Pneumologie 2010; 64(9): 525
DOI: 10.1055/s-0030-1265697
Pneumo-Fokus

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COPD – Pneumonierisiko steigt bei Steroidtherapie früh

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Publication Date:
08 September 2010 (online)

 
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Eine Steroidtherapie bei COPD erhöht das Pneumonierisiko, so das Ergebnis mehrerer Studien. Dies hat sich aber vor allem bei Patienten nach langjähriger Therapie mit Kortikosteroiden gezeigt. Ob das Risiko, wegen einer Pneumonie stationär behandelt zu werden, bereits nach kurzer Krankheitsdauer und Expositionszeit steigt, wollten M. J. Joo et al. wissen. Respir Med 2010; 104: 246-252

Auf der Basis von Daten der US-amerikanischen Veteranenversorgung initiierten die Autoren eine Fall-Kontroll-Studie mit Personen über 65 Jahren, die kürzlich die Diagnose einer COPD erhalten hatten. Sie identifizierten 145 586 Patienten in einem medianen Alter von 75,1 Jahren - überwiegend Männer. Bei einer medianen Beobachtungsdauer von 1,49 Jahren konnten sie so 217 558 Personenjahre auswerten. Im nächsten Schritt identifizierten sie diejenigen, die wegen einer Pneumonie stationär behandelt werden mussten, und stellten fest, ob in den 90 Tagen vor Hospitalisierung eine Steroidtherapie - inhalativ (ICS: inhaled Corticosteroids) oder oral - stattgefunden hatte. Den so charakterisierten Fällen stellten sie je 10 Kontrollpersonen gegenüber, die in den letzten 90 Tagen keine Steroide angewandt hatten.

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Bronchopneumonie bei bekannter COPD (Bild: Kirchner J. Thoraxdiagnostik. Thieme 2010).

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Mit ICS häufiger hospitalisiert

Insgesamt erkrankten 13 995 Patienten an Pneumonie, was eine Rate von 6,4 pro 100 Personenjahre ergibt. 90 Tage vor Krankenhauseinweisung hatten 21,7 % der wegen Pneumonie stationär aufgenommenen Patienten und 16 % der Kontrollpatienten ICS angewandt - meist niedrig dosiert mit weniger als 1000 µg Beclomethasonäquivalenten. Daraus errechneten die Autoren nach Berücksichtigung anderer Einflussfaktoren eine Erhöhung des Risikos, wegen einer ICS-bedingten Pneumonie stationär aufgenommen zu werden, um 38 % (Odds Ratio 1,38, 95 %-Konfidenzintervall 1,31-1,45).

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Inhalative und orale Anwendung birgt höchstes Risiko

Bei gleichzeitiger Anwendung inhalativer und oraler Steroide stieg die Wahrscheinlichkeit einer solchen Hospitalisierung weiter an - diese Gruppe hatte das höchste Risiko für eine hospitalisierungspflichtige Pneumonie. Nach Berücksichtigung derjenigen, die aus anderen Gründen schon länger orale Steroide einnahmen und daher eine deutlich längere Expositionszeit aufwiesen, sank das Risiko bei diesen Patienten aber wieder auf das Level bei ICS-Einnahme alleine.

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Mortalitätsrisiko ohne ICSdagegen höher

Wie in anderen Studien zuvor, zeigte die Mortalität ein anderes Risikoverhältnis: 13,3 % der hospitalisierten Pneumonie-Patienten, die zuletzt eine Steroidtherapie erhalten hatten, starben innerhalb von 30 Tagen. Ohne kürzliche Steroidanwendung lag die Mortalität mit 17,2 % statistisch signifikant höher (p < 0,001). Das könnte ein Hinweis sein, dass Steroide zwar das Pneumonierisiko erhöhen, aber die Pneumonie unter ICS möglicherweise weniger schwer verläuft. Bis zum Beleg in einer entsprechend konzipierten Studie, bleibt dies allerdings Spekulation.

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Fazit

Die Anwendung inhalativer Kortikosteroide (ICS) bei COPD kann schon nach kurzer Zeit das Risiko für eine stationär zu behandelnde Pneumonie erhöhen. Die Mortalität steigt dadurch aber nicht, so die Autoren.

Friederike Klein, München

 
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Bronchopneumonie bei bekannter COPD (Bild: Kirchner J. Thoraxdiagnostik. Thieme 2010).