Atemwegsinfektionen / Pädiatrie - RSV-Infektion ist häufige Todesursache bei Kindern

Table of Contents

Akute Infektionen der unteren Atemwege (ALRI: Acute lower respiratory Infection) sind weltweit betrachtet der Hauptgrund für Kindersterblichkeit. Als hauptsächlicher Auslöser wird das respiratorische Synzytialvirus (RSV) angenommen. Mit dem Ziel, die globale Inzidenz und Mortalität von ALRI, die durch RSV verursacht wurden, bei Kindern unter 5 Jahren im Jahr 2005 abzuschätzen, haben Campbell et al. eine umfassende Metaanalyse durchgeführt. Lancet 2010; 375: 1545-1555

Berücksichtigt wurden veröffentlichte und nicht veröffentlichte Publikationen in jeder Sprache. Die Einschlusskriterien umfassten

• Berichte über RSV-Infektionen mit ALRI (z.B. Pneumonie, Bronchiolitis) oder akute Atemwegsinfektionen mit Krankenhausaufnahme,

• durchgeführte Beobachtung innerhalb einer definierten Personengruppe über mindestens 1 Jahr,

• bereitgestellte Daten speziell über Kinder jünger als 5 Jahre,

• Berichte über RSV-Inzidenz und -Mortalität für mindestens das 1. Lebensjahr.

Von der Analyse ausgeschlossen waren

• Publikationen bzw. Berichte über ALRI bei Kindern ohne die Notwendigkeit einer Krankenhauseinweisung,

• RSV als Koinfektion,

• Influenza und "influenza-like illness" als Falldefinition,

• unklare Falldefinitionen.

Inzidenz bei nicht schwerer RSV-assoziierter Infektion

In die Metaanalyse gingen Daten aus 30 Untersuchungen ein. Die Angaben zur Inzidenz variierten über den gesamten Altersbereich. Sie waren am höchsten für die Altersgruppe 0-5 Lebensmonate. Bei Kindern von 6-11 Monaten lagen allerdings auch Angaben mit höherer Inzidenz vor. Insgesamt wurden für das Jahr 2005 weltweit 33,8 Mio. neue Fälle nicht schwerer RSV-assozierter Infektionen bei Kindern unter 5 Jahren errechnet. Das entspricht etwa 22 % aller ALRI-Episoden bei kleinen Kindern. 96 % aller Krankheitsepisoden entfielen auf Entwicklungsländer, in denen 90 % der Weltbevölkerung lebt, die jünger als 5 Jahre ist.

Neuerkrankungen bei schwerer RSV-assoziierter Infektion

In dieser Altersgruppe belief sich die Einschätzung der Neuerkrankungen an schwerer RSV-assoziierter ALRI auf etwa 3,8 Mio., von denen 91 % in Entwicklungsländern auftraten. Die Zahl der Kinder, die wegen schwerer Erkrankung im Krankenhaus aufgenommen wurden, schätzen die Autoren auf weltweit 3,4 Millionen. Für die globale Mortalität geben sie als untere Grenze 66 000 und als Obergrenze 199 000 Todesfälle im Jahr 2005 an.

Fazit

Die Inzidenzangaben innerhalb der Länder und Regionen variieren stark, so die Autoren. Ebenso existieren methodologische Unterschiede in der Genauigkeit, RSV-Infektionen zu identifizieren sowie in der Falldefinition und Fallbestätigung. Dennoch ist dieser Metaanalyse zufolge RSV nach Pneumokokken und Haemophilus influenzae Typ B der bedeutendste Faktor für Hospitalisation und Sterblichkeit durch schwere ALRI bei Kindern unter 5 Jahren.

Matthias Manych, Berlin