Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2010; 17(6): 266
DOI: 10.1055/s-0030-1270232
Magazin

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Aus aller Welt – Aktuelles kurz notiert

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
13. Dezember 2010 (online)

 
Inhaltsübersicht #

Tollwut in Peru

Ein Tollwutausbruch in der peruanischen Region Amazonas hat seit Beginn des Jahres mindestens 20 Menschenleben gekostet. Betroffen sind die indigenen Volksstämme der Aguaruna und der Wampi, die in abgelegenen Urwaldregionen leben. Infektionsquelle sind Vampirfledermäuse, die nachts die teilweise im Freien schlafenden Menschen "beißen" (genauer gesagt: anritzen, um blutende Wunden zu erzeugen).

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Abb. 1 Die Nahrungsquellen des Gemeinen Vampirs Desmodus rotundus sind sehr divers, er beißt sowohl Säugetiere als auch Vögel. Große Tiere wie Rinder, Pferde oder Tapire werden jedoch bevorzugt, der Mensch wird eher selten gebissen. Quelle: Sandstein, Wikipedia, Creative Commons-Lizenz Namensnennung 3.0 Unported

Aller Voraussicht nach wird die Zahl der Todesfälle wohl noch weiter steigen, da dieses Jahr bereits rund 3500 Menschen von diesen Fledermäusen "gebissen" worden sein sollen. Leider haben die Menschen in dieser Region zum einen kaum Zugang zu den lebensrettenden Impfstoffen, teilweise lehnen sie diese aber auch aus religiös-traditionellen Gründen ab.

Quelle: promed

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Milzbrand in Bangladesch

Mitte August begann in Bangladesch ein Milzbrandausbruch, der sich in den folgenden Wochen zum größten in der Geschichte des Landes entwickelte. Bis Mitte Oktober erkrankten 607 Menschen. Seither scheint der Ausbruch unter Kontrolle zu sein. Die meisten Fälle wurden aus dem Distrikt Sirajganj im Norden Bangladeschs gemeldet. Interessanterweise soll es sich bei allen 607 Fällen um die eher harmlose kutane Form der Erkrankung gehandelt haben, die durch das Hantieren mit kontaminierten Tieren übertragen wird, etwa beim Schlachten oder beim Verkauf des Fleisches.

Darmmilzbrand, der eine Mortalitätsrate von über 50 % hat, wurde kein einziges Mal nachgewiesen. Dies ist ausgesprochen ungewöhnlich, denn in einem derart armen und bevölkerungsreichen Land wie Bangladesch wäre davon auszugehen, dass auch das Fleisch kranker oder verendeter Tiere verzehrt wird, was zu zahlreichen Fällen von Darmmilzbrand führen sollte. Möglicherweise wurden die Erreger durch Verkochen des Fleisches abgetötet oder in der Bevölkerung liegt bereits eine gewisse Immunität gegen Milzbrand vor. Wahrscheinlicher aber ist wohl ein Fehler im Meldesystem: Vielleicht gibt es auf den Meldebögen einfach keine Möglichkeit zwischen kutanem Milzbrand und Darmmilzbrand zu differenzieren.

Quelle: promed

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Rote Tide in Venezuela

In dem Bundesstaat Aragua im zentralen Norden Venezuelas mussten Ende August 3000 Menschen aus einem Strandresort evakuiert werden, nachdem 200 Urlauber und Anwohner plötzlich Kopfschmerzen, Juckreiz, Augenirritationen und Atembeschwerden entwickelten. Vermutlich war eine sogenannte Rote Tide ("red tide") die Ursache. Demnach haben Toxine die Erkrankungen hervorgerufen, die von bestimmten Algen produziert wurden. Menschen kommen mit diesen Giften entweder direkt über das Meerwasser oder durch Aerosole in Kontakt. Der betroffene Strandabschnitt (Playa Grande) liegt in der Stadt Choroni.

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Abb. 2 Die genauen Ursachen für das sporadische Auftreten der sogenannten Roten Tiden sind noch unklar. Manchmal scheinen ausschließlich natürliche Faktoren ausschlaggebend zu sein, manchmal werden aber auch anthropogene Faktoren wie die Verschmutzung und Erwärmung der Ozeane angeführt. Quelle: Alejandro Díaz, Wikipedia

Quelle: promed

Dr. Raymund Lösch, Bad Doberan, und Dipl.-Biol. Unn Klare, Rostock

 
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Abb. 1 Die Nahrungsquellen des Gemeinen Vampirs Desmodus rotundus sind sehr divers, er beißt sowohl Säugetiere als auch Vögel. Große Tiere wie Rinder, Pferde oder Tapire werden jedoch bevorzugt, der Mensch wird eher selten gebissen. Quelle: Sandstein, Wikipedia, Creative Commons-Lizenz Namensnennung 3.0 Unported

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Abb. 2 Die genauen Ursachen für das sporadische Auftreten der sogenannten Roten Tiden sind noch unklar. Manchmal scheinen ausschließlich natürliche Faktoren ausschlaggebend zu sein, manchmal werden aber auch anthropogene Faktoren wie die Verschmutzung und Erwärmung der Ozeane angeführt. Quelle: Alejandro Díaz, Wikipedia