Der „Lifestyle approach to reducing Falls through Exercise” (LiFE) integriert Gleichgewichts-
und Kraftübungen in alltägliche Handlungen und Routinen älterer Menschen. Mit diesem
Ansatz reduziert sich die Sturzhäufigkeit bei Risikogruppen signifikant. Das fand
eine Forschungsgruppe um die Ergotherapeutin Lindy Clemson an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften
der australischen Universität Sydney heraus.
Die Forscher evaluierten die Wirksamkeit des ergotherapeutischen LiFE-Programms im
Rahmen einer randomisierten kontrollierten Pilotstudie. 34 selbstständig und allein
lebende Menschen mit einem Mindestalter von 70 Jahren nahmen daran teil. Ein unabhängiger
Forscher wies sie zunächst nach dem Zufallsprinzip zwei Gruppen zu. Die Probanden
der Experimentalgruppe nahmen an der LiFE-Intervention teil, während die Kontrollgruppe
keine Therapie erhielt. Die LiFE-Intervention fand innerhalb von drei Monaten im Rahmen
von fünf Hausbesuchen und zwei Verstärker-Besuchen statt. Im Anschluss daran telefonierten
die zuständigen Ergotherapeuten zudem zweimal mit den Klienten.
Eine Analyse des relativen Risikos nach sechs Monaten ergab, dass die Teilnehmer der
LiFE-Intervention signifikant seltener stürzten als die Klienten der Kontrollgruppe.
Außerdem wirkte sich die LiFE-Intervention positiv auf die dynamische Balance und
das Gefühl der Selbstwirksamkeit aus. Aus Sicht der Forscher belegt die Pilotstudie,
dass die alltagsorientierte LiFE-Intervention die Sturzgefahr bei Klienten mit erhöhtem
Risikopotenzial vermindern kann. Sie sehen allerdings Bedarf an weiteren Forschungsprojekten
mit größeren Stichproben, um die Langzeitwirkung, die Erfolgsmechanismen und die klinische
Signifikanz dieser neuen Methode nachhaltig zu untermauern.
fk
Kommentar
Endlich eine aussagekräftige RCT-Studie, die ein alltagsorientiertes Programm zur
Sturzprävention evaluiert! Auch wenn es sich zunächst um eine Pilotstudie mit kleiner
Stichprobe handelt, so gelangt sie doch zu vielversprechenden Ergebnissen. Demnach
reduziert die alltagsbezogene LiFE-Intervention Stürze signifikant und steigert zudem
das Gefühl der Selbstwirksamkeit.
Allerdings bleibt abzuwarten, inwieweit eine größer angelegte RCT-Studie zu vergleichbaren
Ergebnissen gelangt. Außerdem stellt sich die Frage, ob die beschriebene Methode anderen
Ansätzen in der Sturzprävention überlegen ist. Letzteres würde einmal mehr die handlungs-
und alltagsorientierte Herangehensweise der ergotherapeutischen Profession aufwerten.
So setzt sich die zeitgenössische Ergotherapie ja intensiv mit der Frage auseinander,
welche gesundheitsrelevante Bedeutung Alltagsroutinen oder Handlungsadaptationsprozesse
für den Menschen haben. Weitere Forschungsprojekte zu diesem Interventionsansatz darf
man also mit Spannung erwarten.
Florence Kranz, Ergotherapeutin Bc OT, cand. M.A.
AOTJ 2010; 57: 42–50