Psychiatrie und Psychotherapie up2date 2010; 4(5): 305-320
DOI: 10.1055/s-0030-1248548
Affektive Störungen

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Postpartale psychische Störungen

Valenka  M.  Dorsch, Anke  Rohde
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Publication Date:
11 August 2010 (online)

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Kernaussagen

  • Postpartale Depressionen sind ein vergleichsweise häufiges Phänomen nach Entbindungen und entwickeln sich in der Regel schleichend in den ersten Wochen nach der Geburt eines Kindes.

  • Postpartale Depressionen sind leicht zu diagnostizieren; erste Hinweise ergeben sich bei Anwendung des Screening-Instrumentes Edinburgh Postnatal Depression Scale (EPDS).

  • Postpartale Depressionen werden nach den üblichen ICD-10-Kriterien diagnostisch eingeordnet; es gibt keine eigene nosologische Einheit „Wochenbettdepression”.

  • Die Behandlung einer postpartalen Depression richtet sich nach der im Vordergrund stehenden Symptomatik und folgt den üblichen Kriterien der antidepressiven Behandlung – allerdings bei einer stillenden Mutter unter entsprechender Nutzen-Risiko-Abwägung.

  • Da auch Väter postpartal depressiv sein können, empfiehlt sich auch diesbezüglich eine verstärkte Aufmerksamkeit. Depressivität bei der Mutter erhöht die Wahrscheinlichkeit depressiver Symptome beim Vater.

  • Da sowohl mütterliche als auch väterliche Depressionen Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung haben können, sollte die suffiziente Behandlung der postpartalen Depression so früh wie möglich erfolgen.

  • Eine kindliche Gefährdung kann sich insbesondere beim Auftreten von suizidalen Symptomen ergeben (cave: erweiterter Suizid), aber auch durch die Störung der Mutter-Kind-Bindung bei unbehandelter Depression. Wegen der potenziellen Gefährdung des Kindes muss auch beim Auftreten von Wahnsymptomen (z. B. Doppelgängerwahn) oder akustischen Halluzinationen (imperative Stimmen) auf jeden Fall eine stationäre Behandlung der Mutter herbeigeführt werden.