Pneumologie 2010; 64(4): 203
DOI: 10.1055/s-0030-1253274
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Diffuse parenchymale Lungenerkrankungen ‐ Rauchen als Risikofaktor bestätigt

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Publication Date:
07 April 2010 (online)

 
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Rauchen ist nicht nur ein Risikofaktor für obstruktive, sondern auch für diffuse parenchymale Lungenerkrankungen. In der prospektiven MESA-Lungenstudie konnten D. J. Lederer et al. dies nun auch für subklinische Veränderungen, die nur spirometrisch anhand der Restriktion und mittels CT fassbar sind, bestätigen. Am J Respir Crit Care Med 2009; 180: 407–414

Fibrose und Entzündung kennzeichnen diffuse parenchymale Lungenerkrankungen. Da es keine effektive Therapie für diese Erkrankungen gibt, kommt der Suche nach Risikofaktoren, die einen Ansatz zur Prävention bieten, besondere Bedeutung zu.

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Rauchen begünstigt Lungenparenchymschäden, so die Autoren der Studie (Bild: creativ collection).

In einigen Studien erwies sich Zigarettenrauchen als assoziiert mit einem erhöhten Risiko für eine idiopathische Lungenfibrose. Bisher gab es aber nur eine Studie (NHANES I), die Risikofaktoren für subklinische Lungenerkrankungen untersucht hat. Nur bei aktuellen Rauchern, so das Ergebnis, konnte ein erhöhtes Risiko für restriktive Veränderungen festgestellt werden. In die prospektive Kohortenstudie MESA (Multi-Ethnic Study of Atherosclerosis) wurden ältere Erwachsene ohne klinische kardiovaskuläre Erkrankungen aufgenommen, um die Prävalenz und die Korrelationen subklinischer kardiovaskulärer Erkrankungen zu ermitteln. Da alle Teilnehmer eine kardiale CT-Untersuchung durchliefen, die fast das ganze Lungenparenchym darstellte, bot sich außerdem die Gelegenheit, Risikofaktoren für subklinische Lungenparenychmschäden zu ermitteln. An dieser Lungenstudie nahmen 2563 Personen im mittleren Alter von 64 Jahren teil, 44 % davon waren Männer. Insbesondere wurde der Zusammenhang zwischen spirometrischer Restriktion und Bereichen erhöhter Dichte im CT und dem Zigarettenrauchen untersucht.

Die Autoren fanden bei 10 % der Probanden restriktive Veränderungen in der Spirometrie. Nach Korrektur der anderen Einflussvariablen erwies sich die Prävalenz der restriktiven Veränderungen als abhängig von der Höhe und Dauer des Zigarettenkonsums. Pro 10 Packungsjahren stieg sie um 10 % an. Auch die Fläche von Regionen mit erhöhter Dichte im CT nahm pro 10 Packungsjahren um 2,5 cm3 zu. Diese Beziehung war jedoch nach den Ergebnissen einer Post-hoc-Analyse bei männlichen Teilnehmern deutlich ausgeprägter als bei weiblichen.

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Fazit

Erstmals wurde in dieser Studie die Assoziation zwischen kumulativem und aktuellem Zigarettenrauchen und CT-Veränderungen des Lungenparenchyms in einer großen Kohortenstudie an Patienten ohne obstruktive Veränderungen untersucht. Die Ergebnisse unterstützen die Hypothese, dass Rauchen nicht nur ein Risikofaktor für das Emphysem, sondern auch für Parenchym-Anomalien ist. Die im CT gefundenen Bereiche mit erhöhter Dichte könnten eine interstitielle Entzündung oder eine Fibrose reflektieren.

Dr. Angelika Bischoff, Planegg

 
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Rauchen begünstigt Lungenparenchymschäden, so die Autoren der Studie (Bild: creativ collection).