Intensivmedizin up2date 2011; 7(1): 45-62
DOI: 10.1055/s-0030-1256183
Allgemeine Prinzipien der Intensivmedizin

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die neuen Leitlinien zur kardiopulmonalen Reanimation

Stefan  Braunecker, Michael  Baubin, Bernd  W.  Böttiger
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Publication Date:
14 February 2011 (online)

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Kernaussagen

Durchführung der CPR. Da es sich beim erwachsenen Patienten meist um einen primär kardial bedingten Kreislaufstillstand handelt, kann besonders beim plötzlichen Herztod von einer Restoxygenation des Blutes ausgegangen werden. Aus diesem Grund sollte bei Erwachsenen mit festgestelltem Kreislaufstillstand mit 30 Thoraxkompressionen begonnen werden. Um eine gute Organperfusion zu gewährleisten, müssen Thoraxkompressionen möglichst kontinuierlich (100 – 120/min) und effektiv (5 – 6 cm Kompressionstiefe) durchgeführt werden. Das Verhältnis zwischen Thoraxkompressionen zu Beatmungen beträgt weiterhin 30 : 2. Eine Beatmung soll 1 s dauern und die Durchführung von 2 Beatmungen sollte nicht länger als 5 s in Anspruch nehmen.

Defibrillation. Eine Reanimation über einen bestimmten Zeitraum vor der ersten Rhythmusanalyse und der ersten Defibrillation wird nicht mehr empfohlen. EKG-Rhythmen werden bei einem Kreislaufstillstand in 2 Gruppen eingeteilt:

  • defibrillierbare Rhythmen (Kammerflimmern, pulslose ventrikuläre Tachykardie)

  • nicht defibrillierbare Rhythmen (Asystolie, pulslose elektrische Aktivität)

Um die Unterbrechung der Thoraxkompressionen möglichst kurz zu halten wird bei Vorliegen eines defibrillierbaren Rhythmus bis zum vollständigen Laden des Defibrillators die Durchführung der Thoraxkompressionen fortgesetzt.

Reversible Ursachen eines Kreislaufstillstands. Nach Beginn der Reanimationsmaßnahmen sollte das Vorliegen von reversiblen Ursachen des Kreislaufstillstands ausgeschlossen werden. Zu diesen gehören:

  • Hypoxie

  • Hypovolämie

  • Hypothermie

  • Hypo-/Hyperkaliämie

  • Herzbeuteltamponade

  • Intoxikation

  • Thromboembolie

  • Spannungspneumothorax

Ventilation. Die endotracheale Intubation zur Atemwegsicherung geht mit einem teils hohen Risiko einer unbemerkten ösophagealen Fehlintubation (6 – 17 %) einher. Die endotracheale Intubation sollte daher nur von erfahrenem und in der Anwendung regelmäßig trainiertem Personal vorgenommen werden. Die korrekte Tubuslage sollte durch endtidale CO2-Detektoren mit graphischer Kurvendarstellung gesichert werden. Alternativ können statt der endotrachealen Intubation supraglottische Atemwegshilfen wie Larynxmasken, Kombituben oder Larynxtuben verwendet werden.

Sauerstoff. Um die Versorgung der lebenswichtigen Organe während der Reanimation zu verbessern, sollte die Beatmung mit einer möglichst hohen Sauerstoffkonzentration erfolgen. Sobald die Sauerstoffsättigung im Blut zuverlässig bestimmt werden kann, sollte die inspiratorische Sauerstoffkonzentration so angepasst werden, dass die arterielle Sauerstoffsättigung bei 94 – 98 % liegt.

Medikamente während der CPR. Adrenalin ist das Medikament der ersten Wahl bei Vorliegen eine Kreislaufstillstands jeglicher Ursache. Während des ALS-Algorithmus wird die Gabe von 1 mg (i. v. oder i.o.) alle 3 – 5 min empfohlen. Eine endobronchiale Gabe von Adrenalin wird nicht mehr empfohlen. Zusätzlich zu Adrenalin wird nach der dritten Defibrillation die Gabe von 300 mg Amiodaron empfohlen. Alternativ können 100 mg Lidocain verabreicht werden. Die Anwendung von Atropin bei einer pulslosen elektrischen Aktivität wird nicht mehr empfohlen. Bei vermuteter oder nachgewiesener Lungenembolie sollte eine Thrombolyse auch während der CPR erwogen werden.

Literatur

Stefan Braunecker

Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin
Universitätsklinikum Köln

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