Die Daten zu intensivpflichtigen Patienten mit H1N1 während des Sommers lassen nur
bedingt Rückschlüsse auf den zu erwartenden Verlauf im Winter zu. S. A. R. Webb et
al. haben nun die Erfahrungen mit der Wintersaison 2009 in Australien und Neuseeland
veröffentlicht, die Schätzungen zum Winterverlauf auf der Nordhalbkugel zulassen.
N Engl J Med 2009; 361: 1925-1934
Studiendesign
Influenzavirus A/H1N1: Australien und Neuseeland haben bereits erste Erfahrungen mit
intensivpflichtigen Patienten in der Wintersaison. Die Studie wertet die vorliegenden
Daten aus (Bild: CDC/F. A. Murphy).
An der Multicenterstudie beteiligten sich alle 187 Intensivstationen in Australien
und Neuseeland mit insgesamt 1879 Betten, einschließlich 1449 Beatmungsplätzen. Registriert
wurden alle Patienten, die zwischen dem 1. Juni und dem 31. August 2009 mit einer
nachgewiesenen H1N1-Infektion auf eine Intensivstation aufgenommen wurden. Neben den
demografischen Daten sammelten die Autoren verschiedene Angaben zur Erkrankung und
deren Behandlungsverlauf, insbesondere Liegezeiten und Beatmungstage. Erfasst wurde
dabei der Zeitraum bis zum 7. September 2009.
Insgesamt wurden im Studienzeitraum 722 Patienten mit gesicherter H1N1-Infektion auf
eine Intensivstation aufgenommen. Dies entsprach einer Rate von 28,7 pro 1 Mio. Einwohner.
Davon waren 669 Patienten (92,7 %) jünger als 65 Jahre, 66 (9,1 %) waren schwangere
Frauen, 172 von 601 mit verfügbaren Daten (28,6 %) hatten einen Body-Mass-Index größer
35. 231 von 722 Patienten mit diesbezüglichen Angaben (32,7 %) litten an Asthma oder
anderen chronischen Lungenerkrankungen. Von 706 Patienten mit verfügbaren Daten wurden
456 (64,6 %) im Median für 8 Tage maschinell beatmet. Dies entsprach insgesamt 5249
Beatmungstagen und 208 Tagen pro 1 Million Einwohner. Zum Stichtag 7. September wurden
noch 114 Patienten (15,8 %) stationär behandelt, davon 37 (5,1 %) auf der Intensivstation.
Mediane Behandlungsdauer auf der Intensivstation
Diese Patienten ausgeschlossen, lag die mediane Behandlungsdauer auf der Intensivstation
bei 7,4 Tagen, die Krankenhausverweildauer bei 12,3 Tagen. 103 Patienten (14,3 %)
waren an der Erkrankung gestorben. Als unabhängige Risikofaktoren dafür fanden sich
maschinelle Beatmung bereits bei Aufnahme, jegliche Begleiterkrankung und höheres
Lebensalter (2 % Risikosteigerung pro Lebensjahr). Insgesamt belegten die H1N1-Patienten
die Intensivstationen mit 8815 Bettentagen, entsprechend 350 Bettentagen pro 1 Mio.
Einwohner.
Fazit
H1N1-Infektionen wirkten sich in der Wintersaison 2009 in Australien und Neuseeland
erheblich auf die Intensivstationen aus. Die Daten können dabei helfen, die Behandlung
von Patienten während der Wintersaison auf der Nordhalbkugel zu planen, so die Autoren.
Dr. Johannes Weiß, Bad Kissingen