Das erste Heft der DGIM-Gesellschaftsausgaben hat eine
erfreuliche Resonanz gefunden. Die Qualität der einzelnen
Beiträge war hoch, die Themen aktuell und das Spektrum
so weit, wie es gewünscht war. Der Anspruch unserer DGIM-Ausgaben
der DMW ist es, auf höchstem Niveau neueste Publikationen
oder Leitlinien aus den Schwerpunkten der Inneren Medizin zu referieren
und so ein aktuelles Bild der gesamten Inneren Medizin erstehen
zu lassen. Eine weitere Besonderheit der DGIM-Ausgabe im Vergleich
zu Fachzeitschriften der einzelnen Schwerpunkte besteht darin, dass
Experten aus den internistischen Schwerpunkten Themen für
die gesamte, breite Leserschaft der DMW aufbereiten, ohne spezielle
Hintergrundkenntnisse vorauszusetzen. Die raschen Entwicklungen
in den Schwerpunkten übersteigen heute bei weitem die Erfahrungsmöglichkeiten
einer einzelnen Person. Andererseits sind für eine umfassende
Patientenversorgung, aber auch Forschung und Lehre angesichts der
zunehmenden Multimorbidität unserer alternden Gesellschaft
zumindest gewisse Kenntnisse jenseits unseres eigenen Spezialgebietes
gefordert.
Das Fach Innere Medizin ist einerseits die Summe seiner Schwerpunkte
und ist zunächst auch so in der Weiterbildungsordnung definiert.
Andererseits wünschen wir uns aber, dass Innere Medizin
mehr ist als die Summe ihrer Schwerpunkte. Dieses „Mehr” ist
nicht leicht zu fassen, und die Präsidenten der DGIM versuchen
es in ihren Eröffnungsreden zum Internistenkongress jedes
Jahr aufs Neue: „wissenschaftlich begründete besondere
Ausprägung der sprechenden anthropologischen Medizin…” (Schölmerich
2010); „…eine(r) integrierte(n), vernetzte(n)
Innere(n) Medizin” (Kolloch 2009); „…Auswirkung
von Organerkrankungen oder Systemerkrankungen auf den Gesamtorganismus,
insbesondere in Gegenwart mehrerer Organ- oder Systemerkrankungen,
und der Auswirkung einer Organ- oder Systemerkrankung auf andere(r)
Organ- und Systemerkrankungen” (Ertl 2008); „…die
Innere Medizin die unverzichtbare Grundlage der Medizin überhaupt” (Hiddemann
2007); „auf den ganzen Menschen zielend…” „Kenntnis
der Interdependenz der verschiedenen in Mitleidenschaft gezogenen
Organe” (Seeger 2006). Usadel (2003) hebt auf die Bedeutung
des Gebietes Innere Medizin für die studentische Lehre,
eine qualifizierte Weiterbildung und die Konsiliartätigkeit
ab. Schließlich: „Für den Internisten
der Zukunft heißt ein weiteres Stichwort Interdisziplinarität:
Interdisziplinär im Fachgebiet Innere Medizin selbst, innerhalb
der verschiedenen anderen Fachrichtungen der Medizin, aber auch über
die Medizin hinaus” (Riemann 2001).
Interdisziplinarität, Ganzheitlichkeit und damit die
systematische Berücksichtigung von Komorbiditäten
in Forschung, Lehre, Weiterbildung und Patientenversorgung sollten
also das „Mehr” als die Summe der Einzeldisziplinen
ausmachen. Für die DGIM-Ausgaben der DMW ergibt sich daraus eine
editorische Aufgabe, die neben der Breite des Spektrums, Aktualität
und Prägnanz der Darstellung für Schriftleitung
und Herausgeberschaft eine Herausforderung sein wird. Beiträge
der vorliegenden Ausgabe lassen uns hoffen, dass wir diese meistern
können: Pneumologische Schlafmedizin; Tuberkulose und nicht-tuberkulöse Mykobakteriose;
Gallenwegserkrankungen; Nierenersatztherapie in der Intensivmedizin;
Therapeutische Angiogenese mittels Gen- und Stammzellentherapie
bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit; Maligne Lymphome:
Individualisierte Therapie in Abhängigkeit von biologischen
und klinischen Risikofaktoren; Diagnostik und Therapie von Kollagenosen;
Primäre und sekundäre glomeruläre Erkrankungen;
Typ-2-Diabetes; Akute Verwirrtheit im Alter.
Wir tragen unseren Anspruch der Interdisziplinarität
und Ganzheitlichkeit an die Herausgeber und Autoren heran, auch
wenn wir nicht erwarten, dass jeder einzelne Artikel diesen erfüllen kann
und muss. Wissenschaftliche Aktualität, Brisanz für
die Patientenversorgung und Attraktivität für
eine breite Leserschaft können durchaus einmal Vorrang
haben.
Vereinzelte thematische Überlappungen, zum Beispiel
mit den DMW Schwerpunktheften oder Beiträgen in anderen
Rubriken der DMW, sind bei einer wöchentlich erscheinenden
Zeitschrift nie vollkommen auszuschließen, aber das didaktische Konzept
der kurzen DGIM-Update-Beiträge mit nur 3 – 4
Druckseiten, aktuellster Literatur und „Klinischer Relevanz” erlaubt
eine Fokussierung und einen ganz anderen Blickwinkel als die „üblichen” Fortbildungsartikel.
Dies impliziert keine Qualitätsunterschiede; jede Herangehensweise
hat ihren eigenen Wert – gerade auch für den Leser.