Obwohl Rauchen als Suchtmittel ein enormer Risikofaktor für eine Vielzahl von Erkrankungen ist, sind Patienten oft nur schwer zum Rauchstopp zu motivieren.
Der Erfolg einer intensiven Beratung durch den Hausarzt kann durch den Einsatz von Pharmakotherapie noch verstärkt werden, wie Dr. Jürg Hamacher aus Bern erläuterte. Beratung und medikamentöse Hilfsmittel seien, jedes für sich, wirksam, die Kombination sei jedoch am effektivsten, betonte Dr. Irmgard Homeier aus Wien. Studien gäben keinen Hinweis, ob Einzel- oder Gruppensituationen erfolgreicher seien, sodass eine breite Palette von Optionen für die Patienten offen steht. In einer Metaanalyse aus dem Jahr 2008 zur Raucherentwöhnung mit Pharmakotherapie mit insgesamt 83 Studien zeigte laut Homeier der Einsatz von Vareniclin (Champix®) in 5 Studien mit 3,1 die beste Odds Ratio, also eine dreimal so gute Wirksamkeit bei der Raucherentwöhnung im Vergleich zu Placebo, mit Abstinenzraten von 33,2 %.
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Die Mediziner konnten die professionelle Beratung in Workshops auch praktisch üben. Hier wurden unterschiedliche Kommunikationsmuster bei Ärzten und Patienten deutlich, die man berücksichtigen muss. Zentrale Strategie sind hier die 5 As: Ask - fragen Sie jeden Patienten nach seinem Raucherstatus. Advise - geben Sie klare persönliche Beratung. Assess - finden Sie am besten vorher schon heraus, ob ein Patient das Rauchen aufgeben möchte. Assist - bieten Sie jederzeit Unterstützung an. Arrange - vereinbaren Sie weitere Termine. Wichtig für alle Beteiligten ist auch, jeden Rückfall nicht als Scheitern, sondern als weiteren Schritt auf dem Weg in den Ausstieg anzusehen.
Die Experten plädierten für den totalen Rauchstopp - keine halbherzigen Sachen. Wenn weiter geraucht wird, besteht beim Nikotinersatz mit Pflastern die Gefahr einer Überdosierung. Da Vareniclin kein Nikotin enthält, sondern an die Nikotinrezeptoren andockt und mit Nikotin um die Bindung konkurriert, besteht dieses Risiko hier nicht.
Die individuell abzurechnende Raucherberatung in der Arztpraxis kann mithilfe von Pharmakotherapie zum Erfolgsmodell für Arzt und Patienten mit hohen Abstinenzraten werden.
Martina Freyer, München
Quelle: Fortbildungsveranstaltung "Raucherberatung in der Arztpraxis: Frustration oder Erfolgsmodell?" am 4. und 5. Dezember 2009 in München, Veranstalter Pfizer