PPH 2011; 17(2): 68
DOI: 10.1055/s-0031-1275374
PPH|Szene
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Bruno’s Welt Es war einmal…

Bruno Hemkendreis
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
24. März 2011 (online)

…eine bunte Truppe von 12 Schwestern und Pflegern, die auf einer psychiatrischen Aufnahmestation arbeiteten. Sie trugen zwar keine Zipfelmützen, hatten aber trotzdem viele Ähnlichkeiten mit den Kölner Heinzelmännchen.

Sie arbeiteten Tag und Nacht. Immer war einer von ihnen da, wenn Not am Manne war. Sie kochten und backten, putzten, verteilten das Essen, trösteten, verbanden Wunden, sie machten Wärmflaschen, bezogen die Betten und setzten sich zu den Menschen, die nicht einschlafen konnten. Sie sorgten auch dafür, dass alle Patienten ihre Therapien bekamen. Sie bestellten die Arzneien und Tinkturen und verteilten sie an die Kranken und Pflegebedürftigen. Und wenn der Doktor krank war oder keine Zeit hatte, machten sie so lange stillschweigend seine Arbeit, bis er zurückkam. Und wenn der Psychologe krank war, führten sie an seiner statt lange Gespräche und sorgten dafür, dass keiner der Kranken unbeachtet blieb. Nicht anders verhielt es sich, wenn die Sozialarbeiterin, die Putzfrau oder die Sekretärin krank war.

Neben all den schönen und guten Dingen, die sie gerne für die Patienten taten, mussten sie aber manchmal auch schlimme Dinge tun. Sie mussten Menschen einsperren oder fesseln, oder ihnen gewaltsam Arzneien einflößen. Das eine oder andere Mal wurden sie dafür beschimpft, bespuckt und oder gar geschlagen.

Manchmal klagten sie darüber, aber sie machten trotzdem unbeirrt ihre Arbeit weiter.

Ja, sie hatten es sich zur Aufgabe gemacht, dass die Station immer funktioniere, selbst in ärgsten Krisenzeiten. Notfalls kamen dafür die Kolleginnen und Kollegen auch aus den wohlverdienten Frei oder Urlaub.

Die Heinzelmännchen von Köln verschwanden, wenn man Licht machte, um sie zu sehen.

Unsere 12 Schwestern und Pfleger waren hierin ähnlich: wenn beispielsweise ein Angehöriger der Patienten sie fragte – weil sie ja den engsten Kontakt zu den Patienten hätten – wie es seinem Angehörigen gehe, dann sagten sie solche Dinge wie „Da fragen Sie am besten den Doktor.” Oder wenn der Herr Geheimrat, der die Patienten nur aus der Akte kannte, diese oder jene Therapie und Diagnose als die einzig Wahre darstellte, dann schwiegen sie, obwohl sie es eigentlich besser wussten.

Eines Tages jedoch erschien ihnen eine gute Fee und gewährte ihnen drei Wünsche. Unsere 12 erbaten sich einen Tag, da sie die Angelegenheit erst in einem Teamgespräch klären müssten. Damit war der erste Wunsch erfüllt. Außerdem wünschten sie, dass die Ergebnisse vertraulich behandelt würden. Auch dieser Wunsch ward gewährt.

Allen wurde klar, dass nunmehr nur noch ein Wunsch übrig sei und dieser sehr gut überlegt werden müsse.

„Wenn Licht gemacht wird, und wir nicht verschwinden würden, dann …”

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