Dialyse aktuell 2010; 14(6): 350
DOI: 10.1055/s-0030-1263031
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Autosomal-dominante polyzystische Nierendegeneration – Was können mTOR-Inhibitoren ausrichten?

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Publication Date:
26 July 2010 (online)

 
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Unter den zystischen Nierenerkrankungen ist die ADPKD (autosomal-dominante polyzystische Nierendegeneration) die häufigste Krankheitsform. Bei 7-10 % der Hämodialysepatienten ist sie der Grund, Blutreinigungsverfahren durchführen zu müssen. Derzeit gibt es noch keine Therapie, außer über die Kontrolle des Blutdrucks. Vielversprechende Ergebnisse an ADPKD-Tiermodellen haben mTOR-Inhibitoren (mTOR: "mammalian target of rapamycin") in den Fokus einer Behandlung gerückt. Der Faktor mTOR spielt in der Verbreitung von aktivierten T-Lymphozyten eine tragende Rolle.

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Sirolimus hat keinen Effekt

Die monozentrische, randomisierte, kontrollierte, offene Studie zu Sirolimus sollte die therapeutische Wirkung, Sicherheit und Verträglichkeit des mTOR-Inhibitors bei circa 100 ADPKD-Patienten untersuchen. Der primäre Endpunkt war die Inhibition des Nierenvolumenwachstums, das man über magnetresonanzbildgebende Volumetrie maß. Bei Erwachsenen im CKD-Stadium 1 und 2 (CKD: "chronic kidney disease") und fortgeschrittenem ADPKD-Krankheitsstadium, konnte Sirolimus das polyzystische Nierenwachstum nicht eindämmen. Außerdem veränderte sich die GFR (glomeruläre Filtrationsrate) nicht und die Albuminurie stieg leicht an. Die Adhärenz in der Studie war laut Prof. Rudolf P. Wüthrich und PD Andrea Serra, Zürich (Schweiz), exzellent und die Medikation sicher und von den Patienten relativ gut toleriert.

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Everolimus: nach 2 Jahren keine signifikante Besserung

Forscher prüften über eine placebokontrollierte Studie bei etwa 400 ADPKD-Patienten, ob Everolimus die Zysten- und Nierenerweiterung sowie die Verschlechterung der Nierenfunktion verhindern kann. Weiterhin sollte die Untersuchung klären, ob die Monotherapie mit täglich 5 mg Everolimus sicher und gut verträglich ist. Wie Prof. Gerd Walz, Freiburg, erklärte, wuchsen die Zysten unter Everolimus langsamer als unter Placebo. Nach 12 Monaten war der Unterschied signifikant, was sich nach 24 Monaten aber nicht mehr so präsentierte - wahrscheinlich wegen der großen Zahl an Therapieabbrechern aufgrund von Nebenwirkungen. Das langsamere Zystenwachstum verbesserte die GFR jedoch nicht: Im Gegenteil war die GFR im Everolimusarm sogar niedriger. Insgesamt zeigen beide Studien also keine ermutigende Ergebnisse zu mTOR-Inhibitoren in der ADPKD-Therapie.

Christian Schäfer, Stuttgart

Quelle: Veranstaltung "Late breaking clinical trials I" auf dem ERA-EDTA-/DGfN-Kongresses, München