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DOI: 10.1055/s-0030-1249293
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York
Vorderes Kreuzband – Schrauben- oder Nahtrefixation? Das ist hier die Frage
Publication History
Publication Date:
22 February 2010 (online)
Bei Ausrissen des vorderen Kreuzbandes muss die stabilisierende Funktion durch eine interne Fixierung wieder hergestellt werden. Die vorliegende Studie vergleicht die klinischen Ergebnisse der beiden am häufigsten verwendeten Refixationsmethoden mit einem Nachuntersuchungsintervall von mindestens 2 Jahren. A clinical comparison of screw and suture fixation of anterior cruciate ligament tibial avulsion fracture. Am J Sports Med. 2009; 37: 2334-2339.
#Einleitung
Knöcherne Ausrisse des vorderen Kreuzbandes führen zu Instabilität des Kniegelenkes und können bei Bewegung Blockierungserscheinungen hervorrufen. Ziel muss es sein, die stabilisierende Funktion des vorderen Kreuzbandes (VKB) durch eine stabile interne Fixierung wieder herzustellen. Die Refixation mittels Schraubenosteosynthese oder die Nahtrefixation zählen zu den zwei am häufigsten verwendeten Verfahren zur Therapie des knöchernen tibialen Ausriss des VKB. Beide Verfahren wurden in biomechanischen Studien gegenübergestellt, klinische Untersuchungen zu diesem Thema sind noch nicht beschrieben.
#Studiendesign
Zwischen 2000 und 2006 wurden 33 Patienten innerhalb des ersten Monats nach traumatischem knöchernem Ausriss des VKB mit Schraubenosteosynthese (16 Patienten) oder Naht (17 Patienten) behandelt und retrospektiv untersucht. Ausschlusskriterien waren Typ IV Verletzungen nach Meyer, ligamentäre Begleitverletzungen, interligamentere Verletzungen des VKB, sowie Patienten die nicht innerhalb der ersten vier Wochen nach Trauma versorgt wurden. Alle Patienten wurden im 2-Jahres-follow-up untersucht und mit Hilfe des Lysholm-Knie-Scores sowie dem Vergleich vom präoperativen Aktivitätsniveau evaluiert. Die Kniestabilität wurde mit dem Lachmann-Test und mit Röntgen-Stress-Aufnahmen untersucht.
Bisherige Studien verglichen verschiedene Fixationsmethoden des knöchernen VKB-Ausriss in biomechanischen Untersuchungen. Diese Studie präsentiert erstmals den Vergleich zweier Fixationsmethoden- Schraubenosteosynthese gegenüber Naht- in einer klinisch retrospektiven Nachuntersuchung im 2-Jahres-follow-up. Die Studie zeigt, dass keine signifikanten Unterschiede bezüglich der Stabilität und der Patientenzufriedenheit in beiden Gruppen bestehen.
Die Altersspanne in beiden Gruppen (8 - 35) ist sehr weit gefasst, da in der Wachstumsphase sicherlich noch weitere Faktoren, als die in der Studie aufgeführten, Einfluss auf die Heilung nehmen. Zudem könnte das retrospektive Design der Studie eine gewisse Beeinflussung in der Patientenauswahl und in der Befangenheit bezüglich des Outcomes der Patienten haben. In einer prospektiven Studie wäre es sicherlich notwendig, die präoperativen Daten in der Akutphase der Verletzung zu erheben, was die Interpretation sicherlich erschweren, jedoch deutlich validere Ergebnisse bringen würde.
Dr. med. Marco Ezechieli
Ergebnisse
Nach einem durchschnittlichen Untersuchungszeitraum von 29,7 Monaten (24 - 36m) zeigten sich im Lysholm-Score keine signifikanten Unterschiede in beiden Gruppen (91,9 bei Schraubenosteosynthese gegenüber 92,7 bei Naht; p=0.413). Alle Patienten bis auf 1 pro Gruppe erreichten das präoperative Aktivitätsniveau. Bei 3 Patienten der Schrauben-Gruppe und 2 Patienten der Naht-Gruppe zeigte sich ein Streckdefizit zwischen 5° und 10°, jedoch ohne Signifikanz zwischen den beiden Gruppen. Die Stabilität im Lachmann-Test und in den Röntgenuntersuchungen zeigten keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen.
Dr. med. Marco Ezechieli
Orthopädische Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover
Email: marco.ezechieli@annastift.de