Einleitung und Fragestellung
Der Autor befasst sich seit über 15 Jahren intensiv mit zytologischen Untersuchungen
der Haut und Nägel zur Detektion von dermalen Mykosen [4 ]
[5 ]
[6 ]. Eine spezielle Fräszytologie wurde entwickelt, die patentrechtlich seit 2001 geschützt
ist [6 ]. Diese Methode wurde genutzt, um die Pilzdetektionen genau und umfassend durchzuführen.
Da die Tinea pedis in ihrer hyperkeratotischen Form und die Onychomykose mit ihren
subungualen Hyperkeratosen sowie andere Pilzinfektionen der Haut (Chromoblastomykose,
Sporotrichose, Malassezia) teils zu erheblichen flächigen und verruziformen Hyperkeratosen
führen können, lag es nahe, die palmoplantaren Hyperkeratosen intensiv auf Pilzinfektionen
abzuklären und die Wirkung der antimykotischen Therapien auf die Hyperkeratosen zu
beobachten [2 ]
[9 ].
Therapie
Nach dem Pilznachweis wurden die Patienten intensiv antimykotisch lokal (Ciclopirox-Creme
morgens, Terbinafin-Creme abends, teils unter Folienokklusion) und oral (Terbinafin
125 mg/Tag als Intervall-Therapie) je nach Therapieerfolg teils über 1 Jahr behandelt.
Zudem wurden podologische Therapien und Erbiumlaser-Abtragungen genutzt und in einem
Fall eine Kostenübernahme seitens der BG erwirkt ([Abb. 3 5 ]).
Abb. 3 Besserung des Befundes nach 1 Jahr intensiver externer und interner antimykotischer
Therapie. Fast Schmerzfreiheit bei der beruflichen Arbeit. Behandlung zu Lasten der
BG; regelmäßige podologische Behandlung. Kleine Rhagade an der Innenseite der Ferse
des linken Fußes.
Abb. 4 Deutliche Besserung der Verhornungen. Bei Unterbrechung der antimykotischen Therapie
Verschlechterungen an Händen und Fersen.
Abb. 5 Erhebliche Onychomykose.
Diskussion und Schlussfolgerungen
Im dem Standardwerk „Dermatologie und Venerologie”, Braun-Falco et al., 3. Auflage
von 1984, findet sich im Kapitel der palmoplantaren Keratosen kein Vermerk über eine
mykotische Superinfektion dieser Verhornungen. In der 5. Auflage von 2005 dieses Werkes
[2 ] steht: „Häufig ist die Keratose mit Dermatophyten besiedelt.” Es wurde nicht explizit
auf die Notwendigkeit einer antimykotischen Therapie hingewiesen.
Dass Mykosen (Chromoblastomykose auch Dermatitis verrucosa genannt, Sporotrichose
als fixer kutaner Typ, Malassezia furfur [Papillomatosis confluens et reticularis]),
Bakterien (Keratoderma blennorrhagicum beim Morbus Reiter) und Viren (HPV) [2 ]
[3 ]
[10 ] in der Haut und den Schleimhäuten Hyperkeratosen erzeugen können, ist bekannt. Eine
mykotische Infektion wirkt synergistisch. Wie Pilze die bekannten Hyperkeratosen auslösen
bzw. diese modifizieren ist nicht bekannt.
Ein Hauptproblem der Diagnostik einer mykogen mitverursachten Hyperkeratose besteht
darin, dass die Diagnostik in den Hyperkeratosen großflächig und tief erfolgen muss.
Dies kann über zytologische Verfahren ungefährlich und tolerierbar für den Patienten
durchgeführt werden. Hierzu dient in exzellenter Weise die Fräszytologie der Handinnenflächen
und der Fußsohlen. Der abgefräste Hautstaub wird für die zytologischen Untersuchungen
auf Objektträger aufgefangen oder für histologische Zwecke asserviert. Zudem können
PCR- und MALDI-TOF-Analysen hieraus gewonnen werden. Ein weiteres diagnostisches Problem
besteht darin, dass das zytologische und histologische Bild Besonderheiten aufweist.
Durch die lokale anti-hyperkeratotische Therapie mit den hochkonzentrierten Harnstoff-
und Salizylsäure-Präparaten, die auch fungistatisch wirken, zeigen sich im zytologischen
Bild meist nur Mikrosporen und dystrophe, dünne Hyphenstrukturen, die sich locker
verteilt, nestförmig in den Hyperkeratosen zeigen und die tiefen Schichten der Hyperkeratosen
bevorzugen [5 ]. Auch zeigen sich ungewöhnliche Pilzelemente wie Kurzhyphen, Hyphenfragmente und
Pilzzerfallstrukturen, die der ungeübte Betrachter nicht als Pilzstrukturen identifiziert.
Eine weitere Schwierigkeit entsteht dadurch, dass die Lokaltherapeutika einfache Färbungen
wie die Methylenblau-Färbung behindern, indem diese Substanzen die Anfärbung der Pilzstrukturen
verhindern oder die Pilzelemente sich sogar im Negativkontrast darstellen.
Aufgrund dieser Widrigkeiten müssen die zytologischen und histologischen Präparate
genau durchmustert und unbedingt Spezialfärbungen (wie PAS uam.) genutzt werden [3 ]
[10 ]. Hilfreich zur genauen Inspektion der Präparate sind auch Fluoreszenz-Techniken
wie Blankophor [3 ]
[10 ]. Die Pilzelemente können sich nicht nur durch die Rarität oder Kleinheit der Strukturen
dem Untersucher entziehen, sondern auch durch ihre intrazelluläre Lage, die es verhindern
kann, dass die üblichen Färbungen die Pilze hervorheben oder kontrastieren [1 ]. Wenn eine begleitende Onychomykose vorliegt, ist eine Tinea pedis, die synergistisch
hyperkeratotisch wirkt, sehr wahrscheinlich ([Abb. 5 ], [6 ]).
Abb. 6 Nach antimykotischer Therapie Abheilung der Onychomykose.
Nach dem Nachweis der mykogenen Kowirkung soll eine intensive antimykotische Therapie
über Monate hindurch eingehalten werden. Zusätzlich ist eine fachgerechte Abtragung
der Hyperkeratosen unbedingt anzuraten. Hierzu kann podologische Kompetenz genutzt
werden, ebenso die abtragenden Laserungen mit dem Erbium-YAG-Laser oder dem CO2 -Laser [7 ]
[8 ] ([Abb. 2 ]). Hilfreich sind nach den Laserungen feine Abtragungen der nachwachsenden Hyperkeratosen
mittels Bimsstein. Diese Maßnahme kann der Patient zuhause durchführen. Bevor eine
orale Therapie mit Vitamin-A-Derivaten [7 ]
[8 ] geplant wird, sollten evtl. die positiven Wirkungen der antimykotischen und abtragenden
Behandlungen abgewartet werden. Bei berufstätigen Patienten kann eine BG-Meldung des
Patienten in Erwägung gezogen werden, da das beruflich nötige Sicherheitsschuhwerk
die Hyperkeratosen und Tinea pedis oft verschlimmert ([Abb. 3 8 ]).
Abb. 7 45-jähriger Patient mit seit 10 Jahren bestehenden Verhornungsstörungen an Händen
und Füßen: Mutter auch betroffen, keine Psoriasis in der Familie. Zytologie: erhebliche
Hyphenansammlungen in den Fußsohlen, den Handinnenflächen und den Großzehnägeln, teils
auch dystrophe, sehr dünnfädige Hyphennester und Mikrosporen. Kultur: Trichophyton
rubrum. Schmerzhafte Risse im Vorderfußbereich und vor allem an den Fersen. Während
der beruflichen Tätigkeit in den Sicherheitsschuhen Schmerzen.
Abb. 8 Schuppung, leichte Verhornung und Rhagaden palmar. Fräszytologisch Normhyphen, dystrophe
Hyphen, Sporen und Mikrosporen.
Bei den 3 Patienten mit den mykotischen Koinfektionen besserten sich die Hyperkeratosen
der Hände und Füße deutlich bis fast zur Abheilung. Das Hauptproblem der meist mobilen
und berufstätigen Patienten sind die Schmerzen beim Gehen durch Rhagaden und Hyperkeratosen.
Diese Schmerzen führen teils zum obligaten Gebrauch von Gehhilfen, Analgetika-Missbrauch
und Berufsunfähigkeiten. Bei den palmoplantaren Keratosen können sich an den Füßen
nicht nur eine Tinea pedis synergistisch ausbilden, sondern auch ein Keratoma sulcatum
über eine Hyperhidrosis aufpfropfen.
Unter der antimykotischen Therapie heilen die Hyperkeratosen nicht gänzlich ab, bessern
sich aber klinisch erheblich. Die antimykotische Lokaltherapie wirkt indirekt anti-hyperkeratotisch
und andererseits weist die lokale anti-hyperkeratotische Therapie wiederum antimykotische
Effekte auf. Weiter ist zu bedenken, dass die oft notwendige externe Cortisontherapie
die mykotische Besiedlung der Haut weiter fördert. Entsprechend sollten bei diesen
Patienten Kombinationspräparate aus Cortison- und Antimykotika bevorzugt werden. Bei
den erwähnten Patienten verschlechterte sich der Hautzustand wieder, wenn die antimykotische
Therapie nicht intensiv und konsequent durchgeführt wird.
Offen ist die Frage, über welchen Mechanismus die dermalen Pilze die Hyperkeratosen
der Haut oder Nägel induzieren und ob bestimmte Pilzspezies diese Verhornungen besonders
stark befördern.