Gesundheitswesen 2012; 74(06): 389-396
DOI: 10.1055/s-0031-1280758
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Arbeitssituation und Gesundheit von Hausärzten in Rheinland-Pfalz: Erste Ergebnisse einer landesweiten Befragung[*],[**]

Working Conditions and Health of General Practitioners in Rhineland-Palatinate, Germany: First Results of a State-Wide Survey
M. Unrath
1   Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität, Mainz
2   Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin, Universität Münster
,
H. Zeeb
3   Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität, Mainz
4   Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin, Bremen
,
S. Letzel
1   Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität, Mainz
,
M. Clauss
1   Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität, Mainz
,
L. C. Escobar Pinzón
1   Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität, Mainz
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
13 July 2011 (online)

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Zusammenfassung

Ziel der Studie

Die vorliegende Studie sollte das Ausmaß von arbeitsbedingter Belastung und Stress sowie die gesundheitliche Situation deutscher Hausärzte mittels standardisierter und validierter Instrumente erfassen. Darüber hinaus sollten Möglichkeiten der systematischen Stressprävention in der Zielpopulation eruiert werden.

Methodik

Das Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Universitätsmedizin Mainz führte in den Monaten Juni und Juli 2009 eine landesweite anonyme Befragung aller in Rheinland-Pfalz niedergelassenen Fachärzte für Allgemeinmedizin, praktischen Ärzte und Ärzte ohne Facharztausbildung auf postalischem Weg durch (Querschnittsdesign, N=2 092).

Ergebnisse

808 Ärzte nahmen teil (Rücklaufquote 38,6%), n=790 gingen in die Analyse ein. Es zeigten sich eine hohe Arbeitsbelastung und ein ausgeprägtes subjektives Stresserleben. Die wöchentliche Arbeitszeit betrug 54,4 Stunden, wovon rund ein Viertel (13,4 Stunden) auf Verwaltungstätigkeiten entfiel. 86,8% der Hausärzte überschritten den Cut-Off >1 des ERI-Q (Kurzversion) für hohen Stress. Die Ärzte hatten im vorangegangenen Jahr an durchschnittlich 8 Tagen gearbeitet, an denen sie eigentlich zu krank waren, um ihrer Tätigkeit nachzugehen. Konkrete Verbesserungsvorschläge der Ärzte bezogen sich unter anderem auf den Abbau bürokratischen Aufwands, die Verbesserung der finanziellen Situation bzw. der finanziellen Sicherheit und die Reduzierung der Arbeitslast. Darüber hinaus wurden Supervision und systematische Entspannungsverfahren häufig als hilfreich für den Stressabbau erlebt.

Schlussfolgerung

Die vorliegende Studie ist ein wichtiger erster Schritt, um die Arbeitssituation und Gesundheit von Hausärzten in Deutschland systematisch zu untersuchen. Angesichts der berichteten Ergebnisse erscheinen flächendeckende stresspräventive Maßnahmen dringend notwendig.

Abstract

Aim

The present study was designed to assess work stress and strain of German general practitioners as well as their health situation by means of standardised and validated instruments. A further objective was to investigate potential means to systematically prevent stress in the target population.

Methods

The Institute of Occupational, Social and Environmental Medicine of the University Medical Centre of Mainz carried out a state-wide anonymous survey between June and July 2009. Altogether, 2 092 practice-based GPs in the federal German state of Rhineland-Palatinate were asked to take part in the cross-sectional study via postal mail.

Results

808 GPs participated (response rate 38.6%), n=790 of these were eligible for the analysis. We found high levels of work strain and perceived stress. The estimated weekly workload was 54.4 h, about one quarter of which (13.4 h) was dedicated to administrative work. 86.8% of the GPs exceeded the cut-off >1 of the ERI-Q (short version) indicating a high stress level. In the preceding year, participants had kept up their work on an average of 8 days on which they actually felt too sick to work. Measures to prevent stress, as suggested by the general practitioners themselves aim at a reduction of administrative work, an improvement of the financial situation − especially in terms of a higher financial security − and a decrease of the workload. Users of professional supervision and systematic relaxation techniques rated these as helpful regarding stress reduction.

Conclusion

The present study is an important first step to systematically assess the working situation and health of GPs in Germany. The results reported here indicate an urgent need for actions to prevent stress.

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* Hinweis zur Schreibweise Im vorliegenden Artikel wird aufgrund der besseren Lesbarkeit und Verständlichkeit im Allgemeinen auf die männliche Form zurückgegriffen. Selbstverständlich sind stets sowohl männliche als auch weibliche Personen gemeint, wenn von „Hausärzten“ oder „Teilnehmern“ die Rede ist. In den Abschnitten, in denen nur männliche oder nur weibliche Personen gemeint sind, wird dies explizit so formuliert.


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** Ethische und rechtliche Anforderungen Die Untersuchung wurde in Abstimmung mit der Ethikkommission der Landesärztekammer Rheinland-Pfalz sowie dem Landesbeauftragen für den Datenschutz Rheinland-Pfalz den ethischen Standards der Deklaration von Helsinki sowie den aktuellen Datenschutzbestimmungen entsprechend durchgeführt.


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