Lernziele
Lernziele
Granulomatöse Erkrankungen wie die Sarkoidose stellen sich
klinisch sehr vielfältig dar. Der Artikel soll die unterschiedlichen
Manifestationen beleuchten und die differentialdiagnostischen Inhalte und
Therapieziele vermitteln. Wichtig ist die Analyse, welcher Patient mit
Sarkoidose von welcher Therapie langfristig profitiert.
Einleitung
Einleitung
Die Sarkoidose ist eine inflammatorische, granulomatöse
Systemerkrankung unklarer Ätiologie mit primärem Befall der Lunge und
der Lymphknoten. Es können jedoch auch weitere Organe wie Leber, Haut,
Augen, Herz und zentrales Nervensystem betroffen sein. Es wird vermutet, dass
es bei einer genetisch bedingten Suszeptibilität nach Exposition mit einem
exogenen Stimulus zur Erkrankung kommt [1 ].
Die Ätiologie der Sarkoidose ist unbekannt.
Erstmals histologisch beschrieben wurde die Sarkoidose 1899 vom
norwegischen Dermatologen Caesar Boeck als „Epitheloidzellen mit
großen weißen Kernen und zudem einigen Riesenzellen“, die er
aufgrund der Ähnlichkeit zum Sarkom „multiple benigne
Sarkoid-Erkrankung der Haut“ nannte [2 ].
In 80 % der Fälle zeigt die Sarkoidose einen
kurzen, selbstlimitierenden Verlauf mit einer restitutio ad
integrum . Eine Sonderform der akuten Sarkoidose ist das
Löfgren-Syndrom, das klinisch durch eine bihiläre Lymphadenopathie,
eine Sprunggelenksarthritis und ein Erythema nodosum sowie häufig Fieber
imponiert. Bei etwa 20 % aller Sarkoidosepatienten ist ein
chronischer oder chronisch rezidivierender Verlauf zu beobachten, welcher mit
einer medikamentösen Therapie, in der Regel Glukokortikoiden, behandelt
wird. Bis zu 10 % der Patienten präsentieren sich mit
ernstzunehmenden Komplikationen wie zum Beispiel einer Lungenfibrose oder einem
kardialen Befall [3 ]. Letale Ausgänge werden in bis
zu 5 % der Fälle beschrieben. So ist es von entscheidender
Bedeutung, diejenigen Patienten zu selektieren, die einen chronisch
progredienten Verlauf aufweisen und somit von einer frühzeitigen
systemischen Steroidtherapie profitieren können.
Epidemiologie der Sarkoidose
Epidemiologie der Sarkoidose
Die epidemiologischen Daten zum Vorkommen der Sarkoidose variieren
abhängig von der Herkunft. Während die Sarkoidose bei Japanern mit
einer Inzidenz von 1 – 2/100 000/Jahr eher selten
ist, tritt sie in Europa bei 5 – 60
Patienten/100 000/Jahr auf [4 ]. Auffallend ist ein
starkes Nord-Süd-Gefälle innerhalb Europas mit den höchsten
Erkrankungsraten in Schweden und den niedrigsten in Spanien. In Deutschland
sind die genaue Inzidenz und Prävalenz der Sarkoidose nicht bekannt. Im
Bonner Sarkoidosekollektiv befinden sich aktuell (Stand 04/2011) 440 Patienten,
was bei einem geschätzten Einzugsbereich von 1 000 000
Einwohnern einer Prävalenz von ca. 44 / 100 000
entsprechen würde (unpublizierte Daten). Eine aktuelle epidemiologische
Untersuchung aus der Schweiz geht von einer
„Lebensprävalenz“ von 121 bzw. einer Prävalenz einer
aktiven Sarkoidose von 44 je 100 000 Einwohner aus [5 ]. Autoptische Prävalenz-Daten zeigen bis zu 640
Betroffene/100 000 Einwohner [6 ]
[7 ]
[8 ]
[9 ]
[10 ].
Die Sarkoidose ist eine „häufige seltene Erkrankung “.
Die Erkrankung tritt meist vor dem 50. Lebensjahr mit einem
Erkrankungsgipfel zwischen 20 und 39 Jahren auf [11 ].
Frauen sind in allen ethnischen Gruppen häufiger betroffen als
Männer. Die epidemiologischen Unterschiede lassen zum einen
Umwelteinflüsse sowie einen genetischen Hintergrund in der Entstehung der
Sarkoidose vermuten. Dies wird besonders deutlich, wenn man die Unterschiede in
den USA zwischen Weißen kaukasischer Herkunft und Afroamerikanern
analysiert. Die Inzidenz bei Afroamerikanern ist etwa dreimal höher als
bei den weißen Amerikanern (35/100 000/Jahr vs.
11/100 000/Jahr) [11 ]. Zudem werden bei
Afroamerikanern häufiger chronische und schwere Verläufe beschrieben
[12 ].
Frauen sind häufiger betroffen als Männer.
Pathogenese der Sarkoidose
Pathogenese der Sarkoidose
Bei der Pathogenese der Sarkoidose liegt wahrscheinlich ein
Ungleichgewicht zwischen regulatorischen und proinflammatorischen Faktoren vor,
die den Grad zwischen Remission und Persistenz bestimmt [13 ].
Nicht-einschmelzende Granulome und eine gesteigerte zelluläre
Immunantwort durch eine erhöhte inflammatorische Aktivität sind
pathogenetische Kennzeichen der Sarkoidose [1 ]. Die
Granulome bestehen sowohl aus hochdifferenzierten Epitheloid- und Riesenzellen
vom Langerhans-Typ als auch aus T-Lymphozyten. CD4+-Lymphozyten bilden das
Zentrum des Granuloms, wohingegen CD8+-Lymphozyten in der peripheren Zone
dominieren. Die Formation von Granulomen ist durch eine – wahrscheinlich
genetisch determinierte – Abfolge immunologischer Ereignisse
charakterisiert. Man geht davon aus, dass es nach Exposition mit einem oder
mehreren (noch unbekannten) Antigenen zu einer T-Zell-vermittelten
Immunität gegen diese Antigene kommt, welche durch
Makrophagen-Prozessierung und Präsentation maßgeblich beeinflusst
wird. Bei der Sarkoidose findet sich vor allem eine TH1-gewichtete
T-Helfer-Zell-Antwort [14 ]. An der Entstehung der
Granulome sind proinflammatorische Zytokine wie Interleukine, der
Tumornekrosefaktor (TNF)-α und Interferon (IFN)-γ beteiligt
[15 ]. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass
Toll-like-Rezeptoren, insbesondere TLR4, und auch angiogenetische Faktoren wie
VEGF in der Pathophysiologie der Sarkoidose eine Rolle spielen
[16 ]
[17 ].
Bei der Pathogenese spielen CD4-positive T-Lymphozyten eine
wichtige Rolle.
Bei einer chronischen Sarkoidose persistiert die übersteigerte
Immunreaktion, was zu der Überlegung führt, dass bei den erkrankten
Patienten regulatorische Mechanismen für immunologische Prozesse
gestört sein könnten. Kürzlich konnte in verschiedenen Arbeiten
gezeigt werden, dass eine veränderte Funktion regulatorischer T-Zellen
(CD4+ CD25high Foxp3+ ) eine wichtige
Rolle bei der Granulomentstehung spielt [18 ]
[19 ]
[20 ]. Kennzeichnend ist bei
peripherer Anergie eine Hyperreaktivität im Bereich der Granulome
[21 ].
Eine veränderte Funktion von regulatorischen T-Zellen wird
beobachtet.
Obwohl der genaue Auslöser einer Sarkoidose nicht bekannt ist,
gibt es Hinweise, dass ein mykobakterielles Enzym, die myokobakterielle
Katalase-Peroxidase (mKatG), in die Pathogenese der Sarkoidose involviert ist.
So konnte bei Sarkoidosepatienten eine durch mKatG verursachte T-Zell-Antwort
in Lymphozyten nachgewiesen werden [22 ]
[23 ]. Sowohl das spezifische wie das angeborene Immunsystem
sind in die Prozesse involviert, die letztlich zur Ausbildung von Granulomen
führen. Initial stellen CD14+ Th1-Zellen die häufigste
Komponente der Granulome dar, die für Produktion von Interleukin (IL)-2
und Interferon-gamma verantwortlich sind. Im Spätstadium überwiegen
CD4+ Th2-Zellen, welche in fibroproliferative Reaktionen
involviert sind [24 ].
Ätiologie der Sarkoidose
Ätiologie der Sarkoidose
Da die Sarkoidose häufig in der Lunge (mit Befall pulmonaler
Lymphknoten), den Augen sowie der Haut auftritt, wird ein aerogen vermitteltes
Agens vermutet. Anorganische Stäube könnten zur Entwicklung einer
Sarkoidose führen. Dies wird durch unterschiedliche Studien untermauert,
in der die Prävalenz der Sarkoidose bei bestimmten Berufsgruppen
(Feuerwehr, Wohnungsbau, US-Armee) im Vergleich zur Normalbevölkerung
signifikant erhöht war [25 ]
[26 ]
[27 ]
[28 ].
Bei den Feuerwehrleuten, welche am 11. September 2001 am „Ground
Zero“ im Einsatz waren, wurde dies durch eine vermehrte Rate an
Sarkoidoseneuerkrankungen besonders deutlich [29 ]. Es
bleibt jedoch unklar, ob diese Beobachtungen lediglich durch eine bessere
medizinische Betreuung oben genannter Berufgruppen zu erklären sind.
Weiterhin wurden organische Stoffe als Auslöser für die
Entstehung der Sarkoidose vermutet. So wurden sowohl mykobakterielle wie auch
propioni-bakterielle Desoxiribonukleinsäure (DNA) und
Ribonukleinsäure (RNA) in Granulomen von Sarkoidosepatienten nachgewiesen
[30 ].
Die genetischen Hinweise aus den epidemiologischen Daten wurden
bereits weiter oben erläutert. Weiterhin scheint es eine familiäre
Häufung der Sarkoidose zu geben [31 ]
[32 ]
[33 ]
[34 ]
[35 ]
[36 ]
[37 ]
[38 ]
[39 ]. Geschwister sowie dizygote
Zwillinge von Sarkoidoseerkrankten erkranken mit einer sechs- bis siebenfach
höheren Wahrscheinlichkeit selber an einer Sarkoidose [40 ]
[41 ]. Zu erwähnen ist, dass
sich die Art des Organbefalls (abgesehen von Augen- und Leberbeteiligung) bei
Geschwistern nicht sehr ähnelt [42 ].
Die einzige bisher durchgeführte formelle Zwillingsstudie an
finnischen und dänischen homozygoten Zwillingspaaren zeigt eine im
Vergleich zur Normalbevölkerung 80-fach erhöhte Wahrscheinlichkeit,
an einer Sarkoidose zu erkranken [41 ].
Allen oben genannten Studien ist gemein, dass die
Erkrankungshäufigkeit innerhalb von Familien unabhängig von dem
jeweiligen Verwandtschaftsgrad (Eltern, Kinder, Geschwister) ähnlich ist,
was für einen geringen bis mittleren Einfluss multipler Gene spricht. Es
handelt sich bei der Sarkoidose daher um eine komplexe genetische Erkrankung.
Gut untersuchte Kandidatengene mit einem im Vergleich zu anderen
Kandidatengenen relativ großen Einfluss auf die Entstehung und den
Verlauf der Sarkoidose sind BTNL2 [42 ]
[43 ] und ANXA11 [45 ]
[46 ]. Jedoch ist auch hier, wie bei komplexen genetischen
Erkrankungen üblich, die Odds Ratio < 2
[47 ]
[48 ].
Die Entstehung und der Verlauf der Sarkoidose sind genetisch
determiniert.
Zusammenfassend weisen oben zitierte Studien ebenso wie die
epidemiologischen Daten darauf hin, dass es sowohl Suszeptibilitätsgene
(= susceptibility genes) gibt, die für die
Empfänglichkeit, eine Sarkoidose zu entwickeln, prädisponieren, als
auch Gene, die den Krankheitsverlauf bzw. den genauen Phänotyp bestimmen
(= disease modifying genes).
Symptomatik
Symptomatik
Das klinische Erscheinungsbild der Sarkoidose ist sehr variabel ([Tab. 1 ]).
Tab. 1 Symptomatik bei Befall
verschiedener Organsysteme.
Pulmonal
Trockener Reizhusten,
Dyspnoe, Pleurodynie
Allgemeinsymptome
Fatigue, Fieber,
Nachtschweiß, Gewichtsverlust
Hautläsionen
Erythema nodosum, Lupus
pernio
Augenbefall
Uveitis, Iridozyklitis,
Keratokonjunktivitis, Augenschmerzen und Visusverschlechterung
Muskuloskeletal
Arthritiden und
Arthralgien, Jüngling-Syndrom, Myalgien
Neurosarkoidose
Enzephalopathie,
Kopfschmerzen, Hypophyseninsuffizienz
Kardiale Sarkoidose
Hyperkalzämie
Arrhythmien,
Herzinsuffizienz, pulmonale Hypertonie
Leberbefall Ikterus
Selten klinisch manifest,
aber bioptisch in 50 – 80 % nachweisbar
Sonstiges
Gastrointestinal (DD M.
Crohn, Pankreaskarzinom) Anämie,
Leukopenie Reproduktionsorgane Interstitielle
Nephritis Parotitis
Prinzipiell kann jedes Organ(-system) betroffen sein, jedoch ist ein
pulmonaler Befall mit Lymphadenopathie in mehr als 90 % der
Fälle die häufigste Manifestation [49 ].
Prädilektionsorgane sind Lunge und Lymphknoten.
Weitere häufig befallene Organe sind Haut, Leber, Milz, Augen,
Knochen und endokrine Drüsen [50 ]. Die Symptomatik
ist sehr heterogen, unspezifisch und nur bei ca. 30 % der
Patienten überhaupt vorhanden [51 ]. Zu typischen
allgemeinen Beschwerden gehören Fieber, Arthralgien, Nachtschweiß,
Gewichtsabnahme sowie besonders häufig Müdigkeit und
Abgeschlagenheit.
Bis zu 70 % der an Sarkoidose Erkrankten weisen gar
keine Symptome auf und werden rein zufällig durch eine radiologische
Untersuchung erstdiagnostiziert [52 ]
[53 ]
[54 ]
[55 ].
Eine Sarkoidose ist nicht selten ein Zufallsbefund.
Man teilt die Erkrankung, je nach Verlauf, in eine akute, nicht
rezidivierende und in eine chronische, zum Teil rezidivierende Form ein. Eine
weitere Klassifikation ist der Bedarf an Steroiden oder eine spontane
Ausheilung [56 ]. Auffallend ist der Zusammenhang
zwischen bestimmten Symptomen und der Progression sowie Ethnie, Geschlecht oder
dem Alter. Akute, z. T. spontan ausheilende Krankheitsbilder werden eher
bei der weißen Bevölkerung beobachtet. Im Gegensatz dazu herrscht
bei Afroamerikanern die chronische, progressive Form vor [57 ]
[58 ]
[59 ]
[60 ]
[61 ]
[62 ]. Diese ist charakterisiert
durch einen schleichenden Beginn und eine sehr variable Ausprägung. Ein
höheres Alter bei Erstdiagnose, schwarz-afrikanische Abstammung, ein Lupus
pernio, chronische Uveitis, chronische Hyperkalzämie, Nephrokalzinose,
progressive pulmonale Sarkoidose, zystische Knochenläsionen,
Neurosarkoidose oder eine myokardiale Beteiligung werden mit einer chronischen
oder progressiven Form assoziiert. Eine Sonderform der akuten Sarkoidose ist
das Löfgren-Syndrom, charakterisiert durch die Trias bihiläre
Lymphadenopathie, Sprunggelenksarthritis und Erythema nodosum, häufig mit
Fieber einhergehend [63 ]. Patienten mit dieser
Symptomatik zeigen sehr oft einen günstigen Verlauf mit einer spontanen
Remission. 80 % der Löfgren-Patienten weisen einen
selbstlimitierenden Verlauf auf. Beim Löfgren-Syndrom werden
geschlechtsspezifische Unterschiede beobachtet. So erkranken Frauen an einem
Erythema nodosum, während hingegen Männer mit Löfgren-Syndrom
eher an einer Arthritis ohne Erythema nodosum leiden [64 ].
Eine weitere Manifestation der Sarkoidose ist das Heerfordt-Syndrom,
welches durch einen Befall von Parotis, der Augen (Uveitis) und des N. facialis
gekennzeichnet ist. Auch hier findet sich häufig Fieber.
Als Differenzialdiagnose der granulomatösen Erkrankungen werden
sowohl die Berylliose, oft gekennzeichnet durch eine entsprechende
Berufsanamnese (z. B. Zahntechniker [65 ]), oder
auch die Sonderform der nekrotisierenden, sarkoidalen Granulomatose in
Erinnerung gerufen. Während die erstgenannte Erkrankung häufig durch
einen generalisierten Granulombefall inklusive mediastinaler und/oder
hilärer Lymphadenopathie auffällt, ist für die zweitgenannte
Erkrankung häufiger eine einzelne Herdbildung im Lungenparenchmym
beschrieben. Die histologische Zuordnung gelingt häufig erst durch eine
umfangreichere Gewebeentnahme z. B. per videoassistierter Thorakoskopie
(VATS).
Pulmonale Sarkoidose
90 % aller Sarkoidosepatienten weisen eine
Lungenbeteiligung auf und bei etwa einem Drittel findet man einen Befall des
Lymphsystems. 60 – 90 % der Fälle werden
im radiologischen Stadium I diagnostiziert, das teilweise spontan ausheilt
[53 ]
[66 ]. Bei
10 – 30 % kommt es zu einem chronischen
Verlauf, der lebensgefährliche Komplikationen mit sich bringen kann, wie
eine Lungenfibrose oder eine pulmonale Hypertonie [67 ].
Symptome eines pulmonalen Befalls äußern sich nur in
30 – 50 % der Fälle durch trockenen
Husten, Dyspnoe und Brustschmerz [57 ]. Das klassische
Merkmal auf einer Röntgen-Thorax-Aufnahme ist eine bihiläre
Lymphadenopathie, welche bei etwa 75 % der Patienten vorkommt
[53 ].
Typisch ist eine bihiläre Lymphadenopathie.
Die Lungenfibrose ist eine ernstzunehmende Komplikation der
pulmonalen Sarkoidose, die bei 10 – 30 % der
Patienten mit einem chronischen Krankheitsverlauf auftritt. In westlichen
Ländern stellt sie die Haupttodesursache bei Sarkoidosepatienten dar
[68 ]. Dabei kommt es zu einer massiven, unkontrollierten
Ausbreitung von Granulomen, die sich weder spontan noch mit einer
immunsuppressiven Therapie zurückbilden [69 ].
Ein fortgeschrittener pulmonaler Befall kann zu einer
Lungenfibrose führen.
Kardiale Sarkoidose
Die Erstbeschreibung einer kardialen Sarkoidose erfolgte durch
Bernstein im Jahre 1929 [70 ]. Generell können alle
Strukturen des Herzens von der Granulombildung betroffen sein, meistens sind
jedoch das Myokard, insbesondere des linken Ventrikels, und das
Reizleitungssystem beeinträchtigt [71 ]. Klinisch
kann sich die kardiale Sarkoidose beispielsweise als eine dilatative
Kardiomyopathie mit Verlust der Pumpfunktion oder in Herzrhythmusstörungen
wie Vorhofflimmern, aber auch ventrikulären Tachykardien manifestieren
[1 ]. Sie reicht von einer benignen, subklinischen
Manifestation, welche zufällig entdeckt wird, bis zur lebensbedrohlichen
Komplikation. Autoptische Studien zeigen eine hohe kardiale Manifestation von
bis zu 30 %, während die klinische Symptomatik bei maximal
5 % liegt [72 ]. Ein kardialer
Phänotyp scheint in Bevölkerungsgruppen mit anderem genetischen
Hintergrund als in Europa weitaus häufiger aufzutreten. Die höchste
Prävalenz einer kardialen Sarkoidose mit fatalen Verläufen gibt es in
Japan.
Ein kardialer Befall ist häufig subklinisch.
Allem Anschein nach ist eine asymptomatische Beteiligung des
Herzens nicht mit einer schlechteren Prognose assoziiert, während die
symptomatische kardiale Sarkoidose zu einer hohen Letalität führt
[73 ].
Eine kardiale Sarkoidose ist nach dem Lungenversagen die
zweithäufigste mit der Sarkoidose assoziierte Todesursache
[74 ]
[75 ]. Obwohl die Fortschritte
der apparativen Diagnostik eine frühere und exaktere Aussage über
eine kardiale Manifestation der Sarkoidose ermöglichen, beweisen
autoptische Daten, dass zwischen klinischer Diagnose und tatsächlichem
kardialen Befall wenig Übereinstimmung vorliegt. Die
Magnetresonanztomografie (MRT) ist die Untersuchungsmethode der Wahl, um
strukturelle Auffälligkeiten des Myokards zu beurteilen. Während
bereits das nativ durchgeführte MRT eine signifikante Sensitivität
und Spezifität aufweist, führt die Signalverstärkung mit dem
magnetischen Kontrastmittel Gadolinium-DTPA zu aussagekräftigeren
Ergebnissen [76 ]
[77 ].
Die MRT ist in der Diagnostik einer kardialen Sarkoidose sehr
sensitiv.
Mittels „delayed enhancement“ ist die kardiale MRT
(DE-CMR) mehr as doppelt so sensitiv für das Vorliegen einer kardialen
Sarkoidose als die Diagnosekriterien des japanischen Gesundheitsministeriums,
welche allgemein zur klinischen Diagnose einer kardialen Sarkoidose
herangezogen werden [3,78,79]. Zudem scheint ein Myokardschaden, welcher durch
DE-CMR entdeckt wird, mit einer höheren Rate von Komplikationen assoziiert
zu sein [79 ]. Aktuell wird die Durchführung einer
MRT nicht bei allen Patienten empfohlen, der zukünftige Stellenwert ist
abzuwarten. Bei einem positiven Befund ist das MRT des
Herzens gut zur Verlaufskontrolle geeignet [80 ].
Auch zur besseren Steuerung von endomyokardialen Biopsien mit deutlicher
Erhöhung der Trefferquote kann das MRT beitragen [81 ].
Folgende Risikostratifizierung hat sich bewährt
[73 ]: Bei Patienten mit einer gesicherten Sarkoidose und
einer begleitenden kardialen Symptomatik kann ein kardialer Befall antizipiert
werden. Dies sollte dann in jedem Fall zu weiterer Bildgebung mittels MRT und
ggf. einer endomyokardialen Biopsie führen. Letztere Maßnahme ist
aufgrund der Spezifität nach wie vor der Goldstandard zum sicheren
Nachweis eines kardialen Befalls. Aufgrund eines häufig lokalisierten und
damit schwer zu biopsierenden Granulombefalls werden jedoch häufig falsch
negative Befunde mit einer Sensivität von weniger als 25 %
erhoben [82 ]. Daher kann diese invasive Maßnahme
nicht empfohlen werden. Wir führen bei Sarkoidosepatienten ohne kardiale
Symptome bei Diagnosestellung bzw. Erstkontakt zunächst orientierende
kardiologische Screeninguntersuchungen (TTE, Langzeit-EKG) durch. Jedoch ist
die Datenlage hierzu unzureichend, und dieses Vorgehen sollte individuell in
Abhängigkeit von Patient und Untersucher entschieden werden.
Eine Myokardbiopsie ist sehr spezifisch.
Sarkoidose-assoziierte PH (SAPH)
Sowohl die pulmonale (PH) wie die pulmonal-arterielle Hypertonie
(PAH) sind überzufällig häufig bei Sarkoidosepatienten
anzutreffen [92 ]
[93 ]
[94 ]
[95 ]
[96 ].
In der aktuellen Dana-Point-Klassifikation der PH ist die
Sarkoidose-assoziierte PH (SAPH) in Gruppe 5 (multifaktorielle Entstehung) zu
finden, da sie durch verschiedenste Faktoren wie fibrotische
Gefäßdestruktion und -rarefikation sowie direkte
Gefäßkompression durch Lymphome verursacht werden kann
[97 ]. Kürzlich konnte gezeigt werden, dass das
Überleben von SAPH-Patienten deutlich verschlechtert ist im Vergleich zu
Sarkoidose-Patienten ohne PH. In einer eigenen, prospektiven Studie konnten wir
eine Prävalenz der SAPH von 21 % finden, 4 %
hatten eine präkapilläre Form (Adv Exp Med Biol 2012, im Druck).
Eine pulmonale Hypertonie ist häufig bei Sarkoidose
anzutreffen.
Neurosarkoidose
Diese Form der Sarkoidose kommt mit einer Inzidenzrate von ca.
5 – 15 % der Sarkoidose-Erkrankten vor
[83 ]. Der neurologische Befall bleibt oft subklinisch.
Autopsien von Sarkoidosepatienten ergeben jedoch bei bis zu 25 %
eine Beteiligung des Nervensystems [1 ]. Jeder Bereich des
Nervensystems kann grundsätzlich betroffen sein, obgleich Hirnnerven,
Hypothalamus und Hypophyse die Hauptmanifestationsorte der Sarkoidose
darstellen [84 ]
[85 ]. Eine weitere
für die Sarkoidose typische Manifestation ist die sogenannte
„Small-Fibre-Neuropathie“ [86 ], welche
durch Schädigung der dünnen Nervenfasern mit sensorischen
Störungen (Hypästhesie, Parästhesien und Schmerzen) sowie
autonome Beschwerden (z. B. orthostatische Dysregulation,
unvollständige Harnblasenentleerung) gekennzeichnet ist.
Die Symptomatik einer manifesten Neurosarkoidose kann sich sehr
variabel äußern, weshalb sich die Diagnosestellung oft schwierig
gestaltet. Zu den häufigsten Symptomen eines zentralnervösen Befalls
zählen Hirnnervenausfälle, Kopfschmerzen, Ataxie, kognitive
Dysfunktionen, Schwäche und Krampfanfälle [87 ]. Der Ausfall des N. facialis überwiegt und
führt deshalb häufig in Kombination mit bildgebenden Verfahren und
Liquoruntersuchungen zur Diagnosestellung einer Neurosarkoidose
[88 ]. Eine aseptische Meningitis, Hydrozephalus,
hypothalamische Dysfunktionen oder eine Enzephalopathie gehören zu den
Komplikationen einer Neurosarkoidose und können zu lebensbedrohlichen
Zuständen führen [89 ].
Kutane Sarkoidose
Eine Hautbeteiligung kommt in bis zu 35 % aller
Sarkoidosepatienten vor, welche in spezifische, granulomatös
entzündliche und unspezifische Läsionen unterteilt wird
[1 ]. Das Erythema nodosum, welches ein Epiphänomen
und keinen kutanen Sarkoidosebefall darstellt, wie auch andere unspezifische
Hautveränderungen, weisen eine gute Prognose auf und verschwinden meist
innerhalb weniger Wochen [1 ]. Eine besondere spezifische
Läsion ist der perinasale Lupus pernio, welcher mit einem chronischen
Verlauf und schwerer pulmonaler Beteiligung assoziiert ist [90 ].
Ein kutaner Befall ist häufig.
Diagnostik
Diagnostik
Da die klinische Erscheinungsform, der Verlauf und Schweregrad ein
sehr heterogenes Bild darstellen, ist es schwierig, die Sarkoidose nach genauen
Definitionen zu diagnostizieren. Es gibt Autoren, die die Diagnose einer
Sarkoidose lediglich als Ausschlussdiagnose anderer Erkrankungen betrachten
[98 ]. Anhand der aktuellen Leitlinien
[57 ] sollte man zur Diagnosestellung einer Sarkoidose
die Symptomatik mit den radiografischen und histopathologischen Befunden
evaluieren. Des Weiteren sollten andere granulomatöse Erkrankungen wie die
Tuberkulose ausgeschlossen werden ([Abb. 1 ],
[Tab. 2 ]). Aufgrund der vielfältigen
möglichen Manifestationen der Sarkoidose ist die Differenzialdiagnose zu
weiteren Erkrankungen häufig nicht einfach ([Tab. 2 ]).
Abb. 1 Diagnostik (modifiziert
nach [57 ]
[98 ]).
Tab. 2 Ausgewählte
Differenzialdiagnosen.
Andere interstitielle
Lungenerkrankungen
– Idiopathische
Lungenfibrose (IPF) – Silikose –
Asbestose – Histiozytosis X –
Lymphangioleiomyomatose
Mykobakterien
–
Tuberkulose – Atypische Mykobakterien
Lymphome
–
Hodgkin-Lymphom – Non-Hodgkin-Lymphome
Lungenkarzinom Metastasen anderer Karzinome
–
Solitär – Hiläre
Lymphknotenmetastasen – Lymphangiosis carcinomatosa
Rheumatologische
Erkrankungen Vaskulitiden
– Rheumatoide
Arthritis – Wegener'sche Granulomatose –
Churg-Strauss-Syndrom – Sjögren-Syndrom –
Nekrotisierende sarkoidale Granulomatose
Pilzerkrankungen
–
Aspergillose – Cryptokokkose – Histoplasmose
Andere infektiöse
Erkrankungen
–
Brucellose – Pneumocystis jirovecii Pneumonie –
Borreliose – Yersineiose
Hypersensitivitätserkrankungen Allergische
Alvolitis
– durch anorganische
Stäube (Beryllium, Aluminium, Titan) – durch organische
Stäube (atypische Mycobacterien, Actimomyceten, Pilze) –
durch andere Stoffe (Isozyanate, Medikamente)
Andere Erkrankungen
– Morbus
Crohn – Granulomatöse Hepatitis
Da sich die Sarkoidose als eine multisystemische Erkrankung
äußert, ist neben der sicheren Bestätigung der Histologie auch
die Beurteilung von Ausdehnung und Schweregrad der Organbeteiligung von
großer Bedeutung ([Tab. 3 ]). Bei einem
Löfgren-Syndrom kann aufgrund des hohen prädiktiven Wertes des
klinischen Bildes auf eine Biopsie verzichtet werden.
Tab. 3 Diagnostik.
Anamnese
mit Beruf,
Umweltbelastung, familiäre Disposition
Symptomatik
siehe [Tab. 1 ]
Sonderformen: –
Löfgren-Syndrom (bihiläre Lymphadenopathie, Sprunggelenksarthritis,
Erythema nodosum, Fieber) – Heerfordt-Syndrom (Parodititis,
Uveitis, Fieber, Panda- und Lambda-Zeichen in der 67Gallium-Szintigrafie)
Körperliche
Untersuchung
Lunge, Herz, Integument
und neurologische Untersuchung
Röntgen
Thorax (ggf. CT-Thorax)
– Stadium 0: keine
Lymphadenopathie oder Infiltrate – Stadium 1: hiläre und
mediastinale Lymphadenopathie ohne pulmonale Infiltrate –
Stadium 2: Lymphadenopathie und pulmonale Infiltrate – Stadium
3: Pulmonale Infiltrate ohne Lymphadenopathie – Stadium 4:
Fibrose
Lungenfunktion
Restriktion und/oder
Obstruktion, verminderte TLCO
Bronchoskopie
Histologie
nichtverkäsender Granulome in TBNA (evtl. mit EBUS) und BAL
Laboruntersuchungen
Blutbild, Kreatinin,
AST/ALT, Ca++, Serummarker zur Verlaufskontrolle: ACE, s-IL2-R
Sonografie Oberbauch
Leberbefall, abdominelle
Lymphadenopathie, Splenomegalie (DD Lymphom)
Ruhe- und Langzeit-EKG
Kardiale Sarkoidose
Transthorakale
Echokardiografie (ggf. MRT Herz)
Kardiale Sarkoidose
Augenärztliche
Untersuchung
Augenbefall
Bei einem Löfgren-Syndrom kann auf eine Biopsie verzichtet
werden.
Bildgebung
Da 90 % der Patienten eine Lungenbeteiligung
aufweisen, ist die konventionelle Röntgen-Thorax-Aufnahme eine obligate
Untersuchung, wenn der Verdacht einer Sarkoidose vorliegt. Die Befunde zeigen
bei 90 % der Patienten mit Lungenbeteiligung ein abnormales Bild.
In bis zu 75 % handelt es sich dabei um eine bihiläre
Lymphadenopathie, die von einer Verbreiterung der paratrachealen Lymphknoten
begleitet sein kann. Ebenso können bei
25 – 60 % der Patienten noduläre
Infiltrate beobachtet werden, die typischerweise symmetrisch, bilateral und vor
allem in den Oberfeldern auftreten [51 ]
[53 ]. Wie die Krankheit selbst, können die
Röntgenbilder trotz genannter typischer Merkmale sehr heterogen aussehen
und zeigen manchmal Besonderheiten wie z. B. Kavitationen,
Bronchialstenosen mit sekundären Atelektasen, Pleuraödeme oder
Emphysembullae mit einem Pneumothorax [99,100] ([Abb. 2 ] u. [4 ]).
Die radiologischen Typen werden, basierend auf der konventionellen
Röntgen-Thorax-Aufnahme, im p. a. Strahlengang nach Scadding
eingeteilt ([Tab. 4 ]) [101 ].
Abb. 2 a Röntgen Thorax und b CT
Thorax. In den fortgeschrittenen Stadien der Sarkoidose finden sich Zeichen der
Fibrosierung, der Traktionsbronchiektasien und der hilären Raffung als
Ausdruck der fortschreitenden restriktiven Erkrankung. In gleichem Maße
findet sich ein Rückgang der Lymphadenopathie hilär wie mediastinal.
Im Verlauf lässt sich das Ausmaß der Progression der Erkrankung in
der CT präziser formulieren.
Tab. 4 Radiologische
Typisierung der Sarkoidose [101 ].
Stadium 0
normales Röntgen
mit extrathorakalem Befall
Stadium 1
bihiläre
Lymphknotenadenopathie
Stadium 2
bihiläre
Lymphknotenadenopathie mit parenchymaler Infiltration
Stadium 3
Lungenbefall ohne
bihiläre Lymphknotenadenopathie
Stadium 4
irreversible
Lungenfibrose
Patienten im Stadium 1 haben eine sehr gute Prognose, da bei
60 – 90 % der Fälle eine
Spontanremission möglich ist. Im Stadium 2 erfolgt eine Remission nur noch
in 40 – 70 % der Fälle. In den Stadien 3
und 4 ist nur in bis zu 20 % mit einem Rückgang des
radiologischen Bildes zu rechnen [101 ]
[102 ]
[103 ].
Die Computertomografie (CT) hat eine höhere
Sensitivität und Spezifität als das Röntgen-Thorax bei der
Erkennung einer Sarkoidose, insbesondere bei atypischen Röntgenbildern
([Abb. 4 ] u. [5 ]), bei starkem klinischem Verdacht ohne
röntgenologische Hinweise und bei Verdacht einer Komplikation oder zum
Ausschluss weiterer Differenzialdiagnosen, z. B. anderer interstitieller
Lungenerkrankungen oder Malignomen. Problematisch in diesem Zusammenhang ist,
dass die klassische Röntgen-Einteilung häufig ebenfalls auf die
Computertomografie übertragen wird. Dies ist eigentlich nicht
zulässig, da dieses Vorgehen zu regelhaft
„fortgeschritteneren“ Befunden durch die höhere
Sensitivität der CT führt.
Auch nuklearmedizinische Methoden werden seit den siebziger
Jahren begleitend, besonders zur Einteilung der Stadien und als
Verlaufskontrolle, eingesetzt. Mit einem Gallium-Scan kann man u. a.
entzündliches Gewebe aufdecken. Zur Differenzierung von anderen
entzündlichen Erkrankungen gibt es bei Sarkoidosepatienten eine
charakteristische Aufnahme des Galliums durch das Gewebe, welche sich durch das
sogenannte Lambda-Zeichen (Aufnahme im Hilus und Thorax) und das Panda-Zeichen
(Aufnahme in den Tränendrüsen) auszeichnen. Dennoch hat sich dieses
Verfahren, nicht zuletzt wegen hoher Kosten, fehlender klinischer Konsequenz
und neuerer Entwicklungen, in der Klinik nicht durchgesetzt. Deutlich
sensitiver als das Gallium-Scan ist die 18 F-Fluorodeoxyglucose
(FDG)–PET (Positronen-Emissions-Tomografie) bei der Evaluation
inflammatorischer Aktivität im Körper [104 ].
Die maximale Nuklidaufnahme der Lunge korreliert bei Sarkoidosepatienten gut
mit dem CD4/CD8-Quotienten in der BAL [105 ]. Dieses
Verfahren stößt allerdings an seine Grenzen bei der Differenzierung
zwischen granulomatösen Erkrankungen, Infektionen und Neoplasien
[106 ]. Daher stellt sich auch hier die Frage nach der
klinischen Konsequenz. So bleiben die nuklearmedizinischen Untersuchungen
besonderen Fragestellungen vorbehalten. Die MRT spielt vor allem bei der
Diagnostik einer kardialen und neurologischen Organbeteiligung eine Rolle.
Abb. 3 Sarkoidose Stadium
II mit histologisch nachgewiesener Myokardbeteiligung. Die kardiale
Mitbeteiligung führte zu persistierenden ventrikulären Tachykardien,
die eine AICD-Implantation notwendig machte. Eine dauerhafte Immunsuppression
ist Teil der Therapie, um eine fortschreitende myokardiale Vernarbung zu
verhindern.
Abb. 4 Zeichen der
irreversibelen parenchymatösen Destruktion mit peripherer
Überblähung, zentraler Ballung der hilären Lymphadenopathie und
Verkalkung mediastinaler Lymphknoten im Stadium IV. Histologisch wurde eine
Tuberkulose ausgeschlossen, Verkalkungen der thorakalen Lymphknoten finden sich
in einem Teil der chronisch-aktiven Verlaufsform der Sarkoidose.
Abb. 5 Radiologisches
Muster eine Sarkoidose im Stadium II – III. In dem Fall einer
chronisch-aktiven Verlaufsform sind sowohl Anamnese, Funktionsdiagnostik als
auch Schnittbildgebung notwendig, um eine immunsuppressive Therapie mit der
geringen Variabilität der Thoraxaufnahme über einen längeren
Zeitraum ( > 6 Monate) zu korrelieren.
Bronchoskopie und Bronchoalveoläre Lavage (BAL)
Die BAL ist zur Diagnosestellung, zur Aktivitätsbestimmung
und zur Verlaufskontrolle einer Sarkoidose hilfreich. Typischerweise findet man
bei Sarkoidosepatienten eine normale oder leicht erhöhte Zellzahl, wobei
bei einer akuten Sarkoidose in bis zu 90 % der Fälle eine
erhöhte Lymphozytenkonzentration vorliegt und die Granulozytenzahl normal
oder erniedrigt sein kann [107 ]. Typisch für eine
Sarkoidose ist eine erhöhte CD4/CD8-Ratio, wobei diese nur in bis zu
60 % der Patienten erhöht und sogar bei bis zu
15 % erniedrigt sein kann [108 ]. Gesunde
Probanden weisen in der BAL eine CD4/CD8-Ratio von maximal 2 auf, wohingegen
man bei Sarkoidosepatienten häufig Quotienten von 3,5 bis über 10
findet [15 ]
[109 ]
[110 ]. Eine weitere Erkrankung, welche mit einer
lymphozytären Alveolitis einhergeht, ist die
Hypersensitivitäts-Pneumonitis. Hier findet sich jedoch meist ein
niedriger CD4/CD8-Quotient. Bei Sarkoidosepatienten wird die Sensitivität
des CD4/CD8-Quotienten mit einer Sensitivität von lediglich
52 – 59 % angegeben, die Spezifität
jedoch beträgt 95 % – und dies ist in einer
Untersuchung mehr als die Spezifität transbronchialer Biopsien
[99 ]
[111 ]
[112 ]
[113 ]. Bei fortgeschrittener
Sarkoidose mit längerem Verlauf kann auch die Anzahl von Neutrophilen oder
Eosinophilen erhöht sein, die Lymphozytenzahl oder die Höhe des
CD4/CD8-Quotienten ist hier weniger aussagekräftig [114 ]. Aufgrund der niedrigen Sensitivität sollten
andere interstitielle Lungenerkrankungen bioptisch und bildgebend
ausgeschlossen werden [115 ]. Ist eine
aussagekräftige Biopsie bei dem hochgradigen klinischen und bildgebenden
Verdacht auf eine Sarkoidose nicht verfügbar, kann die BAL die Diagnose
einer Sarkoidose anhand der Leitlinien jedoch erhärten [57 ].
In der BAL findet sich häufig eine lymphozytäre
Alveolitis bei erhöhtem CD4/CD8-Quatienten.
Biopsie
Von jedem befallenen Organ, insbesondere Lunge und pulmonale
Lymphknoten, aber auch von Hautmanifestationen und peripheren Lymphknoten kann
zur Diagnostik einer Sarkoidose Material zur histologischen Untersuchung
gewonnen werden.
Die Biopsie ist der Goldstandard zur Diagnosestellung.
An dieser Stelle wird nur auf die verschiedenen Verfahren zur
Biopsiegewinnung bei der pulmonalen Sarkoidose eingegangen, da es sich um die
häufigste Form handelt.
Mithilfe der flexiblen fiberoptischen Bronchoskopie können
transbronchiale Lungenbiopsien (TBLB) entnommen werden. Die Trefferquote eines
Materialgewinns bei diesem Verfahren liegt zwischen 40 und 90 %
[116 ]
[117 ]. Die transbronchiale
Nadelaspiration (TBNA) eignet sich zur Biopsiegewinnung bei einer
intrathorakalen Lymphadenopathie. Durch Einsatz des endobronchialen
Ultraschalls (EBUS) kann die Quote repräsentativer Biopsien weiter
gesteigert werden [118 ]
[119 ]
[120 ]
[121 ].
Lungenfunktionsuntersuchung
Typischerweise zeigen die Resultate einer
Lungenfunktionsuntersuchung bei Sarkoidosepatienten eine Restriktion
[53 ]
[122 ]. Der Transferfaktor
für Kohlenmonoxid (TLCO) sowie der Krogh-Quotient können ebenfalls
erniedrigt sein [123 ]. Bis zu 30 % der
Patienten weisen eine peripher betonte obstruktive Ventilationsstörung
auf, welche durch eine granulomatöse Entzündung der
Bronchialschleimhaut erklärt wird.
Der Zusammenhang zwischen den Lungenfunktionsparametern
korreliert mit dem Ausmaß der Lungenbeteiligung, prognostische Aussagen
lassen sich hieraus jedoch nicht ableiten. Daher dient die
Lungenfunktionsuntersuchung insbesondere zur Verlaufsbeurteilung
[122 ].
Laborchemische Untersuchungen
Es gibt eine Reihe von Laborparametern, die bei einer Sarkoidose
verändert sein können. Bei der Diagnosestellung, aber insbesondere
zur Verlaufskontrolle einer Sarkoidose, bieten sich mehrere serologische Marker
unterschiedlicher Sensitivität und Spezifität an. Eine
granulomatöse Inflammation kann sich beispielsweise in einer erhöhten
Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) sowie einem erhöhten C-reaktiven Protein
(CRP) äußern. Diese serologischen Marker sind unspezifisch, so ist
beispielsweise nur bei der Hälfte der Sarkoidose-Patienten die BSG
beschleunigt, können jedoch bei einer Subgruppe von Patienten zur
Verlaufskontrolle herangezogen werden. Veränderungen des
Differenzialblutbildes finden sich selten.
Ebenfalls unspezifisch sind die Hyperkalzämie,
Hyperkalzurie (welche zur Nephrokalzinose und Urolithiasis führen kann),
Hypergammaglobulinämie und das erhöhte Angiotensin-Converting-Enzyme
(ACE) [50 ].
Die Bestimmung von ACE, welches in den Granulomen von
Makrophagen produziert wird, ist ein gut etablierter Test [124 ]. Bei 40 – 80 % der
Sarkoidosepatienten ist es erhöht, kann aber bei Patienten mit aktiver
Sarkoidose auch im Normalbereich liegen [125 ]
[126 ]. Falsch positive Befunde kommen bei jungen Patienten,
Diabetes mellitus, Osteoarthritis, Pilzinfektionen oder Hodgkin Lymphom vor.
Auch pulmonale Erkrankungen wie eine Asbestose, Silikose, Berylliose oder
Tuberkulose können zu einer Erhöhung der ACE-Serumspiegel
führen. Die klinische Bedeutung und der Einsatz sind aus genannten
Gründen kontrovers. Zur Verlaufskontrolle und als Marker für die
Granulomlast kann der ACE-Wert jedoch angewandt werden [53 ]
[127 ]
[128 ]
[129 ].
Problematisch bei Bewertung der absoluten ACE-Werte im Serum ist
die Tatsache, dass drei unterschiedliche ACE-Genotypen (DD/ID/II,
D = Deletion, I = Insertion)
existieren, welche zu unterschiedlichen Serumspiegeln führen. Bei
Patienten mit einem DD-Polymorphismus finden sich in der Regel etwa
25 % höhere ACE-Werte, sodass auch ohne eine zugrunde
liegende Erkrankung Serumspiegel oberhalb der Norm gefunden werden
[130 ]. Daher führen einige Zentren gezielt
Polymorphismus-Bestimmungen zur besseren Vergleichbarkeit der erhobenen Werte
durch.
Weitere Serummarker für eine Sarkoidose sind Lysozym,
Calcitriol und Neopterin, welche alle ähnliche Nachteile wie die
ACE-Bestimmung aufweisen.
Ein weiterer Serummarker ist der lösliche
Interleukin-2-Rezeptor (sIL-2R) [131 ]. Nach einer
Aktivierung von TH1-Zellen wie bei der Sarkoidose kommt es zu einer vermehrten
Expression von sIL-2R im Serum [132 ]. Daher spiegelt
die Höhe dieses Serummarkers vor allem die TH1-Zell-Aktivierung der
Erkrankung und somit im Verlauf die Aktivität der Sarkoidose wider
[133 ]
[134 ]. Auch dieser Marker
ist nicht spezifisch; unter anderem wird er bei vielen inflammatorischen
Zuständen, beispielsweise bakterieller oder autoimmuner Genese, gefunden.
Jedoch bilden sich Änderungen im Krankheitsverlauf deutlich sensitiver ab
als bei anderen Markern. Zudem sind erhöhte sIL-2R-Spiegel ein
unabhängiger Marker für einen schlechteren Verlauf der Sarkoidose
[114 ]
[131 ].
ACE und sIL-2R sind häufig angewandte Serummarker.
Therapie
Therapie
Die klassische medikamentöse Therapieoption ist der Einsatz von
Kortikosteroiden ([Tab. 5 ]) [1 ]
[57 ]
[98 ].
Steroide sind die Basis einer Therapie.
Ihr Wirkungsmechanismus besteht in der Suppression von
proinflammatorischen Zytokinen und Chemokinen, die immunologische Reaktionen
und Granulombildung vermitteln [135 ].
Die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt der Einleitung einer Therapie
bei Patienten mit Sarkoidose ist aus zweierlei Gründen umstritten. Zum
einen kommt es zu einer hohen Rate von Spontanremissionen (bis zu
60 %), welche eine immunsuppressive Therapie unnötig macht,
zum anderen gibt es Hinweise darauf, dass in Einzelfällen erst die
Therapie mit Kortikosteroiden zu einer Chronifizierung des Krankheitsbildes
führt [93 ]
[136 ]. Daher
sollte die Einleitung einer Therapie immer auch von der Symptomatik und dem
Leidensdruck des jeweiligen Patienten abhängig gemacht werden ([Tab. 5 ]). Da jedoch ein weiteres wichtiges Kriterium
auch das Muster des Organbefalls mit bereits eingetretenen sowie zu erwartenden
Komplikationen ist, sollte ein fortschreitender pulmonaler Befall, eine
Uveitis, eine Neurosarkoidose sowie eine kardiale Manifestation frühzeitig
immunsuppressiv behandelt werden, um Komplikationen zu vermeiden bzw.
hinauszuzögern. In Bezug auf einen nicht-spontan remissiven pulmonalen
Befall konnte gezeigt werden, dass eine Langzeit-Steroid-Therapie einer
kurzzeitigen Gabe in Bezug auf Symptome, funktionelle Parameter sowie
Regression des radiologischen Stadiums überlegen ist [137 ].
Die Einleitung einer Therapie ist von Organbefall, Symptomatik und
Leidensdruck der Patienten abhängig zu machen.
Die initiale Dosierung sollte je nach Körpergewicht
20 – 40 mg Prednisonäquivalent/Tag nicht
überschreiten.
Bei lebensbedrohlichem Befall, z. B. einer relevanten
kardialen Sarkoidose, sollte die initiale Dosis jedoch auf 1 mg
Prednisonäquivalent/Kilogramm Körpergewicht erhöht werden
[138 ]. Bei der Steroid-Dosis ist anzumerken, dass diese
Angaben nie prospektiv und vergleichend untersucht wurden und daher auch andere
individuelle Dosierungen möglich sind.
Tab. 5 Empfehlungen zur
Behandlung der Sarkoidose modifiziert nach [98 ].
Bedingung und Therapie
Empfehlungsgrad
Quelle
Röntgen-Thorax
Stadium 0/1 und keine Symptome – keine systemische Therapie
1A
128
Röntgen-Thorax
Stadium 2 bis 4 und Symptome – systemische Therapie mit
Kortikosteroiden initiale Dosierung:
20 – 40 mg
Prednisonäquivalent Behandlungsdauer:
12 – 24 Monate
1A 1B 1C
128,
129 129, 130 131, 80, 132
Steroidsparende
Alternativen für die chronisch aktive pulmonale (oder extrapulmonale)
Sarkoidose – Methotrexat (5 – 15 mg
1×/Woche) + Folsäure zur Reduktion der Toxizität
1 mg/d – Azathioprin
50 – 200 mg/d – Leflunomid
10 – 20 mg/d – Mycophenolat-Mofetil
(2 g/d)
1A 1B 1B 1B 1C
133 – 135 136 137,
138 139 140 – 142
Therapie-refraktäre
Sarkoidose – Infliximab
3 – 5 mg/kg initial alle 2 Wochen, dann
monatlich
1A
126, 143
A (Evidenz
hoher Qualität): wenigstens eine doppelblinde, placebokontrollierte Studie
mit positiven Ergebnissen und zusätzlich mindestens einer Fallserie,
welche diese Ergebnisse stützt. B (Evidenz mittlerer Qualität): die
meisten Fallserien zeigen positive Resultate. C (Evidenz niedriger oder sehr
niedriger Qualität): Fallserien mit unterschiedlichen Ergebnissen oder nur
einer geringen Anzahl von Fällen. 1: starke
Empfehlung 2: schwache Empfehlung nach [162 ]
Alternative immunsuppressive Therapien
Im Falle eines Therapieversagens oder einer Intoleranz der
Nebenwirkungen von Kortikosteroiden kann der Einsatz von alternativen
Medikamenten erwogen werden. Wie in einer Metaanalyse aus dem Jahre 2006
gezeigt, gibt es jedoch keinen eindeutigen Benefit eines einzelnen
Immunsuppressivums, welches additiv zu Kortikosteroiden appliziert wurde.
Insbesondere im Hinblick auf die möglichen Nebenwirkungen ist Vorsicht
geboten [140 ]. An erster Stelle sind Zytostatika wie
Methotrexat, Azathioprin, Mycophenolat-Mofetil und Leflunomid
[98 ]
[141 ]
[142 ] zu nennen.
Alternative Immunsuppressiva können zum Einsatz kommen.
Als neue Therapieoption ist der TNF-alpha-Antagonist Infliximab zu
nennen, der bei Patienten mit Sarkoidose, zumindest im prospektiven,
doppelblinden Vergleich zu Placebo, eine gute Wirkung zeigte
[142 ]. Insbesondere bei einer Krankheitsdauer
> 2 Jahre, erniedrigter Vitalkapazität, Lupus pernio oder Befall
des zentralen Nervensystems und bei erhöhtem C-reaktiven Protein scheint
dieser Therapieansatz vielversprechend zu sein [144 ].
Im Gegensatz dazu ist der TNF-alpha-Antagonist Etanercept bei Sarkoidose nicht
wirksam [145 ].
Prognose
Prognose
Die Prognose der Sarkoidose ist vor allem abhängig vom Muster
des Organbefalls. Komplikationen mit möglichem letalen Ausgang im Sinne
einer Lungenfibrose, einer kardialen oder Neuro-Sarkoidose treten in etwa
5 % der Fälle auf und sind in der Regel immunsuppressiv gut
zu therapieren. Es kann jedoch zu chronischen und rezidivierenden
Verläufen mit einer nicht selten schwer fassbaren und sehr variablen
Beschwerdesymptomatik einschließlich Fatigue kommen. Hier steht
häufig der Leidensdruck der Patienten im Vordergrund.
Ressourcen für Patienten
Sarkoidose-Netzwerk e. V.
Rudolf-Hahn-Str. 148
53 227 Bonn
Tel./Fax: 0228/471 108
verein@sarkoidose-netzwerk.de
www.sarkoidose-netzwerk.de
Deutsche Sarkoidose-Vereinigung
e. V.
Uerdinger Str. 43
40 668 Meerbusch
Tel.: 02 150/705 960
Fax: 02 150/7 059 699
info@sarkoidose.de
www.sarkoidose.de
Sarkoidose-Netzwerk Bonn
Hildegard und Bernd Stachetzki
Sarkoidose-Netzwerk e. V., Regionalgruppe
Bonn/Rhein-Sieg
stachetzki@sarkoidose-bonn.de
PD Dr. med. Stefan Pabst
Universitätsklinikum Bonn, Med. Klinik II
pabst@sarkoidose-bonn.de
Danksagung
Danksagung
Wir danken PD Dr. Wormanns für die radiologischen Befunde.
Interessenkonflikt
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.