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DOI: 10.1055/s-0030-1253302
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York
Untersuchungsmethoden – SPECT-CT als neues Diagnostik-Tool?
Publication History
Publication Date:
07 April 2010 (online)
Während MRT, CT und konventionelle Radiologie nur die Morphologie abbilden, kombiniert das SPECT-CT die räumliche Auflösung des CT mit der Szintigraphie zur Darstellung von Knochenstoffwechselprozessen. In der vorliegenden Studie wird die Inter- und Intraobserver-Reliabiltät dieser für die Orthopädie neuen Methode untersucht. SPECT-CT imaging in degenerative joint disease of the foot and ankle. J Bone Joint Surg Br. 2009 Sep;91(9):1191 – 1196.
#Einleitung
Die genaue Lokalisation arthrotischer Veränderungen ist notwendig für eine erfolgreiche Behandlung. Dies ist insbesondere am Fuß schwierig, da die Anzahl und Nähe der verschiedenen Gelenke zueinander häufig eine klinische Zuordnung erschwert. Die radiologisch morphologischen Veränderungen von Röntgen und CT korrelieren nicht immer mit den tatsächlichen Beschwerdeauslösern. Obwohl die Arthrodese die Therapie der Wahl bei den meisten arthrotischen Veränderungen am Fuß darstellt, sollten ausgedehnte Arthrodesen zur Beibehaltung von Restmobilität und Vermeidung von Anschlussarthrosen vermieden werden.
#Studiendesign
20 Patienten mit komplexen Fußproblemen und nicht eindeutig zuordbaren Schmerzsyndromen wurden mittels SPECT-CT untersucht. CT, Szintigraphie und das SPECT-CT wurden unabhängig voneinander von 5 verschiedenen Untersuchern nach definierten Kriterien befundet und die Untersuchung nach 6 Wochen wiederholt. Sowohl die Inter- als auch die Interaobserver-Reliabilität wurden statistisch untersucht.
#Ergebnisse
Bei der Interobserver-Reliabilität zeigte sich das SPECT-CT (κ = 0,86) sowohl dem CT (κ = 0,67), als auch der Szintigraphie (κ = 0,65) und auch der Kombination (κ = 0,67) aus beiden überlegen (p < 0,01). Ebenso bestand bei der Intraobserver-Reliabilität eine höhere Übereinstimmung des SPECT-CT (κ = 0,92), als beim CT (κ = 0,80), der Szintigraphie (p = 69) oder einer Kombination von beidem (κ = 0,83) (p < 0.01).
Während sich bei der Beurteilung der Bildgebung zwischen erfahrenen und weniger erfahrenen Orthopäden von Szintigraphie bzw. CT kombiniert mit Szintigraphie ein Unterschied (p < 0,01) zeigte, fand sich dieser zwischen CT und SPECT-CT nicht (p > 0,05). Ebenso zeigte sich kein Unterschied in der Beurteilung zwischen Radiologen und Orthopädien (p > 0,05). Bei der Interobserver Übereinstimmung zwischen CT bzw. Szintigraphie gegenüber dem SPECT-CT zeigten sich signifikante Unterschiede für die naviculocuneiformen und tarso-metatarsalen Gelenke (p < 0,001).
#Kommentar
In dieser Studie beschreiben die Autoren als eine der ersten Gruppen die Nutzung des SPECT-CT als Untersuchungstechnik in der Orthopädie. Sie können zeigen, dass die Technik eine hohe Übereinstimmung bei der Befundung zwischen verschiedenen Untersuchern und Zeiträumen hat und hierbei den konventionellen Techniken, nämlich CT und Szintigraphie überlegen ist. Dies ist die Grundvoraussetzung für die weitere Nutzung. Weiterhin konnten sie zeigen, dass in Bereichen, wo eine hohe Ortsauflösung notwendig ist, die Methode zu hohen Übereinstimmungen bei der Beurteilung führt, und auch jüngere Kollegen zu übereinstimmenden Beurteilungen kommen.
Leider gehen die Autoren in dieser Studie nicht auf die klinische Relevanz der SPECT-CT Befunde ein. Hierfür wäre eine Untersuchung der Korrelation mit z.B. Infiltration der schmerzhaften Gelenke interessant. Ebenso wäre interessant zu wissen, wie häufig die Befunde des SPECT-CT zu einer Änderung eines zuvor festgelegten Behandlungsschemas führen. Weitere Studien sind notwendig, bevor eine breite Anwendung der Technik empfohlen werden kann, wobei auch eine Ausdehnung der Technik auf andere Gelenke interessant wäre. Vor dem Hintergrund einer weiter um sich greifenden Kostendebatte muss das SPECT-CT in Zukunft auch seine Kosteneffizienz beweisen.
Dr. med. Christian Plaass
Dr. med. Christian Plaass
Orthopädische Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover