Intensivmedizin up2date 2010; 6(4): 297-311
DOI: 10.1055/s-0030-1255802
Allgemeine Prinzipien der Intensivmedizin

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Propofolinfusionssyndrom

Uwe  Trieschmann, Berhard  Roth, Johann  Motsch
Further Information

Publication History

Publication Date:
12 October 2010 (online)

Preview

Kernaussagen

Die Analyse zahlreicher Fallberichte sowie einiger Studien hat gezeigt, dass ein PRIS mit verschiedenen Symptomen assoziiert sein kann. Die Kardinalsymptome sind eine anders nicht erklärbare (Lakt-) Azidose sowie Zeichen der kardialen Dysfunktion, die mit weiteren Symptomen vergesellschaftet sind (Rhabdomyolyse, Nierenversagen, Hypertriglyzeridämie). EKG-Veränderungen sind Ausdruck eines unmittelbar bevorstehenden schweren PRIS.

Postulierte Ursachen des PRIS sind eine Hemmung der Atmungskette und eine Störung des Transports langkettiger Fettsäuren in die Mitochondrien. Bei einer Mitochondriopathie sollte man Propofol nicht oder nur mit größter Vorsicht einsetzen.

Hauptrisikofaktoren für ein PRIS sind eine Applikation über längere Zeit und eine hohe Dosierung (über 4 mg/kgKG/h). Eine Azidose kann in seltenen Fällen aber auch bei kürzerer Applikation oder niedriger Dosierung auftreten und ein Hinweis auf ein sich entwickelndes PRIS sein. Co-Faktoren (kritische Erkrankung, Katecholamine, Glukokortikoide) begünstigen die Entstehung eines PRIS.

Die Inzidenz des PRIS ist abhängig von dessen Schweregrad. Die Inzidenz einer milden Ausprägung kann bei 1 % liegen und bereits bei einer Applikationsdauer ab 24 h auftreten. Die Mortalität hängt stark vom Ausmaß der Symptome und begleitender Risikofaktoren ab.

Bei Kindern bedarf eine langdauernde Propofolapplikation (über 3 – 6 h) einer besonders strengen Indikationsstellung; lange Nüchternzeiten sind unbedingt zu vermeiden. Um eine hohe Propofoldosierung zu vermeiden, empfiehlt sich die Kombination mit Opioiden.

Bei drohendem oder manifestem PRIS ist rechtzeitig eine invasive Therapie (transvenöse Herzstimulation, Hämodialyse, ggf. ECMO) zu ergreifen.

Literatur

Dr. med. Uwe Trieschmann

Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin
Uniklinik Köln

Kerpener Straße
50931 Köln

Phone: 0221/478-89194

Fax: 0221/478-86774

Email: uwe.trieschmann@uk-koeln.de