Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0030-1263038
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York
Immunologie/Allergologie – Ein Rezeptor ist selten allein
Publication History
Publication Date:
05 August 2010 (online)
Allergene werden spezifisch von IgE-Antikörpern erkannt. Auf Mastzellen oder Basophilen bindet das IgE an den hochaffinen IgE-Rezeptor (FceRI). Die Allergene vernetzen die Antikörper miteinander und lösen damit eine Kaskade immunologischer Reaktionen aus. Mikrobielle Antigene sind dagegen die Bindungspartner von Toll-like-Rezeptoren (TLR). N. Novak et al. geben in diesem Review eine kurze Übersicht über die möglichen Zusammenhänge von IgE und TLR. Int Arch Allergy Immunol 2010; 151: 1–7
Mastzellen spielen eine Schlüsselrolle in der allergischen Soforttyp-Reaktion. Zusätzlich sind sie für die Abwehr bakterieller Infektionen von Bedeutung. Ihre Verteilung im Gewebe, die Expression einer Vielzahl von Oberflächenmolekülen und ihre Fähigkeit, verschiedene proinflammatorische Mediatoren zu bilden, prädestiniert sie als wichtigen Teil immunologischer Netzwerke. Sie tragen den FceRI-Rezeptor ebenso wie verschiedene TLRs.
Die Stimulation von TLR4 auf Mastzellen begünstigt die Bildung eines TH2-Zytokinprofils. Andererseits steigt die IgE-vermittelte IL-6-Freisetzung, wenn es durch Pilze zu einer TLR-2-Bindung kommt. Da die Haut von Patienten mit atopischer Dermatitis oft zusätzlicher Angriffspunkt für Pilze (z. B. Malassezia sympodialis) ist, kann es dabei zur Verstärkung der entzündlichen Reaktion kommen.
#Reaktion der dendritischen Zelle
Ein anderer wichtiger Zelltyp, der zwischen angeborenem und erworbenem Immunsystem vermittelt, ist die dendritische Zelle. Die IFN-α- oder IFN-ß-Freisetzung der dentritischen Zellen nach TLR9-Ligation, lässt sich in vitro durch Allergenstimulation hemmen. Das weist auf eine direkte Interaktion von FceRI und TLR hin. Außerdem erhöhen naive B-Zellen ihre TLR-Expression, wenn der B-Zellrezeptor aktiviert wird. Darüber hinaus lässt sich der IL-4 abhängige Wechsel von IgG1 zu IgE blockieren, indem TLR9 stimuliert wird. Damit ließe sich die schützende Wirkung von mikrobiellen Antigenen hinsichtlich Allergien erklären.
#Bewertung
Der Review gibt eine kompakte Übersicht über die Vernetzung immunologischer Vorgänge aus dem erworbenen und dem angeborenen Immunsystem. Die Untersuchung der einzelnen Rezeptoren in vitro ist sehr komplex und nicht immer für den Praktiker nachvollziehbar. Umso wichtiger ist es, die einzelnen Daten wieder in einen gemeinsamen Kontext zu stellen und die Praxisrelevanz zu diskutieren. Durch die gemeinsame Betrachtung von Allergie und Infektion mit den zugehörigen Rezeptoren werden Symptome verständlicher und neue Behandlungsmöglichkeiten entstehen. So können z. B. TLR-Liganden eine interessante Zielgruppe für die Immuntherapie sein, u. a. als mögliche Adjuvanien für die allergenspezifische Immuntherapie.
Referiert und bewertet von Dr. Verena Liebers, Bochum