Einleitung
Einleitung
Die Teilnahme an einem Bronchoskopiekurs soll Bestandteil der
Ausbildung in der Bronchoskopie sein. Der Bronchoskopiekurs hat die Aufgabe,
den Teilnehmern die notwendigen theoretischen und praktischen Grundlagen zu
vermitteln, bevor die praktische Ausbildung am Patienten beginnt.
Diese Empfehlungen berücksichtigen das gesamte Einsatzgebiet
der Bronchoskopie und sollen deshalb für alle Berufgruppen und
Fachdisziplinen gelten. Jeder Bronchoskopiker soll erkennen können, ob
sich für seinen Patienten aufgrund des von ihm erhobenen Befundes
Konsequenzen ergeben und weitere Maßnahmen indiziert sind. Dies gilt auch
dann, wenn nicht beabsichtigt ist, diese Maßnahmen selbst
durchzuführen. Ein typisches Beispiel hierfür ist eine Verlegung
eines Atemwegs, dessen Beseitigung durch rekanalisierende Maßnahmen
erfolgversprechend ist. Die Kurse sollen deshalb allen Teilnehmern aktuelle
Entwicklungen der Methode vermitteln.
Diese Empfehlungen ersetzen keine allgemeinen Kriterien zur
Ausbildung in der Bronchoskopie und zur Sicherung der Qualität. Die
Berücksichtigung der jeweiligen Empfehlungen ist jedoch ein wesentlicher
Teil der Ausbildungsinhalte.
Verbreitung der Bronchoskopie
Verbreitung der Bronchoskopie
Die Verbreitung der Bronchoskopie hat in den letzten zwei
Jahrzehnten stark zugenommen. [Abb. 1 ] zeigt die
Entwicklung im Klinikum Nürnberg. Im Jahr 1995 wurde neben dem Klinikum
Nürnberg Nord als zweite Betriebsstätte des Klinikums Nürnberg
das Klinikum Nürnberg Süd eröffnet, das jedoch in der Statistik
nicht berücksichtigt ist. Der Anstieg der Bronchoskopien im Allgemeinen
ist auf mehrere Gründe zurückzuführen:
erhebliche Zunahme von Krankheiten, die häufig eine
Indikation zur Bronchoskopie darstellen (z. B. chronische
Atemwegserkrankungen, intrathorakale Tumoren und komplizierte Infektionen der
Atmungsorgane)
Zunahme der Institutionen, die über Voraussetzungen zur
Bronchoskopie verfügen. (z. B. Krankenhäuser der
Grundversorgung, Pflegeeinrichtungen, ambulante Dienste)
Durchführung von Bronchoskopien durch verschiedene
ärztliche Fachgebiete (z. B. Pneumologie, Allgemein- und Innere
Medizin, Notfall- und Intensivmedizin, Neurologie) und nichtärztliche
Berufsgruppen, z. B. Atmungstherapeuten [1 ].
Diese breite Verfügbarkeit ist notwendig, wünschenswert
und verbessert die Patientenversorgung. Ziel muss eine flächendeckende
Versorgung zu jeder Zeit sein, sodass kein Patient durch die Unterlassung einer
notwendigen Bronchoskopie zu Schaden kommt. Insbesondere soll jeder
Bronchoskopeur in der Lage sein, weitere Therapieoptionen zu erkennen und
notwendige Schritte einzuleiten.
Diese große Verbreitung birgt auch Gefahren in sich. Der
zunehmende Einsatz bei Schwerstkranken erhöht das Komplikationsrisiko.
Komplexe Methoden zwingen zu genauer Dokumentation von
Patientenaufklärung, Einwilligung und Untersuchungsablauf
einschließlich Vor- und Nachsorge sowie zur Abwägung
ökonomischer Aspekte.
Abb. 1 Anzahl der
Bronchoskopien im Klinikum Nürnberg Nord in den Jahren 1985 bis 2007.
Zielsetzungen eines Bronchoskopiekurses
Zielsetzungen eines Bronchoskopiekurses
Erkennen der Indikation Jeder Teilnehmer soll erkennen
können, bei welchem Patienten und in welcher Dringlichkeit eine
Bronchoskopie indiziert ist. Dies setzt die Vermittlung von Kenntnissen
über Symptome und Krankheitsbilder voraus. Für nichtärztliche
Berufsgruppen bedeutet dies in der Regel, dass vor einer ersten elektiven
Bronchoskopie die Indikation in Absprache mit einem Arzt gestellt wird. Bei
dringlichen Bronchoskopien soll die durchgeführte Untersuchung zum
nächstmöglichen Zeitpunkt, d. h. am nächsten Arbeitstag,
mit einem Arzt besprochen werden.
Voraussetzungen für die Durchführung Es
sollen die organisatorischen und formalen Voraussetzungen, die
persönlichen Qualifikationen, die räumlichen, apparativen und
hygienischen Anforderungen derzeit nach den Empfehlungen zur Sicherung der
Qualität in der Bronchoskopie der Arbeitsgruppe Qualitätssicherung in
der Endoskopie der Sektion Endoskopie der Deutschen Gesellschaft für
Pneumologie und Beatmungsmedizin [2 ] bzw. der Kommission
für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention [3 ]
[4 ] vermittelt werden. Aktuelle
Empfehlungen sind zu berücksichtigen.
Entscheidung über Konsequenzen Der erhobene
bronchoskopische Befund kann diagnostische, therapeutische oder prognostische
Konsequenzen haben. In der Regel soll jeder Patient am Anfang und bei Auftreten
von relevanten Veränderungen von einem Arzt bronchoskopiert werden. Im
Kurs sollen deshalb alle allgemein üblichen interventionellen
bronchoskopischen Verfahren dargestellt werden, um die Therapieoptionen zu
vermitteln. Das gilt insbesondere auch dann, wenn die Teilnehmer nicht planen
diese Maßnahmen selbst bzw. in ihrer Institution durchzuführen.
Inhalte eines Bronchoskopiekurses
Inhalte eines Bronchoskopiekurses
Bronchoskopiekurse sollen theoretische Inhalte (Bronchoskopisches
Grundwissen und klinischer Bezug), praktische Inhalte und eine Erfolgskontrolle
beinhalten. Im Wesentlichen gelten die in den Empfehlungen zur Sicherung der
Qualität in der Bronchoskopie der Arbeitsgruppe Qualitätssicherung in
der Endoskopie der Sektion Endoskopie der Deutschen Gesellschaft für
Pneumologie und Beatmungsmedizin [2 ] benannten
Inhalte.
Vergleich der Indikationen und Möglichkeiten von flexibler
und starrer Bronchoskopie
formale und juristische Voraussetzungen für die
Bronchoskopie, insbesondere auch die Bedeutung von Aufklärung und
Einwilligung der Patienten
Aufbau, Struktur und Ausstattung einer Bronchoskopieeinheit
Vorbereitung des Patienten
Anatomie des Atemwegtraktes
repräsentative Auswahl anatomischer Varianten des
Atemwegtraktes
Handhabung des Bronchoskops
Spektrum und Handhabung bronchoskopischer Hilfsmittel
(z. B. Zangen, Nadeln, Bürsten)
Techniken zur Gewinnung, Verarbeitung und zum Versand
zytologischer, histologischer und mikrobiologischer Proben
Anforderungen und Möglichkeiten der Mikrobiologie/Virologie
bei bronchoskopisch gewonnenem Untersuchungsmaterial
Technik der bronchoalveolären Lavage (BAL)
Hygieneanforderungen und Durchführung der
Hygienemaßnahmen
Demonstration wichtiger pathologischer Befunde
Möglichkeiten und Indikationen der interventionellen
Bronchoskopie
Möglichkeiten und Indikationen des endobronchialen
Ultraschalls
bronchoskopische Notfälle
Notfallmanagement – Logistik, Ausstattung
Möglichkeiten der Sedierung und Anästhesie
Einsatz der Bronchoskopie in der Anästhesie und
Intensivmedizin
bronchoskopisch geführte Punktionstracheotomie
Befunddokumentation
Struktur der Qualitätskontrolle
praktische Übungen am Phantom (mindestens 5 Stunden
à 45 Minuten)
Ergänzend sind folgende Themen obligatorisch:
Vor- und Nachteile einer Standardisierung: Untersuchungsablauf
und einheitliche Terminologie. Eine einheitliche Nomenklatur wird derzeit
erarbeitet von der European Association of Bronchology and Interventional
Pneumology (EABIP).
Wer soll welche Untersuchung
durchführen? Atmungstherapeut – Arzt – Pneumologe
– Zentrum
neue diagnostische Methoden: Bedeutung von
Autofluoreszenzbronchoskopie, Narrow-Band-Imaging und endobronchialer
Ultraschall mit transbronchialer Nadelaspiration in der Diagnostik von
Lungenkarzinomen [5 ]
Gesundheitsökonomische Aspekte
Zeitbedarf eines Bronchoskopiekurses
Zeitbedarf eines Bronchoskopiekurses
Bronchoskopisches Grundwissen (mindestens 5 Stunden à 45
Minuten)
klinischer Bezug (mindestens 5 Stunden à 45 Minuten)
Praxisteil (mindestens 5 Stunden à 45 Minuten)
Erfolgskontrolle (1 Stunde à 45 Minuten)
Daraus ergibt sich ein Zeitbedarf von mindestens 16 Stunden à
45 Minuten.
Qualifikation des Kursleiters
Qualifikation des Kursleiters
Der Kursleiter ist für die Lehrmittel, insbesondere geeignete
Übungsmodelle, Bronchoskope und Zubehörinstrumente verantwortlich,
soll geeignetes Lehrmaterial (Bilder, Videosequenzen und notwendige Produkte)
zeigen und die notwendigen Kompetenzen nachweisen können.
fachliche Voraussetzungen: – Beleg der
Erfahrung: Durchführung von mehr als 1000 flexiblen und 100 starren
Bronchoskopien – Erfahrungen in neuen diagnostischen Methoden:
endobronchialer Ultraschall, Narrow-Band-Imaging.
Autofluoreszenzbronchoskopie – Erfahrungen in der
interventionellen Bronchoskopie: Durchführung rekanalisierender Verfahren
(Nd-YAG-Laser, Argon-Plasma-Coagulator oder Cryotherapie), Stentimplantation,
bronchoskopische Lungenvolumenreduktion
pädagogische Eignung: – didaktisch
fundierte Darstellung – Beleg durch einschlägige Vortrags-
bzw. Lehrtätigkeit
geeignetes Lehrmaterial: – Darstellung typischer
Befunde in Bildern und Videosequenzen – Schriftliche Unterlagen
für die Teilnehmer
Evaluation: – Beleg der erfolgreichen
Wissensvermittlung durch eine schriftliche Prüfung –
Durchführung einer Bronchoskopie am Modell
Qualitätskriterien für einen Bronchoskopiekurs
Qualitätskriterien für einen Bronchoskopiekurs
Räumliche und technische Gegebenheiten: –
Beschaffenheit und Größe der Räume für theoretischen
Unterricht und praktische Übungen – Betreuung und
Anleitung mit maximal 3 Teilnehmern pro Arbeitsplatz – Lage und
Erreichbarkeit – Verpflegungsmöglichkeit
aktuelle Literaturquellen: –
Berücksichtigung von Empfehlungen, Leitlinien und Richtlinien der für
die Bronchoskopie wichtigen Krankheitsbilder –
Hygienerichtlinien – juristische Anforderungen (gesetzliche
Vorschriften und Gerichtsurteile) –
Vergütungsstrukturen
geeignetes Bild- und Videomaterial: –
Normalbefunde – Normvarianten – typische
pathologische Befunde – Darstellung typischer Verläufe
nach bronchoskopischer Therapie
Praxisbezug: – Berücksichtigung der
unterschiedlichen Fachgebiete – Berücksichtigung der
tatsächlichen oder geplanten Tätigkeit der
Teilnehmer – konkrete Anweisungen für die
Arbeitsabläufe der Teilnehmer – Berücksichtigung von
ökonomischen Voraussetzungen der jeweiligen Institution
Wünschenswert ist die Besichtigung von Bronchoskopieräumen
in einem bronchoskopischen Zentrum. Wenn Patienten an einem Kurs beteiligt
sind, muss der Datenschutz sorgfältig beachtet werden. Es muss
gewährleistet sein, dass aufgrund der besonderen Situation kein Nachteil
für den Patienten entsteht.
Gültigkeit dieser Empfehlungen
Gültigkeit dieser Empfehlungen
Die Gültigkeit dieser Empfehlungen ist zunächst zeitlich
begrenzt.
Eine Überarbeitung soll nach spätestens 5 Jahren
oder bei besonderem Anlass (z. B. relevante Änderung
von ärztlichen Weiterbildungsordnungen, von Tätigkeitsbeschreibungen
nichtärztlicher Berufe, von Hygienevorschriften und von juristischen oder
ökonomischen Gegebenheiten) erfolgen.
Schlusswort
Schlusswort
Bronchoskopiekurse dienen dazu, die Patientenversorgung zu
optimieren. Die Methode soll eine weite Verbreitung finden, damit keinem
Patienten eine notwendige Bronchoskopie aus organisatorischen Gründen
vorenthalten oder erst verspätet durchgeführt wird. Vorhandene
Hürden oder Hemmnisse sollen abgebaut werden. Höchste
Prioritäten gelten für die juristische Sicherheit und
Hygieneanforderungen. Es sollen Strukturen geschaffen werden, dass auch in der
Notfallbehandlung alle Kriterien eingehalten werden können.
Die Bronchoskopie ist eine hocheffektive und wertvolle diagnostische
und therapeutische Methode für zahlreiche medizinische Fachgebiete. Es
soll vermittelt werden, dass jeder Bronchoskopeur alle gängigen
bronchoskopischen Verfahren kennt. Die Durchführung spezieller Methoden
setzt Fertigkeiten voraus, die nicht in einem Kurs vermittelt werden
können. Ein Kurs ist deshalb nur der erste Bestandteil in der Ausbildung.
Die weiteren Schritte sind in den Empfehlungen zur Sicherung der Qualität
in der Bronchoskopie der Arbeitsgruppe Qualitätssicherung in der
Endoskopie der Sektion Endoskopie der Deutschen Gesellschaft für
Pneumologie und Beatmungsmedizin [2 ] genannt.
Insbesondere ist zu berücksichtigen, dass auch bei Biopsien höhere
Anforderungen als bei alleiniger Inspektion, Sekretabsaugung oder Lavage
gestellt werden müssen, Interventionen nicht von Anfängern in der
Bronchoskopie bewerkstelligt werden können und die starre Bronchoskopie
nur während hauptberuflicher Beschäftigung zu erlernen ist.
In bestehenden Richtlinien der ärztlichen
Weiterbildungsordnungen sind Mindestzahlen für Bronchoskopien als
Zulassung für das Prüfungsgespräch zum Facharzt genannt. Diese
Zahlen sind für das jeweilige Fachgebiet zu berücksichtigen und
sollen für eine Patientenversorgung auf Facharztniveau Gültigkeit
haben.
Die Entwicklungen in der Bronchoskopie ermöglichen vielen
Patienten unterschiedlicher Fachgebiete wesentliche Verbesserungen in
Diagnostik und Therapie. Bronchoskopiekurse tragen dazu bei, dass diese
Möglichkeit keinem Patienten mehr vorenthalten werden muss und sind damit
ein Bestandteil der Qualitätssicherung in der Medizin.
Interessenkonflikt
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.