Pneumologie 2010; 64(11): 669
DOI: 10.1055/s-0030-1268376
Pneumo-Fokus

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COPD – Pseudomonas-Infektionen sind Risikofaktor für Krankenhausbehandlung

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Publication Date:
10 November 2010 (online)

 
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Bei COPD-Patienten, die häufig wegen Exazerbationen im Krankenhaus aufgenommen werden, scheint die Infektion durch untypische Pathogene, insbesondere Pseudomonas aeruginosa, ein wesentlicher Faktor zu sein, der die Hospitalisierung notwendig macht und die Mortalität erhöht. Respiratory Medicine 2010; 104: 840–848

Exazerbationen im Verlauf einer COPD beschleunigen den Verlust an Lungenfunktion, verschlechtern damit die Prognose der Patienten und verursachen nicht zuletzt erhebliche gesellschaftliche Kosten. Manche COPD-Patienten haben nicht nur häufiger als andere akute Exazerbationen, sondern müssen auch oft im Krankenhaus behandelt werden. Renom et al. sind in einer offenen spanischen Studie der Frage nachgegangen, welche Bedeutung Atemwegsinfektionen für die Hospitalisierung haben.

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Kollektiv mit ≥2 Exazerbationen

Erfasst wurden klinische und funktionale Parameter von 116 COPD-Patienten, die im Verlauf der letzten 12 Monate mindestens 2-mal im Krankenhaus behandelt worden waren. Außerdem wurden prospektiv mikrobiologische Untersuchungen während Exazerbationen durchgeführt. Schließlich wollte man den prognostischen Wert verschiedener klinischer, funktionaler und mikrobiologischer Parameter im Hinblick auf Hospitalisierung und Mortalität ermitteln.

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In den Sputumproben der COPD-Patitenten ließ sich Pseudomonas aeruginosa in der Gruppe der untypischen Erreger am häufigsten identifizieren, so das Ergebnis der Studie (Bild: CDC).

Die Patienten wurden im Mittel über 21 Monate beobachtet. Das Durchschnittsalter betrug 71 Jahre, 94 % der Probanden waren männlich. Die mittlere Zahl von Krankenhausbehandlungen im letzten Jahr betrug 3,2 ± 1,4, der mittlere FEV1-Wert lag bei 36,5 ± 13,4 % des Solls und der BODE-Index bei 5,5 ± 2,1 (BODE: Body-Mass-Index, Obstruction, Dyspnoe, Exercise Capacity). Es zeigte sich, dass 31 % der hospitalisierten Patienten gemessen an der Lungenfunktion oder dem BODE-Index keine schweren Exazerbationen aufwiesen. Bei 80 der 116 Patienten (69 %) erhielt man mindestens eine positive Sputumkultur. Bei 20 Patienten (17 %) blieben die Kulturen negativ und bei 16 Patienten (14 %) ließ sich kein Sputum gewinnen.

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Je schwerer die Exazerbation, desto häufiger untypische Bakterien

In allen positiven Sputumkulturen befanden sich 377 verschiedene Pathogene von 15 verschiedenen Arten. Aus 18,2 % der Sputumproben konnten mehrere Erreger isoliert werden. Untypische Erreger dominierten das identifizierte Keimspektrum mit 71,1 %. Dabei stand Pseudomonas aeruginosa mit 39,7 % der untypischen Erreger an der Spitze. Je schwerer die Erkrankung, desto mehr waren untypische Bakterien die Ursache. Bei Patienten mit einem BODE-Index in den oberen beiden Quartilen wurden aus mehr als 90 % der Isolate untypische Keime isoliert.

In der multivariaten Analyse korrelierten der BODE-Index und die Mikrobiologie mit der Mortalität. Die Isolation untypischer Pathogene war auch unabhängig vom BODE-Index mit einer deutlich höheren Mortalität und häufigeren Hospitalisierungen assoziiert. Eine Beziehung zwischen dem funktionalem Status und der Mikrobiologie ließ sich nicht beobachten.

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Fazit

Der Zusammenhang zwischen mikrobiologischen Befunden und der Notwendigkeit, Exazerbationen von COPD-Patienten im Krankenhaus zu behandeln, wurde bisher in keiner Studie gezielt untersucht. Atemwegsinfektionen mit untypischen Erregern sind als ein wichtiger Faktor identifiziert worden, der bei einer Exazerbation eine Hospitalisierung erzwingt. Dies muss im Screening und Management von CODP-Patienten mit häufigen Exazerbationen berücksichtigt werden, so die Autoren.

Martin Bischoff, Planegg

 
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In den Sputumproben der COPD-Patitenten ließ sich Pseudomonas aeruginosa in der Gruppe der untypischen Erreger am häufigsten identifizieren, so das Ergebnis der Studie (Bild: CDC).