Pneumologie 2010; 64(10): 614
DOI: 10.1055/s-0030-1265708
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Kortisontherapie - Kortisonbedingte Osteoporose erforscht

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Publication Date:
11 October 2010 (online)

 
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Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Altersforschung - Fritz-Lipmann-Institut (FLI) in Jena haben die molekularen Mechanismen der kortisonvermittelten Osteoporose aufgedeckt: Glukokortikoide hemmen die Knochenneubildung.

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Ursache liegt im Knochenaufbau

Die Molekularbiologen aus der Forschergruppe von Dr. Jan Peter Tuckermann konnten zudem nachweisen, dass der durch Langzeittherapien mit Kortison hervorgerufene Knochenschwund eine Folge des gestörten Knochenaufbaus ist. "Bisher glaubte man, dass der kortison-vermittelte Knochenschwund durch einen verstärkten Knochenabbau verursacht wird", erklärt Doktorand Alexander Rauch. "Wir können nun aber zeigen, dass bei der kortisonbedingten Osteoporose die Neubildung von Knochenzellen, also der Knochenaufbau gestört ist", so der Mitarbeiter der Arbeitsgruppe Tuckermann. Die Forscher vom FLI konnten erstmals nachweisen, dass die Nebenwirkungen bei der Behandlung mit Glukokortikoid-Hormonen über einen zelltypspezifischen Mechanismus vermittelt werden. Überraschenderweise sind nur die knochenaufbauenden Osteoblasten für den kortisonbedingten Knochenschwund entscheidend und eben nicht die knochenabbauenden Osteoklasten.

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Molekulare Form des Rezeptors entscheidend

Dabei wurde auch deutlich, dass bei der Entstehung dieser Osteoporose-Art die molekulare Form des Glukokortikoid-Rezeptors eine Schlüsselrolle spielt. Als Doppelmolekül spielt er insbesondere bei der Regulation des Zuckerstoffwechsels eine Rolle. Als Einzelmolekül ist er entscheidend für die entzündungshemmende Wirkung der Glukokortikoid-Hormone. Die Jenaer Molekularbiologen konnten nun zeigen, dass auch die Hemmung der Knochenbildung über den Glukokortikoid-Rezeptor als Einzelmolekül vermittelt wird. Die kortisonbedingte Osteoporose hängt also von der monomeren Form des Rezeptors ab. "Bei der Kortisonbehandlung werden Entzündungshemmung und Knochenschwund über denselben molekularen Monomer-Mechanismus vermittelt", so Tuckermann. "Die schlechte Nachricht ist also, dass hier die positive Therapiewirkung mit der negativen Nebenwirkung sehr eng miteinander verbunden ist", erklärt der Biologe weiter.

Die gute Nachricht sei, so Tuckermann, dass es bald gelingen könne, die Verbindung zwischen Therapieeffekt und Nebenwirkung durch die Entwicklung neuer Glukokortikoide aufzubrechen. Für Patienten, die auf die Behandlung mit Kortison bzw. Prednisolon angewiesen sind, bedeutet dies Hoffnung auf neue nebenwirkungsarme Therapien.

Informationsdienst Wissenschaft