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DOI: 10.1055/s-0030-1265709
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York
Influenza H1N1 - Wie sollten zukünftige Strategien aussehen?
Publication History
Publication Date:
11 October 2010 (online)
- Verbesserungen beim H1N1-Management nötig
- Entwicklung neuer Therapien hat Vorrang
- Verstärkung der internationalen Zusammenarbeit gefordert
Im Frühling 2009 verursachte eine neue Influenza, die durch das H1N1-Virus ausgelöst wurde, in Mexiko akute Atemwegsinfektionen bei Menschen. Anschließend breitete sich der Erreger über die USA und Kanada weltweit aus. Ein WHO-Komitee unter Federführung von F. G. Hayden hat sich nun zur klinischen Situation und zu zukünftigen Strategien geäußert. N Engl J Med 2010; 362: 1708-1719
Bis März 2010 wurden der WHO mehr als 17 000 Todesfälle bei gesicherten Infektionen gemeldet, wobei die Dunkelziffer deutlich höher liegen dürfte. Die Autoren stellen fest, dass innerhalb kurzer Zeit eine große Menge an Informationen zu natürlichem Verlauf von und klinischem Vorgehen bei einer H1N1-Infektion gesammelt wurde, dass aber noch beträchtliche Lücken klaffen.
#Verbesserungen beim H1N1-Management nötig
Wichtig sei vor allem, die Kapazitäten zur Virusdiagnostik mittels molekularer Analyse wie der RT-PCR (Reverse-Transkriptase-Polymerase-Kettenreaktion) zu steigern. Zudem müsse ein einfacher, preisgünstiger, genauer und schneller diagnostischer Test entwickelt werden, der weltweit verfügbar ist. In ärmeren Gegenden sei der Zugang zu einer Behandlung erschwert, weshalb dort ernstere Verläufe drohen würden. Die Autoren kommen daher zu dem Schluss, dass es Ziel der Bemühungen des öffentlichen Gesundheitswesens sein sollte, Risikofaktoren zu reduzieren und Risikopopulationen zu identifizieren, um ihnen eine Immunisierung und frühe Behandlung einschließlich antiviraler Medikamente zu ermöglichen. Der Fokus sollte daher ebenso auf sozialen wie auf klinischen Faktoren liegen.
#Entwicklung neuer Therapien hat Vorrang
Große Lücken habe nach wie vor das Verständnis der viralen Transmission, der Pathogenese, der genetischen und anderer Wirtsfaktoren bezüglich Empfänglichkeit für und Schwere der Erkrankung sowie der optimalen Behandlung ernster Fälle. Priorität haben daher nach den Worten der Autoren die Entwicklung neuer antiviraler Therapien mit gesteigerter Wirksamkeit, die Optimierung der Behandlung des influenzaassoziierten ARDS sowie eine bessere Prävention, Diagnostik und Therapie invasiver bakterieller Koinfektionen.
#Verstärkung der internationalen Zusammenarbeit gefordert
Sowohl die Wissenslücken als auch die bisherige Erfahrung würden die dringende Erfordernis einer engeren internationalen Zusammenarbeit in der klinischen Forschung unterstreichen. Dies gelte vor allem für Erkrankungen mit pandemischem Potenzial, bei denen eine schnelle Aufdeckung, Erforschung und Charakterisierung der klinischen Syndrome Voraussetzungen sind, um Gefahren für die öffentliche Gesundheit zu bannen.
Dr. Johannes Weiß, Bad Kissingen