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DOI: 10.1055/s-0030-1255842
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Senkung der Wundinfektionsrate bei nasalen S.-aureus-Trägern
Publication History
Publication Date:
30 September 2010 (online)
Bode LGM, Kluytmans JAJW, Wertheim HFL et al. Preventing Surgical-Site Infections in Nasal Carriers of Staphylococcus aureus. N Engl J Med 2010; 362: 9 – 17
Nasale Träger von Staphylococcus aureus unterliegen einem 3- bis 6-fach höheren Risiko einer postoperativen Wundinfektion als Nicht-Träger. Da ca. 80 % aller postoperativen Wundinfektionen endogen bedingt sind, wurde mit einer randomisierten doppelblinden, placebokontrollierten Multicenter-Studie (eine Universitätsklinik, 2 Häuser der Grundversorgung) überprüft, ob eine Dekolonisation der Träger vorteilhaft ist.
Von 6617 Patienten, die mittels Real-Time-PCR gescreent wurden, konnten 917 Patienten als Träger von Methicillin-sensiblen S. aureus (MSSA) identifiziert und im Anschluss randomisiert einer Verum- bzw. Placebogruppe zugeordnet werden. Die Verumgruppe führte 2 × täglich eine Dekolonisation mittels 2 %iger Mupirocin-Nasensalbe und täglich eine Ganzkörperwaschung mit Chlorhexidin-Seife (40 mg/ml) über 5 Tage durch. Die Dekolonisation erfolgte unabhängig davon, ob in dieser Zeit operiert und eine perioperative Antibiotikaprophylaxe gegeben wurde. Bei verlängerter Liegezeit wurde die Dekolonisierung nach 3 bzw. 6 Wochen wiederholt. Die Placebogruppe erhielt Salbe bzw. Seife ohne Wirkstoff.
Ergebnisse: Die Inzidenz von nosokomialen S.-aureus-Infektionen war statistisch signifikant niedriger in der Mupirocin-Chlorhexidin-Gruppe (17 vs. 3,4 %) als in der Placebo-Gruppe (32 vs. 7,7 %). Das relative Risiko, eine S. aureus-Infektion zu bekommen, lag in der Verum-Gruppe bei 0,42 (95 %-Konfidenzintervall (CI) 0,23 – 0,75). Um eine nosokomiale S.-aureus-Infektion zu verhindern, mussten 250 Patienten gescreent werden und 23 S.-aureus-Träger behandelt werden.
Die Zahl tiefer S.-aureus-Wundinfektionen konnte durch eine Behandlung mit Mupirocin und Chlorhexidin noch deutlicher gesenkt werden (4 Infektionen [0,9%] vs. 16 [4,4%]; relatives Risiko 0,21; 95% CI, 0,07 – 0,62). Ebenso wurde mit Hilfe der o. g. Dekolonisierung sowohl die Zeit bis zum Auftreten einer nosokomialen S. aureus-Infektion verlängert als auch die mittlere Krankenhausaufenthaltsdauer verkürzt. Es wurde zudem eine Senkung der infektbedingten Mortalität nach Dekolonisierung beobachtet, vor allem profitierten hier Patienten aus der Herz-/Thoraxchirurgie (kein Todesfall vs. 3 infektbedingte Todesfälle).
Die Autoren begründen die Effektivität einer Dekolonisierung von S.-aureus-Trägern vor allem durch ein schnelles Screeningergebnis und Start der Dekolonisierung innerhalb von 24 Stunden nach Bekanntwerden des Ergebnisses sowie mit der Kombination von Mupirocin-Nasensalbe und Ganzkörperwaschung mit Chlorhexidin.
Fazit: Auch wenn eine Eradikation von S. aureus nicht gelingt, so kommt es doch zu einer Keimzahlreduktion, die sich positiv auf die Inzidenz postoperativer Wundinfektionen auswirkt. Zu beachten ist hier die strenge Indikationsstellung für S.-aureus-Träger mit Infektionsrisiko (um eine Resistenzbildung gegen Mupirocin gering zu halten) sowie das Vorliegen einer Screeningmethode mit hoher Spezifität. Die Studie umfasste nur MSSA-Träger; vermutlich können diese Ergebnisse aber auch auf MRSA-assoziierte Wundinfektionen übertragen werden. Offen bleibt die Effektivität der Einzelwirkstoffe im Vergleich zu der oben besprochenen Kombination von Mupirocin und Chlorhexidin.
Dr. med. Beate Willms, Düsseldorf