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DOI: 10.1055/s-0031-1274651
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Mammografie – Computerunterstützte Auswertung hilfreich
Publication History
Publication Date:
29 April 2011 (online)
Computerunterstützte Auswertungshilfen können bei der Mammografie potenziell die Detektionsrate für Karzinome erhöhen und die Zahl falsch negativer Befunde senken. Wie groß der Benefit solcher Hilfen im klinischen Alltag tatsächlich ist, wird kontrovers diskutiert. Auch Cho et al. gingen dieser Frage nach.
AJR Am J Roentgenol 2010; 195: 1276–1282
57-jährige Patientin. a Mammografisch war in der CC-Aufnahmeebene eine Architekturstörung in der rechten lateralen Brusthälfte aufgefallen, welche bei Verdacht auf eine radiäre Narbe mittels einer stereotaktischen Stanzbiopsie weiter abgeklärt wurde. Die Histopathologie ergab ein invasiv lobuläres Karzinom. Zum lokalen Tumorstaging wurde die Indikation zur MR-Mammografie gestellt. b Die MR-Mammografie zeigt in den Subtraktionsaufnahmen eine diffuse Kontrastmittelaufnahme in der rechten oberen Brusthälfte (kleiner Pfeil) sowie zahlreiche malignomsuspekte Herdbefunde im oberen lateralen Quadranten (langer Pfeil) (Hauth EA, Wöstmann A, Heindel W. Geburtsh Frauenheilk 2009; 69: 836–841).
Grundlage der Studie bildeten 50 100 konsekutive Mammografien. Alle Aufnahmen (digitale Vollfeld-Mammografie) waren mithilfe einer computerunterstützen Auswertungshilfe (CAD) analysiert worden. Aus der Ursprungskohorte waren insgesamt 230 Patientinnen an einem histologisch gesicherten Mammakarzinom erkrankt; von 75 dieser Patientinnen existierten als negativ befundete Voraufnahmen zur Indexmammografie. Diese bildeten den Gegenstand der vorliegenden Arbeit. Dabei waren die Vormammografien zwischen 5 und 34 Monate (Median: 12 Monate) vor der Diagnose Brustkrebs erfolgt. Von den 75 Voraufnahmen wiesen 46 (61%) sichtbare Läsionen auf. Diese 46 Aufnahmen kombinierten die Autoren in randomisierter Reihenfolge mit 100 normalen Mammografien und legten sie 3 unabhängigen Radiologen zur Begutachtung vor. Außerdem verglichen 2 Radiologen in der Folge, ob die CAD-Marken auf den Voraufnahmen die korrekte Lage des späteren Karzinoms repräsentierte.
Insgesamt setzte das CAD-System 130 Markierungen, davon 60 bei soliden Läsionen und 70 bei Mikrokalzifikationen. Im Falle der soliden Läsionen waren 23 Befunde richtig positiv und 37 falsch positiv, im Falle der Mikrokalzifikationen 33 richtig positiv und 37 falsch positiv. Die mittlere Rate falsch positiver Markierungen pro Patientin betrug 1,61.
Von den 46 sichtbaren Befunden auf den Vormammografien zeigten sich 21 als solide und 17 als Mikrokalk, 8 hatten sowohl solide Anteile als auch Mikrokalzifikationen. Das CAD-System hatte 34 (74%) davon korrekt identifiziert. Dabei war die Sensitivität für Mikrokalzifikationen signifikant höher als für solide Läsionen (92 vs. 52%). 46% der sichtbaren Befunde auf den Vormammografien (n = 21) erwiesen sich als nachvollziehbar, 54% (n = 25) als unterschwellig. Auch hier wurden Mikrokalzifikationen im Gegensatz zu soliden Läsionen häufiger als nachvollziehbar eingestuft (64 vs. 24%). Ebenso zeigten nachvollziehbare Befunde im CAD-System eine höhere Sensitivität als unterschwellige (90 vs. 60%).
Fazit
Das CAD-System hatte bei Patientinnen mit Brustkrebs bereits auf den Voraufnahmen zur Indexmammografie 74% der sichtbaren und 90% der nachvollziehbaren Befunde korrekt identifiziert. Nachvollziehbare Befunde zeigten im CAD-System eine signifikant höhere Sensitivität als unterschwellige Befunde, so die Autoren.
Dr. Johannes Weiß, Bad Kissingen