Im März 2010 wurde die Sektion Maritime Medizin am Institut für Experimentelle Medizin als gemeinsame Einrichtung des Schifffahrtmedizinischen Institutes der Marine, der Medizinischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein eingerichtet. Damit wurde die seit Gründung des Schifffahrtmedizinischen Institutes der Marine in den 1960er-Jahren bestehende enge Zusammenarbeit mit der Christian-Albrechts-Universität in zeitgemäßer Form institutionalisiert. Fragestellungen aus der Tauch- und Hyperbarmedizin sowie die Befassung mit speziellen Aspekten der Schifffahrtmedizin und der Schifffahrtpsychologie charakterisieren die Kernaufgaben der neu gegründeten Sektion. Am 12. und 13.11.2010 fand das erste Symposium der Sektion in der Kunsthalle zu Kiel statt, bei dem ein aktueller Überblick über ausgewählte Themen des Aufgabengebietes gegeben wurde.
Sauerstoff und Tauchphysiologie
Sauerstoff und Tauchphysiologie
Im ersten Themenschwerpunkt "Sauerstoff und hyperbare Oxigenation" wur-den sowohl aus anwendungs- wie auch grundlagenorientierter wissenschaftlicher Perspektive der aktuelle Stand der Erkenntnis über die Interaktion von Sauerstoff mit dem menschlichen Organismus referiert. Ein differenziertes Verständnis dieser Wechselwirkungen ist von wesentlicher Bedeutung sowohl für den Gesundheitsschutz von Tauchern als auch für therapeutische Einsatzmöglichkeiten von normo- wie hyperbarem Sauerstoff bei verschiedenen Erkrankungen.
In einem weiteren Themenblock wurden aktuelle Fragen der Tauchphysiologie behandelt. Auch hier wurde deutlich, dass eine Betrachtung der durch Überdruck und Aufenthalt im Wasser einwirkenden besonderen körperlichen Belastungen immer in einen medizinischen Gesamtzusammenhang gestellt werden sollte: Erkenntnisse von primär an tauchphysiologischen Fragestellungen orientierten Studien können auch für andere Bereiche der Medizin bedeutsam sein.
Psychologische Aspekte des maritimen Umfelds
Psychologische Aspekte des maritimen Umfelds
Eine gewisse Besonderheit der Sektion ist die Integration psychologischer Expertise. Unter dem anwendungsorientierten Gesichtspunkt eines umfassenden Gesundheitsschutzes für Menschen im maritimen Umfeld ist aufgrund der vielfältigen Besonderheiten die Einbeziehung psychologischer Erkenntnisse und Methoden unerlässlich. Dies wurde im dritten Themenblock verdeutlicht, der sich mit rein psychologischen Aspekten des maritimen Umfeldes beschäftigt. So ist insbesondere die Prädiktion eines stabilen Verhaltens in Notsituationen als auch die Abschätzung des Risikos der Entwicklung einer posttraumatischen Belastungsstörung mit relativ einfachen, standardisierten Testverfahren für die spezifische Situation einer Schiffsbesatzung von großer Relevanz.
Insgesamt hat das Symposium gezeigt, dass der gewählte Ansatz einer möglichst breiten Integration anwendungsorientierter maritimer wissenschaftlicher Fragestellungen in jeweils übergreifende grundlagenorientierte Forschungsbereiche zukunftsfähig ist. An entsprechenden Themen wird absehbar kein Mangel herrschen.
Dr. Stefan Neidhardt, Kiel
Foto: Landeshauptstadt Kiel/Wolfgang Okon