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DOI: 10.1055/s-0030-1265235
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York
Hüftkopfkappenimplantation – Osteonekrose ist assoziiert mit Frakturen des Schenkelhalses
Publication History
Publication Date:
17 August 2010 (online)
Gerade bei jungen Patienten mit Koxarthrose wird versucht, knochenerhaltende Endoprothesen wie Hüftkopfkappen zu verwenden. Im Laufe der Zeit kommt es nicht selten zum Versagen. Diese Studie untersucht histologisch die Präparate nach Versagern von Hüftkopfkappen, um einen Zusammenhang zwischen Frakturen und ischämisch-bedingter Osteonekrose aufzuzeigen. Avascular necrosis associated with fracture of the femoral neck after hip resurfacing – Histological assessment of femoral bone from retrieval specimens, JBJS Br 2010 Jun; 92(6), 787–793
#Einleitung
Die Implantation von Hüftkopfkappen stellt insbesondere bei jüngeren Patienten mit Koxarthrose eine Alternative zur herkömmlichen Hüfttotalendoprothese dar. Eine im postoperativen Verlauf aufgetretene Schenkelhalsfraktur ist die Hauptindikation zur operativen Revision nach Hüftkopfkappenimplantation. Eine Osteonekrose des Schenkelhalses aufgrund der gestörten Blutversorgung wird als Hauptursache vermutet. Um dieses zu bestätigen, war das Ziel dieser Studie Hüftköpfe, die nach Versagen der Hüftkopfkappe bei der Revisionsoperation gewonnen wurden, histologisch zu untersuchen, um einen möglichen Zusammenhang zwischen Frakturen nach Hüftkopfkappenimplantation und Osteonekrosen – bedingt durch eine gestörte Blutversorgung – aufzuzeigen.
#Studiendesign
Es wurden 55 Hüftköpfe von 55 Patienten histologisch untersucht: 19 Hüftköpfe mit Fraktur nach Hüftkopfkappenimplanta-tion, 13 Hüftköpfe nach Versagen von Hüftkopfkappen aus anderen Gründen als einer Fraktur, 13 Hüftköpfe nach primärer Hüfttotalendoprothese aufgrund von Koxarthrose (negative Kontrollgruppe) sowie 10 Hüftköpfe nach primärer Hüftto-talendoprothese aufgrund von Hüftkopfnekrose (positive Kontrollgruppe).
Zur histologischen Auswertung wurde eine Technik zur Ermittlung der Osteonekrose verwendet, welche mittels Lichtmikroskop den Prozentsatz der vorhandenen leeren Osteozytenlakunen bestimmt und somit Aufschlüsse über ischämische Knochenveränderungen aufzeigt.
#Kommentar
Der aufgezeigte Zusammenhang zwischen Frakturen und ischämisch-bedingter Osteonekrose soll die Wichtigkeit der Blutversorgung des Schenkelhalses bei Implantation von Hüftkopfkappen belegen. Für eine quantitative histologische Auswertung wurde eine neue Technik etabliert, die anhand von ischämischen Knochenveränderungen Hinweise für eine Osteonekrose aufzeigt. Die Studie zeigt neben einer geeigneten Technik ein gutes Studiendesign mit entsprechenden Kontrollgruppen zur Beantwortung dieser Fragestellung.
Wie bereits von den Autoren selbst als Limitierung angemerkt wurde, wurde bei der histologischen Auswertung jeweils nur ein bestimmter Teil des Hüftkopfs untersucht. Jedoch konnte auch gezeigt werden, dass die Auswertung von verschiedenen Arealen des Hüftkopfs vergleichbare Ergebnisse erbrachte. Eine weitere Einschränkung dieser Studie beinhaltet die relativ kleine Anzahl von Präparaten nach Versagen der Hüftkopfkappe (n=32). Zudem variiert innerhalb der Gruppe die Ursache des Versagens, sodass weitere Untersuchungen sinnvoll sind.
Dr. med. Thilo Floerkemeier
Ergebnisse
Die Gruppe der Hüftköpfe mit Fraktur nach Hüftkopfkappenimplantation zeigte 71 % leere Lakunen, während die Gruppe der Versager nach Hüftkopfkappenimplantation aus anderen Gründen als Frakturen signifikant weniger leere Lakunen (21%) aufwies (p<0,001). In der Gruppe der Versager aufgrund von Frakturen wurde noch eine Differenzierung zwischen Frakturen innerhalb des ersten Monats nach Hüftkopfkappenimplantation (n=6) und Frakturen nach mehr als einem Monat nach primärer Operation (n=13) durchgeführt. Die Gruppe der frühzeitigen Frakturen nach Hüftkopfkappenimplantation zeigte 48% leere Lakunen, während die Gruppe der im späteren Verlauf aufgetretenen Frakturen mit 84% signifikant (p=0,001) mehr leere Lakunen aufwies.
In der negativen Vergleichsgruppe mit koxarthrotischen Hüftköpfen wurden 9 % leere Lakunen nachgewiesen. Einen signifikant größeren Prozentsatz mit 85 % wurde in der positiven Vergleichsgruppe von Hüftköpfen mit Osteonekrose gesehen.
Dr. med. Thilo Floerkemeier
Orthopädische Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover