Der Klinikarzt 2011; 40(04): 210
DOI: 10.1055/s-0031-1279931
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Antikoagulation bei Vorhofflimmern – Schlaganfallschutz hat oberste Priorität

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Publication Date:
16 May 2011 (online)

 
 

Eine der gravierendsten Folgen des Vorhofflimmerns ist die Thrombusbildung im linken Vorhof, insbesondere im Herzohr. Schon wenige Stunden Vorhofflimmern genügen, um die Gerinnung zu aktivieren. Deshalb sind nicht nur Patienten mit persistentem oder permanentem Vorhofflimmern, sondern auch Patienten mit paroxysmalem Vorhofflimmern gefährdet, sagte Prof. Thomas Meinertz, Hamburg. Hat sich ein Thrombus gebildet, besteht jederzeit die Gefahr, dass sich ein Gerinnsel löst und in die zerebrale Strombahn gerät. Etwa 15 % aller Schlaganfälle entstehen auf diese Weise.

Frequenzkontrolle und Antikoagulation

Je länger Vorhofflimmern andauert, desto geringer werden die Aussichten, durch eine Ablation Heilung zu erreichen. Auch Antiarrhythmika sind nur begrenzt in der Lage, die Patienten im Sinusrhythmus zu halten. Somit bleiben für die Mehrzahl der Patienten, die mit Vorhofflimmern leben müssen, 2 Therapieoptionen verfügbar: Die Frequenzkontrolle zur Linderung der Symptome und die Antikoagulation zum Schutz vor Thrombosen.

Der Nutzen der Antikoagulation mit Vitamin-K-Antagonisten ist heute unumstritten. Das Schlaganfallrisiko bei Vorhofflimmern lässt sich um mehr als 60 % verringern. Doch diese Substanzen haben erhebliche Limitationen: Sie weisen ein sehr enges therapeutisches Fenster, hohe Variabilität der Dosis-Wirkungsbeziehung sowie zahlreiche Interaktionen mit Nahrungsmitteln und anderen Medikamenten auf. Daher sind regelmäßige Gerinnungskontrollen erforderlich, erläuterte Prof. Christiane Espinola-Klein, Mainz.


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Neue Wege mit Edoxaban

Der Bedarf für neue Antikoagulanzien ist deshalb groß. Einer der neuen Hoffnungsträger ist der direkte Faktor-Xa-Inhibitor Edoxaban. Er wird einmal täglich verabreicht und zeichnet sich durch eine vorhersagbare Dosis-Response-Kurve aus. Die Wirkung setzt bei einer Bioverfügbarkeit von mehr als 45 % rasch ein und hält mit einer Halbwertszeit von 9-11 Stunden lange an. Edoxaban wird zu einem Drittel durch die Nieren und zu zwei Dritteln mit den Faeces ausgeschieden. Die Wirkung wird durch Nahrungsaufnahme nur minimal beeinflusst, und es gibt mit einer Ausnahme (stark wirksame P-Glykoproteininhibitoren) keine Interaktionen mit Arzneimitteln.

In einer Phase-II-Studie wurde Edoxaban bei Patienten mit Vorhofflimmern mit Warfarin verglichen. Es zeigte sich, dass die Blutungsinzidenz von Edoxaban bei zweimal täglicher Gabe erhöht war, bei einmal täglicher jedoch mit Warfarin vergleichbar. In der Phase-III-Studie ENGAGE-AF-TIMI 48 werden deshalb einmal täglich 30 mg und einmal täglich 60 mg (bei Niereninsuffizienz die Hälfte) mit Warfarin (INR 2,0-3,0) verglichen. Die Ergebnisse der Studie, die über 20 000 Patienten eingeschlossen hat, werden im nächsten Jahr erwartet.

Dr. med. Angelika Bischoff, Planegg

Quelle: Educational Press Workshop "Clinical Practice of Anticoagulation - Insights and Perspectives of Compliance Improving Treatment Strategies" am 17. Februar 2011 in Mainz. Veranstalter: Daiichi-Sankyo Deutschland GmbH, München


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