Der Klinikarzt 2011; 40(3): 156
DOI: 10.1055/s-0031-1276687
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Schlaganfall durch Schmerzmittel – Experten betonen geringes Risiko für die meisten Menschen

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Publication Date:
18 April 2011 (online)

 
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Die Einnahme von Schmerzmitteln ist für die meisten Menschen nicht mit der Gefahr eines Schlaganfalls verbunden. Dies stellt die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) anlässlich einer Studie klar, die kürzlich im "British Medical Journal" erschienen war und für viel Aufsehen gesorgt hatte. Vorsicht ist allerdings bei Patienten geboten, die bereits aufgrund von Gefäßkrankheiten schlaganfallgefährdet sind und Schmerzmittel über längere Zeit regelmäßig einnehmen.

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Meta-Analyse untersucht langfristige Einnahme von Schmerzmitteln

Forscher der Universität Bern hatten in einer Meta-Analyse herausgefunden, dass die langfristige Einnahme von Schmerzmitteln aus der Gruppe der NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika) das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht. Für die Wirkstoffe Ibuprofen, Diclofenac und den Cox-2-Hemmer Etoricoxib ermittelten sie auch ein erhöhtes Schlaganfallrisiko.

"Für Etoricoxib war bereits ein erhöhtes Herzkreislaufrisiko bekannt", berichtet Prof. Joachim Röther, Erster Vorsitzende der DSG und Chefarzt der Neurologischen Klinik an der Asklepios Klinik in Hamburg-Altona. "Dieses Mittel ist nur auf Rezept erhältlich und wird von Ärzten zurückhaltend eingesetzt." Ibuprofen und Diclofenac gehören dagegen zu den in Deutschland häufig verordneten Schmerzmitteln, die in der Apotheke teilweise ohne Rezept erhältlich sind. Der Meta-Analyse zufolge erhöht Ibuprofen das Schlaganfallrisiko um mehr als das Dreifache. Für Diclofenac wurde ein Faktor von 2,86 ermittelt.

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Im Einzelfall muss der behandelnde Arzt entscheiden

Grund zur Panik bestehe jedoch nicht, so Röther: "Es handelt sich bei diesen Zahlen um eine relative Risikozunahme, die mit der Ausgangslage der Patienten in Beziehung gesetzt werden muss." Für jüngere Menschen mit einem geringen Gefäßrisiko bestehe praktisch keine Gefahr, nach der Einnahme einen Schlaganfall zu erleiden. Das Schlaganfallrisiko steige mit der Dosis und der Dauer der Anwendung. "Die gelegentliche Einnahme bei Schmerzen oder Entzündungen ist im Hinblick auf das Schlaganfallrisiko nicht bedenklich", erklärt der DSG-Vorsitzende. Eine chronische Anwendung dieser Schmerzmedikamente sei allerdings grundsätzlich zu vermeiden und bei Patienten mit vorgeschädigten Blutgefäßen sollten andere Schmerzmittel eingesetzt werden.

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Literatur

  • 1 Trelle S, Reichenbach S, Wandel S, et al. Cardiovascular safety of non-steroidal anti-inflammatory drugs: network meta-analysis.  BMJ. 2011;  342 e7086
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Literatur

  • 1 Trelle S, Reichenbach S, Wandel S, et al. Cardiovascular safety of non-steroidal anti-inflammatory drugs: network meta-analysis.  BMJ. 2011;  342 e7086