Dialyse aktuell 2010; 14(6): 317
DOI: 10.1055/s-0030-1263025
Journal-Club

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Pflege-Thermometer 2009 – Situation in Kliniken ist unbefriedigend

Further Information

Publication History

Publication Date:
26 July 2010 (online)

 
Table of Contents

    Quelle: Isfort M, Weidner F, Neuhaus A, Kraus S, Köster VH, Gehlen D. Pflege-Thermometer 2009. Eine bundesweite Befragung von Pflegekräften zur Situation der Pflege und Patientenversorgung im Krankenhaus. Köln: Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung e. V. (dip); 2010. Im Internet: http://www.dip.de

    Thema: Belastungsfähige Kennzahlen, die Daten der pflegerischen Versorgung mit gemessenen Ergebnisindikatoren oder Risikodaten von Patienten verknüpfen, existieren in Deutschland nicht. Zahlreiche Anzeichen deuten jedoch darauf hin, dass in den Krankenhäusern ein chronischer Pflegemangel besteht. Die Folgen des massiven Stellenabbaus in der Krankenhauspflege wirken sich immer stärker aus. Dies und der damit verbundene Rückgang der Ausbildungskapazitäten dünnen die überalterte Personaldecke weiter aus. Daraus resultiert eine hohe Arbeitsbelastung. Die steigenden Patientenzahlen erschweren eine adäquate Versorgung noch.

    Projekt: Das "Pflege-Thermometer 2009" des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung e. V. (dip) ist die größte zusammenhängende Befragung von Pflegekräften in Deutschland. Über die erhobenen Daten soll es möglich werden, die Versorgungsqualität der Patienten aus pflegefachlicher Perspektive besser einschätzen zu können.

    Ergebnis: Die Pflegenden stabilisieren die professionelle und fachliche Pflege trotz der Mängel im System. Allerdings denkt nur jede dritte Pflegekraft, dass pflegerisch geplante Maßnahmen vollständig realisiert werden können. Daher stellen die Pflegenden die notwendigen Maßnahmen in eine Prioritätenliste. Oft gibt es aber kein klares Regelwerk zur Orientierung, sodass sie situationsbezogen und individuell entscheiden müssen. Die Zusammenarbeit mit den Ärzten stufen Pflegende größtenteils als sehr gut ein. Sie unterstützen die Einarbeitung von Kollegen ebenso wie die Einarbeitung und Begleitung von Schülern konzeptionell. Hierbei stimmt aber nur jede vierte oder fünfte Pflegekraft bezüglich der Umsetzung eindeutig zu.

    Pflegende sind selbstkritisch, was Prozesse angeht, die der Patientenversorgung zugute kommen könnten. Ein deutliches Defizit sehen sie in der projektbezogenen Arbeit auf den Stationen. Dazu gehört nicht nur, tragfähige Strategien zu entwickeln, um ältere Mitarbeiter einzubinden. Offensichtlich entwickeln die Kliniken kaum oder deutlich zu wenige innovative Projekte, über die Pflegende Neues kennenlernen können.

    Fazit: Um den sich abzeichnenden Kollaps zu vermeiden, müssten alle verantwortlichen Kräfte der Gesundheitspolitik von Bund und Ländern, Gewerkschaften, Verbände und Kostenträger gemeinsam mit den Krankenhäusern in einer konzertierten und nachhaltigen Aktion zusammenarbeiten.

    Key Words: Pflege-Thermometer - Befragung - Stellenabbau - Überalterung - Patientenversorgung