Der Klinikarzt 2011; 40(06/07): 278
DOI: 10.1055/s-0031-1283107
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Typ-2-Diabetes – Nutzen einer normnahen Blutzuckersenkung bleibt unklar

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Publikationsdatum:
20. Juli 2011 (online)

 
 

Epidemiologische Studien haben gezeigt, dass bei Menschen mit Typ-2-Diabetes das Risiko für gefäßbedingte Erkrankungen oder Todesfälle mit der Höhe der Blutzuckerwerte steigt. Um Folgeschäden zu vermeiden, empfehlen Leitlinien die Senkung der Blutzuckerwerte auf Werte im "normnahen" Bereich. In dem am 5.7.2011 vorgelegten Bericht, einem sogenannten Rapid Report, hat das IQWiG untersucht, ob diese Therapiestrategie das Risiko für Diabetes-Folgekomplikationen vermindert.

Vergleich von 2 Therapiestrategien

Das IQWiG hat dazu randomisierte kontrollierte Studien gesucht, die 2 Therapiestrategien bei Patientinnen und Patienten mit Typ-2-Diabetes miteinander verglichen: In einer Gruppe sollten die Maßnahmen darauf zielen, den Blutzucker langfristig auf normnahe Werte zu bringen. In der Vergleichsgruppe sollte es diese Absicht nicht oder nicht in gleichem Maße gegeben haben. Maßgebliche Kriterien waren dabei die Sterblichkeit (Gesamtsterblichkeit), Diabetes-Folgekomplikationen (Herzinfarkte, Schlaganfälle, Nieren- oder Augenschädigungen u.a.) sowie die Lebensqualität.

Das IQWiG konnte 7 Studien in die Bewertung einbeziehen, an denen insgesamt 28 000 Patienten teilgenommen hatten. Die Studien waren recht unterschiedlich: 4 Studien waren bereits zwischen den 1960er und 1990er Jahren entstanden, die übrigen nach dem Jahr 2000. Teils handelte es sich um Patienten einer bestimmten Ethnie (Japan), und in einigen Studien wurden Medikamente breit eingesetzt, die heute nicht mehr auf dem Markt sind (Rosiglitazon).


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Bei wichtigen Therapiezielen keine Unterschiede

Bei der Auswertung dieser Studien fand sich bei maßgeblichen Aspekten der Therapie keine Unterschiede zwischen den beiden Gruppen: Weder zur Gesamtsterblichkeit noch zu tödlichen Herzinfarkten, (tödlichen und nichttödlichen) Schlaganfällen, zu Niereninsuffizienz (und ihren Vorstufen), Amputationen oder Vorstufen der Erblindung gibt es Belege oder Hinweise darauf, dass eine der beiden Therapiestrategien mehr Vor- oder Nachteile bietet. Was die Zielgrößen Lebensqualität und Erblindung betrifft, gibt es nicht genügend Daten.

Lediglich beim Therapieziel nichttödliche Herzinfarkte fand das IQWiG in den Studien Hinweise, dass Patienten mit Typ-2-Diabetes von einer normnahen Blutzuckersenkung einen Vorteil hatten. Gleichzeitig gibt es aber auch Hinweise, dass schwere Unterzuckerungen sowie andere schwerwiegende Ereignisse zum Teil deutlich häufiger auftreten als bei einer weniger intensiven Blutzuckersenkung.

In der Gesamtschau decken sich die Ergebnisse des aktuellen IQWiG-Berichts mit denen in jüngster Zeit durchgeführten Übersichtsarbeiten und Metaanalysen, die andere Wissenschaftler in jüngerer Zeit durchgeführt und vorgelegt haben.

Pressemitteilung IQWiG, 5.7.2011


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