Zusammenfassung
Einleitung: Bei der Applikation von systemischen Chemotherapien kann es infolge von
Extravasation, durch die Aggressivität der Substanzen, zu einer Nekrose des umliegenden Gewebes
kommen. Die daraus resultierenden Weichteildefekte sind häufig mit der Zerstörung von Sehnen,
Nerven oder Muskulatur kombiniert. Deshalb ist eine radikale chirurgische Exzision mit
adäquater Defektdeckung indiziert. Patienten und Methode: Wir behandelten in den letzten
10 Jahren 44 Patienten mit Nekrosen aufgrund eines Extravasates. In den meisten Fällen war die
Hand bzw. der distale Unterarm, aber auch die Ellenbeuge betroffen. Trotz Applikation der
Chemotherapien über Portsysteme sind auch Defekte an der Thoraxwand möglich. Zur Defektdeckung
wurden lokale und freie Lappenplastiken, Spalthauttransplantationen oder der Direktverschluss
durchgeführt. Ergebnisse: In fast allen Fällen konnte eine stabile Defektdeckung erreicht
werden. Eine Amputation war in keinem der Fälle notwendig. Aufgrund des schlechten
Allgemeinzustandes, der Immunsuppression und der Komorbidität der Patienten kam es in einigen
Fällen jedoch zu Wundheilungsstörungen, die zum Teil auch Folgeoperationen verursachten. Als
schwerwiegende Komplikationen hatten wir einmal einen Lappenverlust und ein Patient verstarb
2 Tage nach der Infektexzision an seiner Grunderkrankung, einem nephrotischen Syndrom.
Schlussfolgerung: Extravasate stellen eine schwerwiegende onkologische Komplikation
dar, die, inadäquat therapiert, zu bleibenden Funktionsstörungen der betroffenen anatomischen
Region führen kann. Vielfältige Möglichkeiten der Defektdeckung durch Lappenplastiken stehen zur
Verfügung. Die Hebemorbidität ist in der Regel gering. Ein zweizeitiges Vorgehen mit zunächst
radikaler Resektion der betroffenen Areale und anschließender Konditionierung der Wunde durch
ein VAC-System oder temporäre Defektdeckung und im zweiten Schritt erst die Durchführung einer
Lappenplastik, hat sich bewährt. Durch eine frühzeitige chirurgische Intervention kann eine
sichere Defektdeckung mit einer guten Funktionalität der betroffenen Region erreicht
werden.
Abstract
Introduction: Extravasal application of chemotherapeutic agents may cause necrosis of
surrounding tissue. Often tendons, nerves and muscles are destroyed. In some cases a surgical
excision with an additional coverage is indicated. Patients and Methods: In the last ten
years we have treated 44 patients with necrosis after extravasation. The defects were mostly
localised at the hand or distal forearm, but the cubital fossa and the thorax were affected,
too. Excision of the infiltrated tissue was performed and the defect covered with local or free
flaps, split skin graft or primary closure. Results: In nearly all cases a stable
coverage was achieved. An amputation of the hand was never necessary. Patients with
immunosuppression or comorbidity sometimes had wound-healing difficulties that in some cases
necessitated further operations. Serious complications were in one case a flap necrosis and
another patient died 2 days after the operation because of his nephrotic syndrome.
Conclusion: Chemotherapy extravasation is an important oncological complication that
may cause permanent functional disability of the anatomic region. A variety of free and local
flaps with tolerable donor site morbidity can be used for coverage. We prefer a two-step
procedure with radical resection of the area and conditioning of the wound with vacuum therapy
or temporary wound coverage and in the next step the definitive wound closure. Conservative
treatment is often followed by a high rate of complications. Early radical debridement and
coverage with an adequate flap offers a cure with good functional results.
Schlüsselwörter
Extravasat - Chemotherapie - Weichteildefekt - Defektdeckung
Key words
extravasation - chemotherapy - soft-tissue defect - defect closure