Orale Antikoagulation kann zwei Drittel aller ischämischen Schlaganfälle verhindern und ist bei allen Patienten mit Schlaganfallrisiko und Vorhofflimmern indiziert, betonte Prof. Paulus Kirchhof, Münster. Die Antikoagulation sollte mit der Diagnose, abhängig vom Schlaganfallrisiko anfangen und lebenslang fortgeführt werden. Dennoch wird in den Allgemeinkrankenhäusern und bei Internisten sowie Hausärzten nur bei ca. 60 % der Patienten, die nach gültigen Leitlinien (CHADS2-Score > 2) zu therapieren wären, eine Entscheidung zur Antikoagulation getroffen. Bei niedergelassenen Kardiologen und in spezialisierten Krankenhäusern (tertiary care center) sind es immerhin an die 80 %. Daten aus Registern, die lediglich Patienten mit einer Erstdiagnose einschließen, fallen dabei in der Regel schlechter aus. In der Regel erhält spätestens nach 5 Jahren Vorhofflimmern jeder bedürftige Patient eine Antikoagulation.
AVERROES-Studie: Apixaban versus ASS
Für eine erfolgreiche Antikoagulation wünscht sich der Neurologe Prof. Hans-Christoph Diener, Essen, neue Substanzen, die besser zu händeln sind als der von den Patienten häufig abgelehnte Vitamin-K-Antagonist (Warfarin). Zudem findet es Diener verwunderlich, warum in den Leitlinien bis heute immer noch ASS erwähnt wird – wofür es nach seiner Darstellung keine wissenschaftliche Evidenz gibt.
Dies wurde unter anderem in der AVERROES-Studie (Studie bei Vorhofflimmern zum Verhindern von Schlaganfällen - Faktor Xa Antagonist Apixaban gegen ASS) deutlich. Diese Studie rekrutierte Patienten mit Vorhofflimmern und mindestens einem Risikofaktor, für die Warfarin nach Meinung des behandelnden Arztes ungeeignet war, oder die die Substanz nicht einnehmen wollten. Die im Mittel 70-jährigen Patienten erhielten entweder 2-mal täglich 5 mg des oralen Gerinnungshemmers Apixaban oder ASS in einer Dosis zwischen 81 und 324 mg. Die Studie wurde vorzeitig abgebrochen als sich zeigte, dass Apixaban hochsignifikant besser wirksam war als ASS in der Verhinderung von Schlaganfällen und systemischen Embolien, bei einer vergleichbaren Rate an schwerwiegenden Blutungen.
ARISTOTLE-Studie: Apixaban versus Marcumar
In einer weiteren Studie bei Vorhofflimmern zum Verhindern von Schlaganfällen, ARISTOTLE (Apixaban for the Reduction In Stroke and other ThrombemboLic Events in atrial fibrillation) wird aktuell der Faktor Xa Antagonist Apixaban mit Marcumar verglichen. Erste Ergebnisse werden, so Diener, beim diesjährigen ESC-Kongress in Paris vorgestellt. Wir dürfen gespannt sein.
Dr. Daniel Bomar, Linkenheim-Hochstetten
Quelle: Symposium – Antikoagulation in der Kardiologie – Was bringt uns die Zukunft? Im Rahmen der 77. Jahrestagung der DGK, 30. April 2011 in Mannheim. Veranstalter: Bristol-Myers Squibb GmbH & Co. KGaA und Pfizer Pharma GmbH