ergopraxis 2011; 4(2): 13
DOI: 10.1055/s-0031-1272854
wissenschaft

Morbus Sudeck – Spezifische Persönlichkeitsstruktur nur ein Mythos

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Publication Date:
04 February 2011 (online)

 
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    Es gibt keine spezifischen Sudeck-Persönlichkeitsstrukturen und keinen ursächlichen Zusammenhang der Erkrankung mit psychosozialen Faktoren. Diesen Schluss zieht Dr. Jürgen Lesky vom psychologischen Dienst einer Rehaklinik im österreichischen Tobelbad.

    Der Psychologe und Psychotherapeut untersuchte 18 Publikationen, 15 aktuelle empirische Studien und 5 Reviews, die das Thema gezielt oder ansatzweise behandelten. Er stellte fest, dass die älteren Arbeiten kaum wissenschaftlich fundiert waren. Den Patienten wurden unter anderem eine ängstlich depressive Grundpersönlichkeit und konflikthafte familiäre Interaktionsmuster nachgesagt. Die Frage, ob Schmerzen die Folge oder Ursache von psychischen Auffälligkeiten war, wurde nicht geklärt. In neueren Studien verglichen Forscher Patienten mit Morbus Sudeck mit verschiedenen Gruppen von Schmerzpatienten oder nicht Betroffenen und stellten keine unterschiedlichen Persönlichkeitsmerkmale fest. Chronische Schmerzen seien zudem eher die Ursache von Depressionen, wie auch Expertenkommentare unterstrichen. Auch die Reviews belegen nur in wenigen schlecht fundierten Studien Zusammenhänge. Morbus Sudeck sei eine multifaktorielle und multimodale Störung.

    Obwohl keine spezifische Schmerzpersönlichkeit existiert, sollte man laut Lesky die Persönlichkeit der Schmerzpatienten nicht vernachlässigen, da sie den Verlauf der Erkrankung beeinflussen könne. Die psychologische Schmerzbehandlung sollte auf kognitiv-emotionale und behaviorale Merkmale wie die subjektive Krankheitstheorie oder die Bevorzugung bestimmter Coping-Strategien abzielen.

    dawo

    Z Orthop Unfall 2010; 148: 716–722