Gesundheitswesen 2012; 74(5): 283-290
DOI: 10.1055/s-0031-1271716
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Auswirkungen des demografischen Wandels – Analyse und Handlungsansätze am Beispiel eines Fachkrankenhauses[*]

Impact of Demographic Changes – Analysis and Possible Implications for the Example of a Specialist HospitalM. Weigl1 , A. Müller1 , P. Angerer1
  • 1Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Ludwig-Maximilians Universität München
Further Information

Publication History

Publication Date:
08 March 2011 (online)

Zusammenfassung

Angesichts der demografischen Entwicklung sind Krankenhäuser vermehrt auf die Arbeits- und Leistungsfähigkeit ihres Personals angewiesen. Dazu sind alternsgerechte und altersgruppenspezifische Gestaltungsmaßnahmen unerlässlich, um leistungs- und gesundheitsförderliche Arbeitsbedingungen zu schaffen. Anhand des Fallbeispiels eines Fachkrankenhauses wird der Frage nachgegangen, welche Arbeitsbedingungen mit Gesundheitseinschränkungen (Arbeitsfähigkeit, muskuloskelettale Beschwerden) und Fluktuationsabsichten (Stellenwechsel, vorzeitige Berentung) einhergehen. In einer Stichprobe von N=210 Beschäftigten wurden altersklassenspezifische Zusammenhänge zwischen Arbeitsbedingungen und Gesundheit sowie Fluktuationsabsicht beobachtet. Anhand der Ergebnisse werden exemplarisch Ansätze und Lösungswege eines Demografiemanagements im Krankenhaus aufgezeigt. Der Beitrag zeigt damit, wie alternsgünstige Arbeits- und Beanspruchungsbedingungen im Krankenhaus identifiziert und gefördert werden können, um präventiv Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten zu erhalten.

Abstract

The ongoing demographic development creates distinctive challenges for the management of hospitals. Due to the demographic change hospitals will be more and more dependent on the work ability and performance of an aging workforce. Therefore, age-specific work design and interventions are inevitable to create a work environment that sustainably promotes health and well-being. This study reports the work conditions, health impairments (work ability, musculoskeletal complaints), and turnover intentions (intentions to leave the organisation within the previous year, intentions to leave before official retirement age) of N=210 employees working in a specialist hospital. Age-specific analyses show that correlations between working conditions, health, and turnover intention differ substantially across the age groups. From the results an exemplary approach for the analysis and management of demography-related challenges for hospital employees has been deduced. With it, this study presents a promising strategy to identify age-related work stressors and health complaints and to promote health and well-being of hospital employees in different age groups.

1 Die Studie wurde mit Unterstützung des Münchener Zentrums für Gesundheitswissenschaften durchgeführt.

Literatur

  • 1 Beske F, Katalinic A, Peters E. et al .Morbiditätsprognose 2050. Ausgewählte Krankheiten für Deutschland, Brandenburg und Schleswig-Holstein. In: Kiel FBIfG-S-F ed, Schriftenreihe. Kiel: IGSF Stiftung; 2009
  • 2 DESTATIS. .Auswirkungen auf Krankenhausbehandlungen und Pflegebedürftige im Bund und in den Ländern. In: Länder SÄdBud ed, Demografischer Wandel in Deutschland. Wiesbaden: Statistisches Bundesamt; 2008
  • 3 Simoens S, Villeneuve M, Hurst J. Tackling Nurse Shortages in OECD Countries: OECD, Directorate for Employment, Labour and Social Affairs.  2005; 
  • 4 Isfort M, Weidner F. Pflegethermometer 2009. Eine bundesweite Befragung von Pflegekräften zur Situation der Pflege und Patientenversorgung im Krankenhaus. Köln: DIP e.V.; 2010
  • 5 Hasselhorn HM, Müller BH, Tackenberg P. et al .Berufsausstieg bei Pflegepersonal. Arbeitsbedingungen und beabsichtigter Berufsausstieg bei Pflegepersonal in Deutschland und Europa. Dortmund: BAuA; 2005
  • 6 Janus K, Amelung VE, Baker LC. et al . Sind amerikanische Ärzte zufriedener? – Ergebnisse einer internationalen Studie unter Ärzten an Universitätskliniken.  Gesundheitswesen. 2009;  71 210-217
  • 7 Glaser J, Höge T. Spezifische Anforderungen und Belastungen personenbezogener Krankenhausarbeit. In: Badura B, Schellschmidt H, Vetter C eds, Fehlzeitenreport 2004 Gesundheitsmanagement in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Berlin: Springer; 2004: 51-64
  • 8 Naegele G. Verrentungspolitik und Herausforderungen des demografischen Wandels in der Arbeitswelt. Das Beispiel Deutschland. In: von Cranach M, Schneider H-D, Ulich E, Winkler R eds, Ältere Menschen im Unternehmen Chancen, Risiken, Modelle. Bern: Haupt; 2004: 189-219
  • 9 Vera A. Die „Industrialisierung“ des Krankenhauswesens durch DRG-Fallpauschalen – eine interdisziplinare Analyse.  Das Gesundheitswesen. 2009;  71 10-17
  • 10 Ulich E, Wülser M. Gesundheitsmanagement im Unternehmen. Wiesbaden: Gabler; 2009
  • 11 Büssing A, Glaser J. Das Tätigkeits- und Arbeitsanalyseverfahren für das Krankenhaus – Selbstbeobachtungsversion (TAA-KH-S) [Work analysis instrument for hospitals – Self report version (TAA-KH-S)]. Göttingen: Hogrefe; 2002
  • 12 Nübling M, Stößel U, Hasselhorn H-M. et al .Methoden zur Erfassung psychischer Belastungen – Erprobung eines Messinstrumentes (COPSOQ). Bremerhaven: Wirtschaftsverlag NW; 2005
  • 13 Netemeyer RG, Boles JS, McMurrian R. Development and validation of work-family conflict and family-work conflict scales.  Journal of Applied Psychology. 1996;  81 400-410
  • 14 Hasselhorn H-M, Freude G. Der Work Ability Index – ein Leitfaden. Berlin: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin; 2007
  • 15 Bödecker W, Hüsing T. IGA-Barometer 2. Welle: Einschätzungen der Erwerbsbevölkerung zum Stellenwert der Arbeit, zur Verbreitung und Akzeptanz von betrieblicher Prävention und zur krankheitsbedingten Beeinträchtigung der Arbeit – 2007. In: Arbeit. IGu ed, IGAReport. Essen: BKK BV; 2007
  • 16 Böhle F, Glaser J. Arbeit in der Interaktion – Interaktion als Arbeit. Arbeitsorganisation und Interaktionsarbeit in der Dienstleistung. Wiesbaden: VS Verlag; 2006
  • 17 Iseringhausen O. Psychische Belastungen und gesundheitliches Wohlbefinden von Beschäftigtem im Krankenhaus. In: Badura B, Schröder H, Klose J, Macco K eds, Fehlzeiten-Report 2009 Arbeit und Psyche: Belastungen reduzieren — Wohlbefinden fördern. Berlin: Springer; 2010: 117-128
  • 18 Klauber J, Robra B-P, Schellschmidt H. Krankenhaus-Report 2006: Krankenhausmarkt im Umbruch. Stuttgart: Schattauer; 2007
  • 19 HWP. .Zukunft für das Krankenhaus. In: Stiftung RB ed. Stuttgart: HWP Planungsgesellschaft mbH; 2007
  • 20 Siegrist J, Dragano N, Wahrendorf M. Arbeitsbelastungen und psychische Gesundheit bei älteren Erwerbstätigkeiten: die Bedeutung struktureller Intervention. In: Badura B, Schröder H, Klose J, Macco K eds., Fehlzeiten-Report 2009 Arbeit und Psyche: Belastungen reduzieren — Wohlbefinden fördern. Berlin: Springer; 2010: 167-174
  • 21 Ilmarinen J, Tempel J. Arbeitsfähigkeit 2010. Was können wir tun, damit Sie gesund bleiben. Hamburg: VSA; 2002
  • 22 Weigl M, Müller A, Angerer P. Alternsgerechte Arbeitsgestaltung: Älterwerden im Pflegeberuf.  Die Schwester Der Pfleger. 2010;  49 14-18
  • 23 Neuhaus K, Metz A-M. Reduzierung psychischer Fehlbelastung bei Krankenpflegekräften durch Gesundheitsförderung. In: Badura B, Schellschmidt H, Vetter C eds, Fehlzeitenreport 2004 Gesundheitsmanagement in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Berlin: Springer; 2004: 141-156
  • 24 BAUA. .Ergonomie in Krankenhaus und Klinik. Dortmund: BAUA; 2009
  • 25 Blum K, Müller U, Offermanns M. Auswirkungen alternativer Arbeitszeitmodelle. Bonn/Düsseldorf; 2004
  • 26 Henkel R. Rückengesundes Arbeiten in der Pflege. In: Badura B, Schellschmidt H, Vetter C eds, Fehlzeitenreport 2004 Gesundheitsmanagement in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Berlin: Springer; 2004: 157-166
  • 27 Zimber A, Gregersen S, Kuhnert S. et al . Betriebliche Gesundheitsförderung durch Personalentwicklung Teil I: Entwicklung und Evaluation eines Qualifizierungsprogramms zur Prävention psychischer Belastungen.  Das Gesundheitswesen. 2010;  72 209-215
  • 28 Schrappe M. Zum Zusammenhang zwischen Führung, Arbeitsbedingungen und Qualität der Krankenhausarbeit. In: Badura B, Schellschmidt H, Vetter C eds, Fehlzeitenreport 2004 Gesundheitsmanagement in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Berlin: Springer; 2004: 11-123

1 Die Studie wurde mit Unterstützung des Münchener Zentrums für Gesundheitswissenschaften durchgeführt.

Korrespondenzadresse

Dr. M. Weigl

Institut und Poliklinik für

Arbeits-, Sozial- und

Umweltmedizin

Ludwig-Maximilians Universität

München

Ziemssenstraße 1

80336 München

Email: matthias.weigl@med.lmu.de