Einigen Studien zufolge kann die Verarbeitung von Holz das Risiko für Asthma bronchiale
erhöhen. Andere Untersuchungen konnten das jedoch nicht bestätigen. M. Pérez-Ríos
und Koautoren haben in einer Metaanalyse die aktuelle Evidenz zum Asthmarisiko bei
Holzverarbeitung geprüft. Allergy 2010; 65: 467-473
Holzverarbeitung - egal ob in der Schreinerei, im Bootsbau oder in der Sägemühle -
ist mit einer großen Belastung durch Holzstaub verbunden. Alleine in Europa sind etwa
1 Mio. Menschen in holzverarbeitenden Betrieben beschäftigt. Die Frage nach dem Asthmarisiko
ist daher von großer Relevanz. Noch ist unklar, wie der Holzstaub Asthma triggern
könnte. Diskutiert werden ein lytischer Schaden des Bronchialepithels, eine Erhöhung
der bronchialen Reagibilität durch Terpene, beispielsweise aus Kiefern und anderen
Nadelbäumen, oder eine IgE-abhängige Sensibilisierung.
Die vorliegende Metaanalyse identifizierte 19 Studien aus 6 Ländern, die der Frage
in der geforderten Art und Weise nachgingen, ob Holzverarbeitung das Asthmarisiko
erhöht. Es handelte sich um 3 Kohortenstudien, 12 Fall-Kontroll-Studien und 4 Mortalitätsstudien.
Die Auswertung aller Untersuchungen ergab eine klare Risikoerhöhung in holzverarbeitenden
Berufen mit einem gepoolten relativen Risiko (RR) für Asthma von 1,53 (95%-Konfidenzintervall
[KI] 1,25-1,87). Die Heterogentität der Studienergebnisse war dabei allerdings sehr
groß.
Ethnie könnte Unterschiede erklären
Zwischen den untersuchten Populationen zeigte sich ein großer Unterschied im Hinblick
auf das Risiko, durch die Verarbeitung von Holz an Asthma zu erkranken: Bei kaukasischen
Populationen bestätigte sich das erhöhte Risiko mit einem gepoolten RR von 1,59 (95%-KI
1,26-2), nicht aber, wenn asiatische Holzarbeiter untersucht worden waren (gepooltes
RR = 1,15; 95%-KI 0,92-1,44). In einem anderen Zusammenhang hatte eine Studie aus
den USA bereits einen Unterschied im lebenslangen Asthmarisiko in Abhängigkeit von
der Herkunft festgestellt. Das wirft Fragen nach dem Zusammenspiel von genetischen
Faktoren und Umwelteinflüssen, wie dem Holzstaub, bei der Entwicklung eines Asthma
bronchiale auf.
Die Belastung durch Holzstaub bei der Holzverarbeitung ist mit einem erhöhten Asthmarisiko
verbunden, so das Ergebnis der Studie (Bild: creativ collection/Ramesh Amruth).
Fazit
Die Holzverarbeitung beinhaltet nach dieser Metaanalyse tatsächlich ein erhöhtes Asthmarisiko.
Allerdings scheint es deutliche ethnische Unterschiede in der Suszeptibilität für
Asthma in Abhängigkeit von der Holzstaubexposition zu geben, denen nachgegangen werden
soll, so die Autoren.
Friederike Klein, München