Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2010; 17(6): 265
DOI: 10.1055/s-0030-1270230
Magazin

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Karibik und Afrika – Große Cholera-Ausbrüche weltweit

Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
13. Dezember 2010 (online)

 
Inhaltsübersicht

Momentan werden aus verschiedenen Regionen der Welt große Cholera-Ausbrüche gemeldet. Die größte Aufmerksamkeit in den Medien erhält dabei das von Erdbeben erschütterte Haiti, wo bis Mitte November mehr als 20 000 Menschen erkrankten. Mindestens 1300 von ihnen verstarben an den Folgen der Infektion. Der Ausbruch begann in ländlichen Gebieten im Zentrum Haitis, mittlerweile hat er jedoch die Hauptstadt Port-au-Prince erreicht.

#

Haben Blauhelmsoldaten die Cholera nach Haiti gebracht?

Dies ist der erste Cholera-Ausbruch in Haiti seit mehreren Jahrzehnten, einigen Quellen zufolge sogar seit einem Jahrhundert. Darüber, wie es hierzu kommen konnte, wird derzeit hitzig spekuliert. Der Bürgermeister einer der betroffenen Orte behauptet, infizierte nepalesische Soldaten hätten die Cholera ins Land gebracht, die als Blauhelmsoldaten im Zentrum des jetzigen Ausbruchs stationiert sind. In Nepal war es im Vorjahr zu einem größeren Cholera-Ausbruch gekommen. Bisher gibt es keine Beweise für diese Theorie, Ergebnisse erster DNA-Analysen sprechen allerdings für eine solche südostasiatische Herkunft des Erregers.

Ebenfalls von den Massenmedien aufgegriffen wurden die ersten Cholerafälle in den pakistanischen Überschwemmungsgebieten. Bisher wurden hier 99 Fälle labordiagnostisch bestätigt. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Krankheit unter den dort noch immer in weiten Teilen vorherrschenden katastrophalen humanitären Bedingungen deutlich häufiger auftritt.

#

Weniger im medialen Rampenlicht: Die Ausbrüche in Benin und Zentralafrika

Derzeit herrscht in dem westafrikanischen Benin eine ganz ähnliche Situation, doch darüber wird nur selten berichtet. Auch hier stehen nach schweren Überflutungen 2 Drittel des Landes unter Wasser. Bis Ende Oktober wurden hier etwa 850 Cholera-Fälle, darunter 7 Todesopfer, gemeldet.

Und auch eine Cholerawelle, die seit einigen Monaten Zentralafrika fest in ihrem Griff hat, wird in den Medien kaum erwähnt. Dabei erkrankten hier bisher allein in den 4 Staaten Kamerun, Tschad, Niger und Nigeria mehr als 40 000 Menschen, mindestens 1879 von ihnen verstarben an den Folgen der Infektion. Kleinere Ausbrüche der Cholera sind in dieser Region zwar keine Seltenheit, das Ausmaß des diesjährigen Ausbruchs ist jedoch ungewöhnlich. Teilweise liegt dies an der ausgedehnten Migration großer Bevölkerungsteile und den schlechten sanitären Bedingungen in den betroffenen Staaten, teilweise aber auch an klimatischen Faktoren wie Überschwemmungen aufgrund einer ungewöhnlich niederschlagsreichen Regenzeit.

Dr. Raymund Lösch, Bad Doberan, und Dipl.-Biol. Unn Klare, Rostock

Quelle: promed