgreicher Dialyse

Das Essen an Bord war von besonders guter Qualität. So hatten nicht nur die Patienten mit dem Gewicht zu kämpfen, der an das Abendessen anschließende Besuch in der Bar tat das Übrige. Die Zeit zwischen den Mahlzeiten war mit Dialyseschichten oder mit Landausflügen ausgefüllt. Die Dialyse bei Seegang forderte eine besondere Standfestigkeit des Personals. Während die Patienten den Seegang im Liegen gut überstanden, kam es beim Personal zu Ausfällen. Da die Patienten natürlich die Landausflüge mitmachten, hatte auch das Personal die Gelegenheit an Land zu gehen und die Sehenswürdigkeiten zu bestaunen. Auf dieser Reise war besonders St. Petersburg sehr beeindruckend. Zwei Tage konnten nur einen kleinen Einblick in das kulturelle Angebot der Stadt geben. Aber auch in allen anderen Städten gab es viel zu sehen und die Aufenthalte waren zu kurz, um sich mit allem zu befassen.

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Nach 12 Tagen galt es dann in Bremerhaven Abschied zu nehmen. Zufriedene Patienten und eine etwas müde Dialysecrew verließen das Schiff, und der ein oder andere der Patient hatte die nächste Reise schon im Blick oder auch schon gebucht. Und auch ich werde gerne wieder an einer solchen Reise teilnehmen, wenn sich die Gelegenheit bietet.

Hans-Martin Schröder, Neuwied

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