Pneumologie 2010; 64(12): 724
DOI: 10.1055/s-0030-1268825
Pneumo-Fokus

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Kompetenznetzwerk CAPNETZ - Inflammatorische Parameter nur bedingt aussagefähig

Further Information

Publication History

Publication Date:
07 December 2010 (online)

 
Table of Contents

Für die Diagnostik pulmonaler Infektionen werden besonders die inflammatorischen Marker C-reaktives Protein (CRP) und Leukozytenzahl (Leu) genutzt. Allerdings sind diese unspezifisch und für die Differenzierung der Ätiologie der ambulant erworbenen Pneumonie (CAP: community-acquired pneumonia) nicht hilfreich. Procalcitonin (PCT) scheint hierfür eine vielversprechende Alternative zu sein. Serum-PCT steigt bei bakteriellen Infektionen rasch an, während es bei viralen Erkrankungen niedrig bleibt. Typischerweise findet man hohe PCT-Werte bei Sepsis und Pneumonie. Zudem scheint PCT auch ein prognostischer Faktor bei der CAP zu sein [1] . Ziel der hier vorliegenden Studie war es, die Korrelation der inflammatorischen Marker PCT, CRP und Leu mit der mikrobiologischen Ätiologie der CAP zu evaluieren [2].

In die Studie wurden 1337 Patienten (62 ± 18 Jahre, 45 % weiblich) mit CAP aufgenommen. Es wurde eine extensive mikrobiologische Diagnostik durchgeführt. Bei allen Patienten wurden PCT, CRP, Leu und der klinische CRB-65-Score bestimmt. Die Klassifizierung der Patienten erfolgte entsprechend der mikrobiologischen Ätiologie und des CRB-65-Score.

#

PCT bei Schweregradbeurteilung hilfreich

898 Patienten (67,2 %) waren hospitalisiert, 439 (32,8 %) wurden ambulant behandelt. Bei Patienten mit einer typischen bakteriellen CAP waren die Spiegel von PCT, CRP und Leu deutlich höher, verglichen mit den Patienten mit einer atypisch (Mykoplasmen, Legionellen, Chlamydien) oder viral bedingten CAP. Ein PCT-Grenzwert von 0,1 ng/ml zeigte eine Odds Ratio von 8,3 (95 %-KI 4,8-14,5) und ein PCT- Grenzwert von 0,25 ng/ml wies eine Odds Ratio von 3,2 (95 %-KI 2,1-5) auf, um eine Streptococcus pneumoniae-CAP von CAP mit atypischer oder viraler Ätiologie zu differenzieren. Es gab keine deutlichen Unterschiede bei PCT, CRP und Leu bei Patienten mit CAP atypischer oder viraler Ätiologie. Im Gegensatz zu CRP und Leu stieg PCT mit zunehmender Schwere der CAP deutlich an, gemessen anhand des CRB-65-Score (p < 0,0001). In der ROC-Analyse (ROC: Receiver Operating Characteristics) zur Erkennung von Patienten mit einem CRB-65-Score > 1 lag die AUC (Area Under the Curve) für PCT bei 0,69 (95 %-KI 0,66-0,71), was statistisch signifikant höher war, verglichen mit der AUC von CRP und Leu (p < 0,0001). PCT, CRP und Leu sind bei einer typischen bakteriellen Ätiologie der CAP am höchsten, erlauben jedoch keine individuelle Prädiktion der Ursache. Im Gegensatz zu CRP und Leu ist das PCT zur Schweregradbeurteilung der CAP nützlich.

#

Fazit

Eine CAP kann verschiedene Ätiologien haben. Die häufigsten im CAPNETZ gefundenen Ätiologien sind typische bakterielle Pneumonien, v.a. durch Strepto-coccus pneumoniae verursacht, und atypische Pneumonien, v. a. durch Mykoplasmen und Legionellen verursacht. Könnte man durch eine Biomarker-Messung die Ätiologie der Infektion bestimmen, so hätte dies unmittelbare Auswirkungen auf die Wahl der richtigen Antibiotikatherapie. Leider ist es aufgrund der großen Überlappung der Biomarker-Werte bei typischer, atypischer und viraler Ätiologie nicht möglich, für den einzelnen Patienten die CAP-Ätiologie auf dieser Basis vorherzusagen. Deshalb können die inflammatorischen Biomarker nicht für die Wahl des richtigen Antibiotikums herangezogen werden. Eine wesentliche Ursache für dieses Dilemma liegt darin, dass die Höhe der Biomarker nicht nur von der Ätiologie, sondern insbesondere auch von der Schwere der CAP abhängt. So sind hohe PCT-Werte z. B. indikativ für eine Streptococcus pneumoniae-Ätiologie auf der einen Sei-te, aber auch für eine schwere CAP auf der anderen Seite. Daher bleibt die Ver-wendung etablierter und validierter kli-nischer Scores, wie z. B. des CRB-65-Score, eine praktische Notwendigkeit, um die Schwere der CAP zu erkennen und daraus Therapiemaßnahmen abzuleiten [3].

PD Dr. Stefan Krüger, Aachen
Prof. Santiago Ewig, Bochum
Dr. Jana Papassotiriou, Hennigsdorf
Dr. Jan Kunde, Hennigsdorf
Prof. Reinhard Marre, Ulm
Prof. Heike von Baum, Ulm
Prof. Norbert Suttorp, Berlin
Prof. Tobias Welte, Hannover
und die CAPNETZ-Studiengruppe

#

Literatur

  • 01 Krüger S, Ewig S, Marre R et al. Procalcitonin predicts patients at low risk of death from community- acquired pneumonia.  Eur Resp J . 2008;  31 349-355
  • 02 Krüger S, Ewig S, Papassotiriou J et al. Inflammatory parameters predict etiologic patterns but do not allow for individual prediction of etiology in patients with CAP - Results from the German competence network CAPNETZ.   Respiratory Research . 2009;  10 65
  • 03 Bauer TT, Ewig S, Marre R et al. THE CAPNETZ STUDY GROUP. CRB-65 predicts death from community-acquired pneumonia.   J Intern Med . 2006;  260 93-101
#

Literatur

  • 01 Krüger S, Ewig S, Marre R et al. Procalcitonin predicts patients at low risk of death from community- acquired pneumonia.  Eur Resp J . 2008;  31 349-355
  • 02 Krüger S, Ewig S, Papassotiriou J et al. Inflammatory parameters predict etiologic patterns but do not allow for individual prediction of etiology in patients with CAP - Results from the German competence network CAPNETZ.   Respiratory Research . 2009;  10 65
  • 03 Bauer TT, Ewig S, Marre R et al. THE CAPNETZ STUDY GROUP. CRB-65 predicts death from community-acquired pneumonia.   J Intern Med . 2006;  260 93-101