Die ambulant erworbene Pneumonie (CAP) ist eine häufige Komplikation der Influenza.
Dabei kann es primär zu einer viralen Pneumonie kommen oder häufiger zu einer sekundären
bakteriellen Pneumonie. In den letzten Jahren konnten etliche immunologische Abläufe
identifiziert werden, die infolge einer primären Influenza-Virusinfektion eine sekundäre
bakterielle Infektion begünstigen. In der vorliegenden Studie prüften A. Tessmer et
al., inwiefern die Influenza-Impfung den Verlauf einer CAP beinflusst.
Die jährlichen Influenza-Epidemien verursachen eine erhebliche saisonale Morbidität
und Mortalität. Da diese durch eine Vak-zination reduziert werden können, empfiehlt
die Ständige Impfkommission (STIKO) in Deutschland eine jährliche Influenza-Impfung
für folgende Risikogruppen:
In einer aktuellen Studie des Kompetenznetzwerks CAPNETZ wurden alle deutschlandweit
zwischen Juli 2002 und Dezember 2006 prospektiv aufgenommenen CAP-Patienten ≤ 18 Jahre
untersucht. Je nach Auftreten der CAP wurden die Patienten einer Influenza-Saison-
(Dezember bis April) und Off-Saison-Kohorte (Mai bis November) zugeteilt. Die Schwere
der CAP wurde anhand des CURB Score (CURB: Confusion, Urea Nitrogen, Respiratory Rate,
Blood Pressure) bestimmt. Des Weiteren wurde der Biomarker Procalcitonin (PCT) bestimmt.
Da PCT-Serumkonzentrationen bei bakteriellen Infektionen rasch ansteigen und bei Viruserkrankungen
niedrig bleiben, konnten mithilfe dieses Markers Patienten mit schweren Verläufen
bakterieller Pneumonien identifiziert werden. Anhand multivariater Analysen wurde
die Assoziation von Impfstatus, Schwere der CAP und Mortalität untersucht sowie an
entsprechende Konfounder adjustiert.
Insgesamt wurden 5677 Patienten in die Untersuchung aufgenommen, von denen 5000 einen
dokumentierten Influenza-Vakzinationsstatus hatten. Etwa ein Drittel jeder Kohorte
war mit dem aktuell für Deutschland empfohlenen trivalenten Impfstoff geimpft (Influenza-Saison:
36,2 %; Off-Saison: 32,8 %). Innerhalb der Influenza-Saison-Kohorte (n = 2368) hatten
die geimpften Patienten eine deutlich leichtere CAP im Vergleich zu den nicht geimpften
Patienten (für CURB ≤ 1: OR 0,76 [95 % KI: 0,60-0,98]; für Procalcitonin ≤ 2 ng/ml:
OR 0,53 [95 % KI: 0,35-0,81]; für Procalcitonin ≤ 0,5 ng /ml: OR 0,71 [95 % KI: 0,51-0,99]).
Darüber hinaus zeigten die geimpften Patienten der Influenza-Saison-Kohorte ein besseres
Gesamtüberleben innerhalb der 6-Monats-Verlaufskontrolle (HR 0,63, 95 % KI: 0,45-0,89).
In Bezug auf das Kurzzeitüberleben (14 und 30 Tage) ergab sich allerdings kein Vorteil
für sie. Die genannten Unterschiede waren innerhalb der Off-Saison-Kohorte (n = 2632)
nicht nachzuweisen (Tab. [1]).
Die vorliegende Studie ist die derzeit größte prospektive Beobachtungsstudie, die
den Einfluss einer Influenza-Impfung auf den CAP-Verlauf untersucht. Aufgrund der
Daten gehen die Autoren davon aus, dass eine vorausgegangene Impfung innerhalb der
Influenza-Saison mit einem leichteren Erkrankungsverlauf von CAP (Morbidität) und
einem verbesserten Langzeitüberleben einhergeht. Die Pneumonie-assoziierte Mortalität
(30-Tage) wurde nicht beeinflusst. Damit unterstützen die Ergebnisse die Empfehlungen
der STIKO zur jährlichen Influenza-Impfung. Zudem lassen die Ergebnisse vermuten,
dass CAP in den Wintermonaten häufiger viral („Influenza-Virus“) getriggert ist.
Tab.1 Einfluss der Influenza-Impfung auf verschiedene Parameter für die Influenza-Saison-
und Off-Saison-Kohorte (Ergebnisse der multivariaten Analyse).
Dr. Antje Tessmer, Berlin