Diabetes aktuell 2010; 8(5): 202
DOI: 10.1055/s-0030-1265775
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Ärztliche Kommunikation reduziert Kosten – Diabetiker profitieren von Informationsaustausch

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Publication Date:
08 September 2010 (online)

 
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Menschen mit Diabetes mellitus erhalten eine bessere ärztliche Weiterbehandlung, wenn der Informationsaustausch beim Übergang vom Hausarzt zur diabetologischen Schwerpunktpraxis gut funktioniert. Auch könnten Kosten reduziert werden, die durch unnötige Doppeluntersuchungen entstehen. Dies ergab eine aktuelle Publikation des wissenschaftlichen Instituts der niedergelassenen Diabetologen (winDiab).

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Überwiegend unzureichende Datenlage

In 38 diabetologischen Schwerpunktpraxen wurden die Daten von 925 Patienten mit Typ-1- und Typ-2-Diabetes erfasst, die überwiegend von Hausärzten überwiesen wurden: Bei lediglich 17,4 % der Patienten lagen zu diesem Zeitpunkt alle notwendigen Informationen vor. Dazu gehören ein definierter Versorgungsauftrag, aktuelle Laborwerte, Diagnosen und Angaben zur Medikation. 88,8 % brachten teilweise Daten mit und etwa jeder 10. Patient (11,2 %) erhielt die Überweisung in die diabetologische Schwerpunktpraxis ohne eine Weitergabe von Daten zu seiner Erkrankung.

"Wir wissen heute zu selten, wie erfolgreich eine Therapie auf längere Sicht gesehen ist, weil wir keine Langfristerhebungen haben", kritisierte Dr. med. Hans-Martin Reuter, diabetesDE-Vorstandsmitglied für "Prävention und Versorgung".

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Deutlich mehr Daten bei DMP-Patienten

Die nun vorliegende Auswertung von win Diab belegt, dass bei Diabetikern, die in ein Disease-Management-Programm (DMP) eingeschrieben waren, insgesamt deutlich mehr Daten vorlagen. Sie erhielten deshalb vermutlich schneller eine passende Therapie. Auch die Kosten sanken, da Doppeluntersuchungen seltener notwendig waren. Die Autoren der Studie weisen in ihrer Auswertung auf einen weiteren Vorteil der DMPs hin. In diesen ist festgelegt, wann Diabetiker in eine Schwerpunktpraxis überwiesen und welche Informationen weitergegeben werden sollten.

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Studien decken Schwachstellen auf

Bisher liegen nur wenige Daten aus der Versorgung bei Diabetes mellitus in Deutschland vor. Konkrete Zahlen sind jedoch notwendig, um Diagnose- und Therapiemaßnahmen auf ihre Wirksamkeit zu überprüfen und Schwachstellen in der Versorgung aufzudecken.

Die Studie von winDiab ist eines von mehreren Projekten, die das Ziel haben, Ergebnisse von klinischen Studien mit der Realität abzugleichen. Der mit den Patienten unmittelbar befasste Therapeut erlebt eine andere Realität als die Wissenschaftler aus der Grundlagen- und klinischen Forschung. Hinzu kommt, dass die Erfahrungen der Diabetologen in den Schwerpunktpraxen bisher in keiner Form systematisch erfasst, analysiert und publiziert wurden.

(diabetesDE/DDG)

Quelle: von Hübbenet J, Weber D, Kaltheuner M et al. Diabetes, Stoffwechsel und Herz 2010; 19: 255-259