Z Orthop Unfall 2010; 148(2): 136
DOI: 10.1055/s-0030-1253304
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Oberflächenersatz – Ist die Gefäßversorgung mit zementierter Kappe schlechter?

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Publication Date:
07 April 2010 (online)

 
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Als mögliche Versagensgründe beim Oberflächenersatz des Hüftgelenkes werden Nekrosen auf Grund eines reduzierten Blutflusses im Femurkopf diskutiert. Trotz der hohen Relevanz der Blutversorgung beim Oberflächenersatz, gibt es keine Daten über eine mögliche Beeinflussung der Hüftkopfdurchblutung durch das Zementieren der Kappe. Ziel der hier vorgestellten Studie war die Untersuchung des Effekts der Zementiertechnik beim Oberflächenersatz auf die Gefäße im Hüftkopf mittels Microangiographie. The Vascular Network in the Femoral Head and Neck After Hip Resurfacing. J Arthroplasty. 2010 Jan;25(1):146 – 151

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Bild: Schünke M et al. Prometheus. Allgemeine Anatomie und Bewegungsapparat. Grafik: M. Voll Stuttgart: Thieme, 2004.

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Studiendesign

Bei 20 humanen, arthrotischen Hüftköpfen wurde eine aus Kunststoff nachgebaute Kopfkappe implantiert um eine störungsfreie Bildgebung zu ermöglichen. Bei zehn Hüftköpfen wurde dabei eine große Menge Zement verwendet (80 % der Kavität der Kappe wurde vor der Implantation mit Zement befüllt), bei zehn weiteren erfolgte die Implantation mit wenig Zement (50 % der Kavität.). Zehn weitere Hüftköpfe dienten als Kontrolle. Vor einer Micro-CT-Bildgebung wurden die Implantate auf die Hüftköpfe zementiert und anschließend die intrakapitalen Gefäße mit Bariumsulfat über die A. retinacula med. oder lat. gefüllt. Bei allen Hüftkopf-Scans wurden 6 axiale, 5 mm dicke Schichten bestimmt, die in der Längsachse des Kopfes in 4 Zonen eingeteilt wurden (24 Quadranten). Es wurde die Eindringtiefe des Zementes mit der Anzahl der Quadranten, in denen noch mindestens 1 Gefäß kontrastiert war korreliert und die drei unterschiedlichen Gruppen sowie die Kontrastierung über die A. retinacula med. und lat. verglichen.

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Ergebnisse

Die Kontrastierung der Gefäße zeigte keinen signifikanten Unterschied in der intraossären Durchblutung zwischen der medialen und lateralen A. retinacula. Die Eindringtiefe des Zementes korrelierte negativ mit der Anzahl der durchbluteten Quadranten (r = -0,5; P > 0,5). Zwischen den Gruppen mit unterschiedlichen Zementmengen wurde kein signifikanter Unterschied in der Anzahl der durchbluteten Quadranten gefunden. Im Kopf- Halsübergang waren keine Unterschiede zwischen Hüftköpfen mit Implantat und ohne Implantat vorhanden.

Dr. med. Matthias Lerch

Orthopädische Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover

Email: matthias.lerch@ddh-gruppe.de

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Kommentar

Ziel der vorgestellten Studie war es, den Effekt der Zementiertechnik auf die intrakapitale Durchblutung per Micro-CT-Angiographie zu evaluieren. Die Methodik und Projektidee ist innovativ und die Durchführung sowie Darstellung der Ergebnisse adäquat. Die Ergebnisse werden kritisch diskutiert. Die Problematik der dreidimensionalen Untersuchung wäre einfacher zu lösen gewesen. Hätte man eine Segmentierung der CT-Daten durchgeführt, wäre eine einfache Darstellung sowie Quantifizierung auch in mehr als 24 Quadranten möglich. Ein weiterer Kritikpunkt stellt die fehlende Darstellung der kontrastierten intrakapitalen Gefäße vor Implantation dar. Eine Registrierung der segmentierten Daten hätte eine exakte Messung der verbleibenden Gefäße nach Implantation erbracht. Studien, die sich der Micro-CT-Untersuchung bedienen, können wichtige Erkenntnisse über Vorgänge innerhalb der Kopfkappe liefern [1], [2]. So steuert diese Studie einen weiteren essentiellen Baustein zum Verständnis der Komplikationen beim Oberflächenersatz der Hüfte bei. Für die klinische Anwendung bedeuten die Ergebnisse, dass die zementierte Kopfkappe nach wie vor der Goldstandard bleiben sollte, die Zementmenge sollte jedoch gering gehalten werden.

Dr. med. Matthias Lerch

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Literatur

  • 01 McMahon S J, Young D , Ballok Z , Badaruddin B S, Larbpiboonpong V , Hawdon G . Vascularity of the femoral head after Birmingham hip resurfacing. A technetium Tc 99m bone scan/single photon emission computed tomography study.  J Arthroplasty. 2006;  21 514-521
  • 02 Lerch M , Olender G , Höh N von der , Thorey F , Lewinski G von , Meyer-Lindenberg A , Windhagen H , Hurschler C . Ex Vivo µCT Analysis of Possible Microfractures of the Femoral Head during Implantation of a Cementless Hip Resurfacing Femoral Component.  Z Orthop Unfall. 2009;  147 716-w720
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Literatur

  • 01 McMahon S J, Young D , Ballok Z , Badaruddin B S, Larbpiboonpong V , Hawdon G . Vascularity of the femoral head after Birmingham hip resurfacing. A technetium Tc 99m bone scan/single photon emission computed tomography study.  J Arthroplasty. 2006;  21 514-521
  • 02 Lerch M , Olender G , Höh N von der , Thorey F , Lewinski G von , Meyer-Lindenberg A , Windhagen H , Hurschler C . Ex Vivo µCT Analysis of Possible Microfractures of the Femoral Head during Implantation of a Cementless Hip Resurfacing Femoral Component.  Z Orthop Unfall. 2009;  147 716-w720
 
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Bild: Schünke M et al. Prometheus. Allgemeine Anatomie und Bewegungsapparat. Grafik: M. Voll Stuttgart: Thieme, 2004.