Diese Studie zeigt, dass das Auftreten von Fieber und Leukozytose im frühen postoperativen Intervall ein sehr häufiges und als normale Reaktion auf die Operation zu wertendes Phänomen ist, ohne im Zusammenhang mit einer Gelenkinfektion zu stehen. Die Einordnung entsprechender Befunde fällt den behandelnden Ärzten dennoch häufig schwer, sodass häufig vermeidbare weitergehende Diagnostik betrieben wird.
In dieser Studie zeigten sich in 28,6 % (Knie-TEP) bzw. 20,5 % (Hüft-TEP) der weiterführenden Untersuchungen jedoch positive Ergebnisse, woraus die Schlussfolgerung gezogen werden könnte, dass die weiterführende Diagnostik gerade eben nicht vermeidbar, sondern indiziert ist. Die Autoren erwähnen hierzu in ihrer Diskussion einige Gründe (Hautkeimkontamination von Blutkulturen, unspezifische BKS-Erhöhungen, Mehrfachuntersuchungen am selben Patienten), und kommen zu dem Schluss, dass nur 10 % der Untersuchungen wegweisende Befunde erbringen konnten (Harnwegsinfekte und Lungeninfiltrate). Hier muss ergänzt werden, dass aufgrund des retrospektiven Studiendesigns eben nicht alle Patienten mit Fieber und Leukozytose weiterführend untersucht wurden, sondern nur eine kleine Auswahl, die sich vermutlich durch weitere klinische Symptome ausgezeichnet haben dürfte. Hier offenbart die Studie also ihre größte Schwäche.
Dennoch steht am Ende dieser Studie die wichtige Schlussfolgerung, dass weiterführende Diagnostik bei postoperativem Fieber und Leukozytose nur dann sinnvoll erscheint, wenn weitere Hinweise für eine Pathologie vorliegen, um unnötige Untersuchungen einzusparen. Eine zentrale Bedeutung besitzt dabei die Aufklärung der Patienten über die fehlende Spezifität von Fieber und Leukozytose, um Verunsicherungen zu vermeiden.
Dr. med. Stefan Budde