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DOI: 10.1055/s-0030-1268099
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York
Diabetische Polyneuropathie – Therapie des neuropathischen Schmerzes
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
25. Oktober 2010 (online)


Bild: Jupiterimages
Die vermehrte Bildung von AGEs (Advanced glycation endproducts) in Verbindung mit ausgeprägtem Thiaminmangel fördert die Entwicklung einer diabetischen Polyneuropathie. Benfotiamin, eine Thiamin-Vorstufe, zeigt einen günstigen Effekt, vor allem auf den Schmerz.
#Diabetiker haben Thiaminmangel
Bei Diabetikern werden als Folge der chronischen Hyperglykämie vermehrt toxische AGEs gebildet. Sie aktivieren inflammatorische, proliferative und gerinnungsfördernde Prozesse im gesamten Organismus, greifen Gefäße und Nerven an und treiben die Entwicklung der diabetischen Neuropathie voran. Gleichzeitig mangelt es Diabetikern an Thiamin, das der Bildung von AGEs entgegenwirkt. "Diabetiker weisen im Vergleich zu Gesunden eine um durchschnittlich 75 % geringere Thiaminkonzentration im Plasma auf", erläuterte PD Dr. Burkhard Herrmann auf der diesjährigen Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft in Stuttgart. Sie scheiden renal 3-4-mal mehr Thiamin aus als Gesunde. Die vermehrte Produktion von AGEs und der frühzeitige renale Verlust von Thiamin werden als ursächliche Faktoren der diabetischen Neuropathie diskutiert. Aus Sicht von Dr. Karlheinz Reiners, Würzburg, ist deshalb die frühzeitige Gabe von oral applizierbarem Benfotiamin, der lipidlöslichen Vorstufe von Thiamin, in der Therapie der diabetischen Polyneuropathie von zentraler Bedeutung. Mit Benfotiamin wird der Thiaminmangel bei Diabetikern behoben und darüber die Bildung von AGEs reduziert.
#Besonders wirksam gegen den neuropathischen Schmerz
Die klinische Wirksamkeit von Benfotiamin (milgamma® protekt) ist in 4 ran-domisierten placebokontrollierten Doppelblindstudien dokumentiert. So untersuchte die BENDIP(Benfotiamine in Diabetic Polyneuropathy)-Studie Wirksamkeit und Verträglichkeit von täglich 300 bzw. 600 mg Benfotiamin über 6 Wochen an 124 Diabetikern mit diabetischer Polyneuropathie. Der NSS (Neuropathy Symptom Score nach Young), als primärer Endpunkt definiert, verbesserte sich unter 600 mg Benfotiamin signifikant (p = 0,033). Auch der Gesamtsymptomenscore entwickelte sich positiv mit einer besonders hohen Wirksamkeit gegen den Schmerz.
Ähnlich die Ergebnisse einer randomisierten Doppelblindstudie mit 40 Diabetikern mit Polyneuropathie. Unter Benfotiamin ging der Neuropathiescore nach Katzenwadel signifikant zurück, auch hier mit dem stärksten Effekt auf das Symptom Schmerz. Arzt und Patient bewerteten die Therapie gleichermaßen positiv. Bei der Mehrzahl verbesserte sich das Krankheitsbild, bei keinem kam es zu einer Verschlechterung.
Dr. Beate Fessler
Quelle: Wissenschaftliches Symposium "Bessere Chancen für Nerven und Gefäße: Diabetische Begleiterkrankungen früher und gezielter angehen", 12. Mai 2010, Stuttgart. Veranstalter: Wörwag Pharma.


Bild: Jupiterimages