Kernaussagen
Die Händedesinfektion steht als einfache und effektive
Maßnahme an oberster Stelle aller Präventionsmaßnahmen. Sie
wird seit Jahrzehnten durch gezielte Aktionen der WHO und auf Länderebene
näher in das Bewusstsein von Mitarbeitern aller Berufsgruppen im
Gesundheitswesen, aber auch von Patienten und Angehörigen gebracht.
Die Geschichte der Händedesinfektion reicht bis in die Antike
zurück, als Hippokrates im 4. Jahrhundert v. Chr.
verunreinigte Wunden ursächlich mit deren gestörtem Heilungsprozess
in Verbindung brachte. Treibende Kraft und Ziel für die Entwicklung der
Desinfektion zunächst von Wunden, daraus resultierend später auch der
Hände der behandelnden Ärzte, war die Notwendigkeit, die
Wundinfektions- und damit Mortalitätsraten zu senken. Erste Versuche
diesbezüglich erfolgten durch die „Kriegschirurgie” des
16. Jahrhunderts – mit z. T. äußerst
schmerzhaften und häufig letalen Verfahren. Gezielte Ursachenforschung
für die hohe Wöchnerinnenmortalität durch das Kindbettfieber im
ausgehenden 18. Jahrhundert resultierte in konkreten
Handlungsanweisungen für Ärzte und Personal bzgl. der
Händehygiene – und damit in einer drastisch reduzierten
Sterblichkeit.
Ausgehend von einem reinen Händewaschen folgten bald
Zusätze zu den Waschungen in Form von u. a. Chlorkalk,
Karbolsäure oder Sublimat, deren Praktikabilität und letztlich
Akzeptanz jedoch wegen toxischer Eigenschaften oder gehäufter
Hautirritationen limitiert war. Die weitere Suche nach geeigneten
Desinfektionsmitteln führte schließlich zur alkoholischen
Händedesinfektion mit reduzierten und dennoch effektiven Einwirkzeiten,
der mittlerweile nicht in jedem Fall eine Waschung vorausgehen muss.
Allerdings ist die Umsetzung einer konsequenten Händehygiene
nicht immer einfach. Denn trotz zunehmend vereinfachter
Desinfektionsmaßnahmen mangelt es häufig an der Compliance des
Personals – nicht zuletzt aufgrund gestiegener Arbeitsbelastung oder
Sparmaßnahmen im Bereich der Hygieneteams.
Literatur
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7 Toellner R. Illustrierte Geschichte der Medizin.. Bd. 2–5 Augsburg: Bechtermünz Verlag; 2000
Dr. med. V. Hoch
Deutsches Beratungszentrum für Hygiene
Schnewlinstr. 10
79098 Freiburg i. Br.
Email: hoch@bzh-freiburg.de