Eine First-Line-Konsolidierungstherapie mit 90Y-Ibritumomab-Tiuxetan (Zevalin®) verlängert anhaltend das progressionsfreie Überleben (PFS) von Patienten mit fortgeschrittenem follikulärem Lymphom. Die PFS-Verlängerung liegt bei nahezu 3 Jahren, wie die aktuellen Follow-up-Daten der FIT-Studie (First-line Indolent Trial) dokumentieren. "Das Ergebnis ist für die Patienten relevant, da sie dank der Radioimmuntherapie eindeutig länger ohne weitere Behandlung leben", betonte Prof. Dr. Christian Buske, Ulm, bei einem Pressegespräch in Köln.
Als Therapieoption noch oft unterschätzt
Als Therapieoption noch oft unterschätzt
Die Radioimmuntherapie (RIT) stellt nach seinen Worten eine wichtige Behandlungsoption beim follikulären Lymphom dar, die in ihrer Bedeutung aber oft noch unterschätzt wird. Das Verfahren ist laut Buske in praktisch allen Krankheitsstadien als vielversprechender Therapieansatz dokumentiert. Ursprünglich zugelassen wurde 90Y-Ibritumomab für die Therapie von Patienten mit refraktärem oder rezidiviertem CD20-positivem follikulärem Lymphom. Inzwischen ist die Option aufgrund der positiven Studiendaten auch zur First-Line-Konsolidierung bei fortgeschrittener Erkrankung zugelassen. Weitere Studiendaten belegen eine gute klinische Wirksamkeit bei noch nicht zugelassenen Indikationen wie dem großzelligen B-Zell-Lymphom und dem Mantelzelllymphom.
In der FIT-Studie wurden laut Buske 409 Patienten, die auf die Induktionstherapie mit einer kompletten oder partiellen Remission reagiert hatten, mit einer RIT-Infusion behandelt [1], was eine signifikante Verlängerung des progressionsfreien Überlebens von durchschnittlich 15 auf 49 Monate (p < 0,001) zur Folge hatte (Abb. [1]). Konkret leben laut Buske im Kontrollarm nach der nunmehr 5,5-jährigen Beobachtungszeit noch 29 %, im Verumarm der Studie jedoch noch 47 % der Patienten ohne Krankheitsprogress.
Abb. 1 Durch die Konsolidierung mittels Radioimmuntherapie verlängert sich das progressionsfreie Überleben (PFS) beim follikulären Lymphom um knapp 3 Jahre.
Verbesserte Qualität des Ansprechens
Verbesserte Qualität des Ansprechens
Bemerkenswert ist nach Angaben des Mediziners ferner, dass sich als Folge der Konsolidierungstherapie sogar die Qualität des Ansprechens verbesserte: Nach der Induktionstherapie zeigten 52 % der Patienten, nach der Radioimmuntherapie aber 87 % der Studienteilnehmer ein komplettes Ansprechen (CR und CRu).
Die Verträglichkeit der Therapie war allgemein gut. Es wurden keine signifikanten Unterschiede in der Inzidenz von sekundären Malignomen zwischen den beiden Gruppen beobachtet und auch keine zusätzliche Spättoxizität. "Bemerkenswert ist zudem, dass die Radioimmuntherapie keine weiteren Therapiechancen verbaut", erklärte Buske weiter. Vielmehr sind im Falle einer Krankheitsprogression praktisch alle anderen Therapieoptionen bis hin zu einer Stammzelltransplantation problemlos durchführbar.
Mögliche Alternative zur Chemotherapie
Mögliche Alternative zur Chemotherapie
Die Radioimmuntherapie bietet sich auch als mögliche Alternative zur Immun-Chemotherapie an, wie Priv.-Doz. Christian Scholz, Berlin, darlegte. Dies zeigen die Ergebnisse einer Phase-II-Studie bei 60 Patienten mit follikulärem Lymphom (Stadium II–IV), die direkt nach der Erstdiagnose mit 90Y-Ibritumomab behandelt wurden [2]. Bei 53 % der 58 Patienten, deren Daten auswertbar waren, ergab sich innerhalb von 6 Monaten ein komplettes Ansprechen. Bei weiteren 31 % wurde eine partielle Remission erwirkt. "Das entspricht einer mit insgesamt 84 % vergleichsweise hohen Ansprechrate", betonte Scholz in Köln. Bei 69 % der Patienten, bei denen bei Studienbeginn der molekulare Hintergrund bestimmt worden war, wurde zudem eine vollständige molekulare Remission erwirkt. Die Radioimmuntherapie erwies sich damit in ihrer klinischen Wirksamkeit einer initialen Immun-Chemotherapie als vergleichbar. Das mittlere progressionsfreie Intervall der Patienten liegt derzeit bei etwa 25,5 Monaten, wobei der Median für die Zeit bis zur nächsten Behandlung noch nicht erreicht ist. Die Therapieergebnisse werden aber bei deutlich besserer Verträglichkeit im Vergleich zur Chemotherapie erwirkt. So ist die zu beobachtende Hämotoxizität moderat. Zwar traten Thrombozytopenien und Leukopenien als Folge der Behandlung auf, diese waren jedoch in keinem Fall transfusionspflichtig. Es kam ferner zu Neutropenien, nicht jedoch zu schweren Infektionen mit Klinikaufnahme. "Ein Studienabbruch war bei keinem Patienten notwendig", betonte der Mediziner. Für die Patienten relevant ist nach seinen Angaben auch die Tatsache, dass keine Polyneuropathie und kein Haarausfall auftrat und dass keine Kardiotoxizität zu befürchten ist.
Patientenfreundliche Anwendung
Patientenfreundliche Anwendung
Für Zevalin® spricht nach Dr. Nicole Lewke, Leverkusen, ferner die einfache und patientenfreundliche Anwendung: Der Antikörper muss nur einmal als 10-minütige Infusion verabreicht werden und es sind nicht wie bei der Chemotherapie mehrere Behandlungszyklen erforderlich. Lewke: "Die Behandlung erfordert nur einen geringen organisatorischen Aufwand, ist nebenwirkungsarm und mit einer nur geringen Belastung für die Patienten verbunden und somit auch für die Behandlung älterer Lymphom-Patienten gut geeignet."
Christine Vetter, Köln
Quelle: Pressekonferenz "Radioimmuntherapie – denn sie tun nicht, was sie wissen" am 12. April 2011 in Köln. Der Text entstand mit freundlicher Unterstützung von Bayer Vital GmbH