Diabetes aktuell 2010; 8(5): 233
DOI: 10.1055/s-0030-1265783
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Initiative "Gesund im Mund bei Diabetes" – Stärkere Zusammenarbeit von Diabetologen und Zahnmedizinern gefordert

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27 August 2010 (online)

 
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Abb. 1 Referenten der Initiative "Gesund im Mund bei Diabetes" (v. l. n. r.): Dr. D. Oesterreich (Vizepräsident BZÄK), Prof. J. Meyle, Prof. D. Tschöpe, Dipl.-Biol. M. Warncke.

Für Diabetiker ist das Risiko an Parodontitis zu erkranken dreifach erhöht [1]. Wie zahlreiche oral- und allgemeinmedizinische Erkrankungen stehen auch Diabetes und Parodontitis in einer Wechselbeziehung. So fördert ein chronisch erhöhter Blutzuckerspiegel nicht nur die Entstehung einer Parodontitis, die Parodontitis selbst wirkt sich negativ auf den Diabetes aus und begünstigt Insulinresistenz und eine Verschlechterung der Blutzuckereinstellung [2]. Am 18. Juni fand in Hamburg die erste Fachpressekonferenz der interdisziplinären Initiative "Gesund im Mund bei Diabetes" statt, die von der Bundeszahnärztekammer und Colgate-Palmolive ins Leben gerufen wurde, um Diabetologen und Zahnmediziner für die Zusammenhänge der beiden Systemerkrankungen zu sensibilisieren und zu engerer Kooperation aufzurufen.

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Risikofaktor Parodontitis

Parodontitis, die zu Entzündungen des Zahnhalteapparats und progressivem Attachmentverlust führt, entsteht vor allem durch gramnegative Anaerobier im Zahnbelag. Bei Diabetikern konnte in Studien zudem eine vermehrte Akkumulation von Endprodukten der fortgeschrittenen Glykierung (AGE) im Parodont nachgewiesen werden, welche die Entstehung einer Parodontitis fördern [3]. Diabetiker weisen eine beschleunigte Progression parodontaler Erkrankungen und eine reduzierte Therapieantwort auf eine Parodontitisbehandlung auf [3]. Neben der Stoffwechselkontrolle scheint die Länge einer Diabeteserkrankung hierbei ein wichtiger Faktor zu sein [3].

Die Parodontitis als chronische Infektionskrankheit kann ein systemisches Risiko für den allgemeinen Gesundheitszustand darstellen. Dr. Dietmar Oesterreich, der Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer, betonte daher: "Die Bedeutung der Mund- für die Allgemeingesundheit wächst und dafür muss ein Bewusstsein geschaffen werden." Studien zum Zusammenhang zwischen Parodontalerkrankungen und der koronaren Herzkrankheit haben gezeigt, dass parodontale Erkrankungen in gleichem Maße als Risikofaktor für Myokardinfarkt oder Schlaganfall angesehen werden müssen, wie Hypertonie, Hyperlipidämie, Übergewicht, fortgeschrittenes Alter und Diabetes [4], [5]. Bei Diabetikern verstärken die chronischen Entzündungsherde im Mund die Insulinresistenz, erschweren so die optimale Blutzuckereinstellung und begünstigen letztendlich diabetische Folgeerkrankungen [6], [7]. Prof. Dr. med. dent. Jörg Meyle von der Universität Gießen brachte die Auswirkungen auf den Punkt: "Parodontitis hat über die Zeit hinweg und über die systemischen Auswirkungen hinaus auch eine lebensbedrohliche Komponente."

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Bedeutung der Mundhygiene

Regelmäßige Zahnarztbesuche und die häusliche mechanische Plaquekontrolle sollten - besonders bei Patienten, die ein erhöhtes Parodontitisrisiko besitzen - durch chemische Wirkstoffe ergänzt werden. Eine antibakterielle Zahnpaste auf Basis der Wirkstoffkombination Triclosan und PVM/MA Copolymer bekämpft bereits nach einmaliger Anwendung Plaque und Entzündung auslösende Bakterien bis zu 12 Stunden [8], [9]. Bei zweimal täglicher, langfristiger Anwendung bewirkt sie einen aktiven Schutz vor parodontalen Entzündungen. Klinische Langzeitstudien zeigten, dass somit der Beginn einer Parodontitis signifikant herausgezögert und die Entwicklung von parodontalen Rezidiven signifikant verringert werden konnte, im Vergleich zu NaF/Sillica-Zahnpasten ohne diese Wirkstoffkombination [10], [11], [12].

"Diabetes ist eine Systemerkrankung, die über Organ-, Sektor- und Fachgrenzen hinausgeht. Denn die optimale Behandlung der Patienten erfordert einen ganzheitlichen Ansatz, der auch die Mundgesundheit mit einbezieht", betonte Prof. Dr. Dr. Diethelm Tschöpe, Herz- und Diabeteszentrum NRW Bad Oeynhausen, Ruhr Universität Bochum. Die Initiative "Gesund im Mund bei Diabetes" hat sich daher zum Ziel gesetzt, die Leitlinien der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) und der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie (DGP) um die Thematik Prophylaxe und Therapie von Parodontitis bei Diabetikern zu ergänzen.

Mit freundlicher Unterstützung von

Colgate-Palmolive.

Quelle: Fachpressekonferenz "Gesund im Mund bei Diabetes" am 18. Juni 2010 im Hamburg. Träger: Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und Colgate-Palmolive GmbH, Hamburg.

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Literatur

  • 01 Emrich L J, et al . J Periodontol. 1991;  62 123-131
  • 02 Taylor G W. JADA. 2003;  134 41-48
  • 03 Salvi G E, et al . J Clin Periodont. 2008;  35 (Suppl 8) 398-409
  • 04 Mattila K J, et al . BMJ. 1989;  298 779-781
  • 05 Mattila K J, et al . Atherosclerosis. 1993;  103 205-211
  • 06 Ryan M E, et al . JADA. 2003;  134 34-40
  • 07 Rosenthal I , et al . J Clin Periodontol. 1988;  15 425-429
  • 08 Anweiler N B, et al . J Clin Periodontol. 2002;  29 615-621
  • 09 Amornchat C , et al . Mahidol Dent J. 2004;  24 103-111
  • 10 Cullinan M P, et al . J Clin Periodontol. 2003;  30 414-419
  • 11 Ellwood R P, et al . J Clin Periodontol. 1998;  25 363-367
  • 12 Rosling B , et al . J Clin Periodontol. 1997;  24 873-880
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Literatur

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Abb. 1 Referenten der Initiative "Gesund im Mund bei Diabetes" (v. l. n. r.): Dr. D. Oesterreich (Vizepräsident BZÄK), Prof. J. Meyle, Prof. D. Tschöpe, Dipl.-Biol. M. Warncke.