Der Klinikarzt 2010; 39(9): 422
DOI: 10.1055/s-0030-1267433
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Thromboseprophylaxe – Akut- und Rehakliniken profitieren von oralem Antithrombotikum

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Publication Date:
04 October 2010 (online)

 
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Bei der Thromboseprophylaxe bei Knie- und Hüftgelenksersatz-Operationen erwachsener Patienten gibt es mit dem oralen Faktor-Xa-Inhibitor Rivaroxaban eine Therapieoption, die die Abläufe im Klinikalltag erheblich vereinfacht. Die Umstellung von der herkömmlichen Thromboseprophylaxe mit einem subkutan zu applizierenden niedermolekularen Heparin auf die Verabreichung von Rivaroxaban, das einfach als Tablette einmal täglich gegeben wird, ist sowohl für Akut- wie auch Rehakliniken lohnenswert, so das Fazit der Experten bei einem Journalistenworkshop am Klinikum Bad Bramstedt/Universitätsklinikum Eppendorf in Hamburg.

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Vorteile für den Patienten wie auch die Klinik

Das hat laut Prof. Wolfgang Rüther, Bad Bramstedt, gleich mehrere Gründe: Obwohl es routinemäßig praktiziert wird, ist die subkutane Injektion eines niedermolekularen Heparins vergleichsweise aufwendig. Denn die Dosierung muss gewichtsadaptiert erfolgen, während Rivaroxaban unabhängig vom Gewicht, Alter und Geschlecht des Patienten in einer fixen Dosierung von 10 mg einmal täglich als Tablette eingenommen wird. Das ist wesentlich einfacher und deutlich weniger zeitaufwendig, wobei quasi als Nebeneffekt auch der Umgang mit Spritzen im Klinikalltag reduziert wird. Hinzu kommt laut Dr. Oliver Niggemeyer, Klinikum Bad Bramstedt, dass unter Rivaroxaban kein spezielles Monitoring erforderlich ist, weder im Hinblick auf die klinische Wirksamkeit noch hinsichtlich potenzieller Nebenwirkungen wie einer HIT-Reaktion (Heparin-induzierte Thrombozytopenie), wie sie bei den niedermolekularen Heparinen drohen kann.

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Abb. 1 Anästhesieverfahren bei Gelenkersatzoperationen.

"Unabhängig vom Zeitvorteil beim Pflegepersonal sparen wir somit Kosten für das Labor, für Material wie Spritzen, Kanülen und Abwurfbehälter und für deren Entsorgung", betonte Niggemeyer in Hamburg. Hinzu kommen laut Dr. Johannes von Bodman, Bad Bramstedt, spürbare Vorteile für die Patienten, denen die lästigen und kosmetisch beeinträchtigenden Injektionen erspart bleiben: "Die Akzeptanz der oralen Thromboseprophylaxe ist bei den Patienten wie auch beim Pflegepersonal entsprechend gut", so die Erfahrung des Mediziners.

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Überlegene Wirksamkeit, kein erhöhtes Blutungsrisiko

Davon abgesehen sprechen laut Rüther auch medizinische Gründe wie die überlegene klinische Wirksamkeit für eine Umstellung auf Rivaroxaban. So dokumentiert die gepoolte Analyse der Studiendaten von RECORD-1-3 für den kombinierten Endpunkt aus venösen Thromboembolien (VTE) und Gesamtmortalität für Rivaroxaban ein um 56 % geringeres Risiko gegenüber Enoxaparin ohne eine signifikant höhere Rate an schweren Blutungen.

Hinzu kommt, dass die Einnahme von Rivaroxaban - anders als beim niedermolekularen Heparin - erst 6-10 Stunden postoperativ begonnen wird, sodass ferner laut Priv.-Doz. Dr. Marko Fiege, Itzehoe, kein erhöhtes intraoperatives Blutungsrisiko besteht. "Der postoperative Behandlungsbeginn ermöglicht zudem den operativen Eingriff mit allen Anästhesieverfahren", betonte der Anästhesist.

Rivaroxaban ist nach seinen Worten das einzige orale Antithrombotikum, das in Verbindung mit regionalanästhesiologischen Verfahren angewandt werden kann: "Auch das ist ein wichtiger Aspekt, da die Gelenksersatzoperationen sehr schmerzhaft sind und einer kontinuierlichen Regionalanästhesie in der postoperativen Schmerztherapie bedürfen."

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Einfache Umstellung von der Spritze auf die Tablette

Unproblematisch läuft in aller Regel die Umstellung von der herkömmlichen Thromboseprophylaxe auf die orale Gabe von Rivaroxaban (Xarelto®). Dennoch ist nach Niggemeyer eine Schulung der Pflegepersonen ratsam. Diese müssen damit vertraut gemacht werden, dass die orale Thromboseprophylaxe einfacher ist, weil die Dosisadaptierung an das Körpergewicht entfällt, keine Laborkontrollen mehr erforderlich sind und keine Nahrungsmittelinteraktionen auftreten. Außerdem ist, so Niggemeyer, "das Risiko für Medikamenteninteraktionen gering". Für die Phase der Umstellung empfiehlt er das Benennen eines speziellen Ansprechpartners, an den sich die Pflegepersonen bei Fragen wenden können.

Es bietet sich zudem an, die Einnahme von Rivaroxaban zeitgleich mit den bei anderen Patienten notwendigen Heparin-Injektionen zu veranlassen, und das am besten in Anwesenheit des Pflegepersonals. Die erste Einnahme sollte 6-10 Stunden postoperativ erfolgen, die weiteren Tabletten sind einmal täglich, am besten stets zur gleichen Tageszeit einzunehmen. Wird dies einmal vergessen, so sollte Rivaroxaban direkt beim Bemerken des Vergessens genommen und anschließend die Prophylaxe wie geplant fortgeführt werden. Kommt es zu Erbrechen, so sollte die Einnahme wiederholt werden, wenn Tablettenreste im Erbrochenen erkennbar sind. Ist das nicht der Fall, kann die Einnahme nach dem vorgegebenen Schema am Folgetag fortgesetzt werden.

Die Umstellung auf die orale Thromboseprophylaxe ist, so von Bodmann, nicht nur für Akutkliniken sinnvoll, sondern auch für Rehabilitations-Einrichtungen: "Für die orale Thromboseprophylaxe sprechen die gute Wirksamkeit, die hohe Sicherheit, das einfache Handling und die gute Akzeptanz beim Patienten - die Umstellung ist somit nicht nur medizinisch vorteilhaft, sondern auch aus Imagegründen für die Kliniken attraktiv."

Christine Vetter, Köln

Mit freundlicher Unterstützung von Bayer Vital GmbH, Leverkusen.

Quelle: Journalisten-Workshop Klinik "Orale Thromboseprophylaxe - ein neues Konzept in der klinischen Umsetzung", Hamburg 30. Juni 2010, Veranstalter: Bayer Vital GmbH

Die Autorin ist freie Journalistin

 
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Abb. 1 Anästhesieverfahren bei Gelenkersatzoperationen.