Radiologie up2date 2012; 12(1): 15-32
DOI: 10.1055/s-0030-1257122
Pulmonale und kardiovaskuläre Radiologie

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

MRT bei Kardiomyopathien – eine praxisorientierte Anleitung zur Untersuchung und Befundung

MRI evaluation of cardiomyopathies – a guide-line for the physicianJ.  Hägele, P.  Hunold, J.  Barkhausen
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Publication Date:
17 March 2012 (online)

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Zusammenfassung

Die MRT ist mittlerweile ein fester Bestandteil in der Diagnostik kardialer Erkrankungen. Gerade bei Kardiomyopathien liefert die MRT aufgrund des hohen Weichteilkontrasts wichtige Zusatzinformationen zu den anderen bildgebenden Verfahren und ermöglicht häufig eine sichere Diagnosestellung. Voraussetzung dafür ist aber, dass man die wichtigsten Differenzialdiagnosen kennt und die Unterschuchungsprotokolle entsprechend anpasst, da auch sekundäre Veränderungen aufgrund von anderen Erkrankungen (koronare Herzkrankheit [KHK], Myokardinfarkt, Klappenvitien) den Kardiomyopathien ähnliche morphologische und funktionelle Veränderungen zeigen können. Der vorliegende Artikel soll einen Überblick über die häufigen, typischen Befunde der verschiedenen Kardiomyopathien und deren wichtigsten Differenzialdiagnosen geben und somit dem Untersucher als einfacher Leitfaden dienen.

Abstract

Within last decade MRI emerged as an important diagnostical tool in cardiac disease. Due to the excellent soft-tissue contrast MRI adds essential information to other diagnostic procedures, and allows correct diagnosis in different cardiomyopathies. However, knowledge of differential diagnosis and individually adapted MRI-protocols are a precondition to distinguish cardiomyopathies from other cardiac diseases. This paper is unterstood as an review of common findings in cardiomyopathies and the most important differential diagnosis and shall serve as a simple guide-line for the physician.

Kernaussagen

  • Kardiomyopathien sind primäre Erkrankungen des Herzmuskels und von sekundären Veränderungen des Herzmuskels zu unterscheiden. Daher sind Kardiomyopathien meist Ausschlussdiagnosen.

  • Aufgrund der hohen Reproduzierbarkeit und zuverlässigen Quantifizierung ist die MRT eine wichtige Methode zur initialen Diagnosefindung, aber auch zur Verlaufskontrolle.

  • Die wichtigsten Sequenzen stellen die SSFP-Cine-Sequenzen zur Wandbewegungsanalyse und Volumenbestimmung und T1w Inversion-Recovery-Gradienten-Echo-Sequenzen nach i. v. Kontrastmittelgabe (Late Gadolinium Enhancement, LGE) dar.

  • Die Beurteilung erfolgt anhand morphologischer und funktioneller Veränderungen. Anhand dieser ist regelmäßig eine Eingrenzung auf wenige Differenzialdiagnosen möglich.

  • Entscheidende morphologische Veränderungen sind die Vergrößerung bzw. Funktionsstörung des linken Ventrikels, dessen Wandverdickung, die Vergrößerung des rechten Ventrikels und die Vergrößerung der Vorhöfe.

  • Subendokardiales und transmurales LGE sind typisch für Myokardinfarkte, alle anderen Typen des LGE (mittmyokardial, subepikardial, fleckig, diffus konfluierend) weisen auf eine primär myokardiale Erkrankung oder eine kardiale Beteiligung bei Systemerkrankungen hin.

  • Die MRT hat nicht nur diagnostische Bedeutung, sondern in manchen Fällen, wie z. B. bei der hypertrophen Kardiomyopathie, auch eine prognostische.