Pneumologie 2010; 64(3): 139-140
DOI: 10.1055/s-0030-1249414
Pneumo-Fokus

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Tuberkulose - Ist Moxifloxacin in der Initialphase Isoniazid gleichwertig?

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12 March 2010 (online)

 
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Der Bedarf an neuen antituberkulös wirksamen Medikamenten hat US-amerikanische Forscher um S. E. Dorman veranlasst, Isoniazid in der 1. Phase einer Vierfach-Antibiotika- Kombinationstherapie durch Moxifloxacin zu ersetzen. Am J Respir Crit Care Med 2009; 180: 273-280

Im Vorfeld gab es in vitro und im Mausmodell klare Hinweise auf eine hohe Wirksamkeit von Moxifloxacin gegen das Mycobacterium tuberculosis. Darüber hinaus ist die Verträglichkeit des Antibiotikums in anderen Indikationen relativ gut, das Interaktionsrisiko gering. Deshalb prüft die Phase-II-Studie, ob sich dies auch beim Menschen bestätigen lässt. Dazu behandelten die Wissenschaftler an verschiedenen Standorten insgesamt 433 Patienten mit einer im Sputumausstrich bestätigten Lungentuberkulose. In den ersten 8 Wochen bekamen die Probanden 5 Tage pro Woche randomisiert entweder 400 mg Moxifloxacin plus einem Isoniazidplacebo oder 300 mg Isoniazid plus einem Moxifloxacinplacebo, zusätzlich zur Behandlung mit Rifampicin, Pyrazinamid und Ethambutol. Zur Kontrolle des Therapieerfolgs nahmen die Forscher alle 2 Wochen Sputumproben. Die Patienten stammten zu fast zwei Dritteln (65 %) aus Südafrika und Uganda, 11 % waren HIV-positiv und drei Viertel (76 %) zeigten eine Kavernenbildung im Röntgenbild.

Nach 8 Wochen ließ sich in beiden Gruppen kein statistisch signifikanter Unterschied in der Häufigkeit negativer Sputumkontrollen, dem Surrogatmarker, der als primärer Endpunkt gewählt worden war, beobachten. Bei 54,9 % der Patienten im Isoniazidarm und 60,4 % derjenigen im Moxifloxacinarm ließen sich zu diesem Zeitpunkt keine Erreger im Sputumausstrich nachweisen (p = 0,37). Als ungünstige Faktoren für eine negative Sputumkontrolle in Woche 8 erwiesen sich in der multivariaten Analyse neben bekannten Risikofaktoren, wie Alter, Rauchen und hohe Bakteriendichte im Sputum, die Kavernenbildung und eine Behandlung in Afrika. Eine eindeutige Erklärung haben die Autoren dafür nicht. In den afrikanischen Studienzentren wurden sogar mehr Antibiotikadosen verabreicht als in den anderen Zentren, dennoch lag der Anteil negativer Sputumproben unter denen in anderen Regionen. Der Anteil der Studienteilnehmer, die die Medikation abbrachen, war in der Isoniazidgrupe etwas, aber nicht deutlich geringer als in der Moxifloxacingruppe (10,7 vs. 14,5 %, p = 0,25). Schwere unerwünschte Ereignisse traten in beiden Studienarmen vergleichbar häufig auf (3,9 vs. 4,1 %). Übelkeit schien in der Moxifloxacingruppe etwas häufiger vorzukommen, unter Erbrechen litten aber in beiden Gruppen ähnlich viele Patienten.

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Fazit

Eine Substitution von Isoniazid durch Moxifloxacin in einem Kombinationsschema mit Rifampicin, Pyrazinamid und Ethambutol scheint möglich und im Rahmen der 1. intensiven Phase der Tuberkulosebehandlung wirksam zu sein. Die Hoffnung, mithilfe von Moxifloxacin die Behandlungsdauer einer Lungentuberkulose zu verkürzen, bestätigte sich bei diesem Studienansatz allerdings nicht. Die Moxifloxacinkombination könnte aber eine Alternative bei Patienten mit einer Isoniazid-Intoleranz oder bei isoniazidresistenten Stämmen sein.

Friederike Klein, München